Mit dem heutigen Kracher zwischen Bayern München und Real Madrid (21 Uhr) beginnen die Champions-League-Halbfinals, morgen folgt dann vor über 81'000 Zuschauerinnen und Zuschauern das Duell zwischen Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain. Es dürften zwei packende Duelle werden, die in den Rückspielen bereits in der nächsten Woche entschieden werden.
Zwar gehen die Madrilenen und die Pariser als Favoriten in die Halbfinals der Königsklasse, doch haben beide Bundesligisten in der laufenden Saison bewiesen, international auch als Aussenseiter bestehen zu können. Doch ist ohnehin egal, wer sich am Ende durchsetzt. Der Final in Wembley am 1. Juni würde bei jeder der vier potenziellen Begegnungen eine besondere Geschichte bieten.
Das wahrscheinlichste Duell wäre jenes der Königlichen gegen PSG. Sollte es tatsächlich dazu kommen, schreiben sich die Geschichten im Vorfeld beinahe von alleine. Es scheint ein offenes Geheimnis, dass Kylian Mbappé im Sommer zu Real Madrid wechseln wird. Die Klubs wollen mit der Bekanntgabe angeblich nur noch darauf warten, bis ein weiteres Aufeinandertreffen ausgeschlossen ist. Das wäre also entweder nach einem allfälligen Ausscheiden eines der Vereine im Halbfinal oder erst nach dem Endspiel der Fall.
Es könnte somit ein sehr spezielles Spiel für Kylian Mbappé werden. Bringt er die europäische Krone zum Abschied doch noch in die französische Hauptstadt, wohin er 2017 für eine Ablösesumme von 180 Millionen Euro gewechselt hat, bevor er zum Rekordsieger weiterzieht? Oder verstärkt der möglicherweise beste Fussballer der Gegenwart auch noch den dann wieder amtierenden Champions-League-Sieger?
Ein besonderes Aufeinandertreffen gäbe es auch im Falle des zweiten potenziellen Finals mit Beteiligung von Real Madrid. Dann würde Jude Bellingham nämlich auf sein altes Team treffen. Bei Borussia Dortmund entwickelte sich der Engländer zwischen 2020 und 2023 von einem riesigen Talent zu einem der meist umworbenen Fussballer der Welt, gewann den DFB-Pokal und wurde zum besten Spieler der vergangenen Bundesliga-Saison gewählt. Am letzten Spieltag musste er jedoch zusehen, wie seine Kollegen die Meisterschaft noch vergeigten.
Im Londoner Wembley würde er nun wieder auf die alten Kollegen treffen – als noch reiferer und besserer Fussballer. Denn seit seiner Ankunft bei den Blancos hat Bellingham nie den Gedanken aufkommen lassen, dass die Bühne beim renommiertesten Fussballklub der Welt zu gross für ihn sein könnte. Gewinnt der 20-jährige Bellingham so früh in der Karriere als solch wichtige Stütze seines Teams bereits die Champions League, ist das etwas ganz Besonderes. Tut er dies dann ausgerechnet gegen den BVB, wäre es fast unbeschreiblich.
Der 25. Mai 2013 ist ein historischer Tag in der Geschichte des deutschen Fussballs. Erstmals in der Champions League und deren Vorgängerwettbewerb trafen zwei deutsche Klubs im Endspiel aufeinander: Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München lautete die Begegnung damals im legendären Wembley. Fast 200'000 deutsche Fussball-Fans sollen damals nach London gereist sein, obwohl nur 90'000 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz im Stadion hatten.
Elf Jahre später könnte es erneut zum Duell zwischen dem Rekordmeister und dem BVB kommen. Gerade in dieser national für beide Teams schwierigen Saison und aufgrund der grossen Sorgen der letzten Jahre, dass der deutsche Fussball international abgehängt werden könnte, wäre ein Champions-League-Final zwischen Münchnern und Dortmundern für viele wie Balsam für die Seele. London würde einmal mehr in Gelb und Rot erstrahlen.
Auch zwischen dem FCB und PSG würde es zu einer Final-Revanche kommen. Als der Klub des katarischen Präsidenten Nasser Al-Khelaifi 2020 zum ersten und bisher einzigen Mal in einem Champions-League-Final stand, unterlag er 0:1 gegen die Münchner, die sich den wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfussball damals zum sechsten Mal sicherten. Kommt es erneut zu diesem Aufeinandertreffen, könnten sich die Pariser allenfalls für die Niederlage in der Corona-Saison revanchieren.
Der heutige Bayern-Coach Thomas Tuchel stand damals noch beim Gegner an der Seitenlinie. Ein Wiedersehen mit seinem alten Arbeitgeber wäre auch für ihn eine besondere Geschichte. Zumal er wenige Monate nach dem verlorenen Champions-League-Final entlassen wurde, obwohl PSG lediglich einen Punkt hinter Leader Lyon lag. Tuchel und die Vereinsführung sollen nicht gerade im Guten auseinandergegangen sein. Es dürfte also eine zusätzliche Genugtuung für den 50-Jährigen sein, sollte er seinem Ex-Verein in die Parade fahren können. Zumal er seine eher verkorkste Amtszeit bei Bayern kurz vor Schluss so doch noch zum Erfolg wenden und sich für zukünftige Anstellungen in Position bringen könnte.