Vier Tore, unzählige Chancen und ein enorm hohes Tempo: Das Topspiel zwischen Manchester City und dem FC Liverpool war ein Augenschmaus und wurde den grossen Vorschusslorbeeren mehr als gerecht. Die zu Beginn wie entfesselt aufspielenden «Citizens» legten durch Kevin De Bruyne in der 5. Minute und Gabriel Jesus neun Minuten vor der Pause zweimal vor, doch die «Reds» kamen durch Diogo Jota in der 12. Minute und Sadio Mané unmittelbar nach der Pause zweimal zum Ausgleich.
Trotz grossen Problemen kam Liverpool so zu einem hart erkämpften 2:2-Unentschieden und konnte den Rückstand auf Leader ManCity bei einem Punkt halten. Bereits am nächsten Samstag kommt es im FA-Cup-Halbfinal zum nächsten Duell der beiden Fussball-Giganten, zunächst geht unser Blick aber zurück auf das Topspiel von gestern.
Im Vergleich zum Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Benfica Lissabon nahm ManCity-Trainer Pep Guardiola drei Änderungen vor: Für Nathan Ake, Ilkay Gündogan und Riyad Mahrez rückten Kyle Walker, Phil Foden und Gabriel Jesus ins Team. Vor allem die Nominierung von Jesus, der bislang eine enttäuschende Saison hatte, kam überraschend, doch Guardiola machte alles richtig.
Sein Plan, die «Reds» mit viel Tempo und einem extrem hohen Pressing permanent unter Druck zu setzen und so überhaupt nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, ging voll auf. Nach der wilden Anfangsphase mit den beiden frühen Treffern übernahm ManCity bald die Kontrolle über das Spiel. Zwar hielt sich der Ballbesitz der «Skyblues» mit 54 Prozent für einmal in Grenzen, doch dank überfallartigen Angriffen überspielten Kevin De Bruyne, Bernardo Silva und Co. die hoch aufgerückte Liverpool-Defensive ein ums andere Mal. «Ich kann mich nicht daran erinnern, wann sie jemals so viele Bälle hinter die Kette gespielt haben», erklärte Liverpool-Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel.
7:2 Torschüsse und eine Zweikampf-Bilanz von fast 63 Prozent verdeutlichen die Überlegenheit von ManCity im ersten Durchgang, einzig bei der Chancenauswertung patzte das Heimteam. Foden, João Cancelo und De Bruyne sündigten im Abschluss – Liverpool hätte sich nicht beschweren können, wenn es zur Pause 3:1 oder 4:1 gestanden hätte.
Man City 2-1 Liverpool HT:
— Squawka News (@SquawkaNews) April 10, 2022
xG: 0.79-0.46
Shots: 7-2
Shots on target: 4-2
Touches in opp. box: 18-9
Possession: 54%-46%
Corners: 4-0
Fouls: 5-7
A fantastic 45 minutes of football. #MCILIV pic.twitter.com/slrwgDAhno
Doch nur einmal ging bei den «Citizens» noch einmal alles auf: Nach einem perfekt getimten Pass von Cancelo war es Jesus, der den Ball zum 2:1 über die Linie drückte.
«Es war wie ein Boxkampf. Du hast für eine Sekunde deine Arme unten und bekommst einen massiven Schlag und du zitterst ein bisschen», fasste Klopp die erste Halbzeit passend zusammen. Nach der Pause, als sich die «Reds» endlich von den unzähligen «Schlägen» erholt hatten, konnten sie ManCity endlich besser in Schach halten. Sicherlich half dabei auch der sofortige Ausgleich durch Sadio Mané 46 Sekunden nach Wiederbeginn.
Der Abwehrverbund der «Reds» rückte etwas weiter nach hinten und war so besser gefasst auf die Bälle hinter die Kette. Bis kurz vor Schluss neutralisierten sich die beiden Teams, ehe die «Citizens» noch einmal aufdrehten und durch den eingewechselten Mahrez noch einmal zu zwei Topchancen kamen. Doch der Algerier scheiterte erst am Pfosten und chippte den Ball tief in der Nachspielzeit schliesslich auch noch übers Tor.
So blieb es beim glücklichen Punkt für die «Reds». «Tolles Spiel und mit dem Ergebnis können und müssen wir leben», bilanzierte Klopp nach dem Spiel und führte aus. «Mir haben viele Dinge gefallen. Ich glaube, wir waren näher als jemals zuvor und werden nicht aufhören, sie zu jagen.» Zuletzt hat Liverpool im November 2015 bei ManCity gewonnen, damals hiess der Trainer der «Skyblues» allerdings noch Manuel Pellegrini.
🗣 “The arms down for a second and you get a massive knock.”
— Football Daily (@footballdaily) April 10, 2022
Jürgen Klopp has compared Manchester City and Liverpool’s 2-2 draw to a boxing match. 🥊 pic.twitter.com/lHSYx2bPCs
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff kam es im Etihad Stadium zu einer amüsanten Szene: Guardiola wollte gerade zurück in die Richtung Spielerbank gehen, als Klopp ihn zum Handshake zu sich rief. Der Katalane machte rechts umkehrt, verpasste seinem Trainerkollegen einen enthusiastischen Handschlag und es kam zu einer innigen Umarmung.
RESPECT! Guardiola & Klopp hug it out at full-time 🤝 pic.twitter.com/5sxHfxpJrA
— Sky Sports Premier League (@SkySportsPL) April 10, 2022
Als sich die Emotionen etwas gelegt hatten, trafen sich die beiden Coaches vor ihren TV-Interviews erneut auf dem Rasen. Sie hielten einen längeren Schwatz, bevor sich Guardiola wie zuvor Klopp den Fragen der Journalisten stellte. Wie sein Gegenüber zeigte sich auch er trotz des verpassten Siegs zufrieden mit der Partie. «Für solche Spiele ist man Trainer», sagte der Katalane gut gelaunt bei «Sky». «Gegen diese Mannschaft kann man es kaum besser spielen», so sein erstes Resümee.
Nothing to see here, just two of the world's best managers having a moment together 🤩 pic.twitter.com/J6tcDCcqLo
— DAZN Football (@DAZNFootball) April 10, 2022
Doch Guardiola wäre nicht Guardiola, wenn ihn die Punktverluste nicht auch wurmen würden. «Wir sind zwar immer noch Tabellenführer, aber wir haben einen grossen Schritt verpasst», erklärte der City-Trainer etwas wehmütig. «Ich habe fast ein wenig das Gefühl gehabt, wir haben sie am Leben gelassen. Wir waren besser, aber leider blieb es beim 2:2.» Vor allem den Chancen von Mahrez kurz vor Schluss trauerte Guardiola nach: «Dort muss die Entscheidungsfindung besser sein», kritisierte er.
Später wurde Guardiola auch auf sein Verhältnis zu Klopp angesprochen. «Ich respektiere Jürgen so sehr. Er hat mich zu einem besseren Trainer gemacht», antwortete der 51-jährige Spanier, ergänzte jedoch: «Wir sind keine Freunde – wir gehen nicht zusammen essen – ich habe seine Nummer, aber ich rufe ihn nicht an.» Ausserdem wisse Klopp, dass er auch im nächsten Duell versuchen werde, ihn zu schlagen. Vielleicht gelingt im ja schon am nächsten Samstag im FA-Cup-Halbfinal der K.o.-Schlag.
🗣 “We aren’t friends, we don’t see each other. We never had dinner together, well dinner together one day in the hall of fame.”
— Football Daily (@footballdaily) April 10, 2022
Pep Guardiola on Jürgen Klopp. 😂 pic.twitter.com/FoWbnTWBjH