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Bilanz der Cup-Halbfinals – ein verletzter Polizist und eine Einsprache

Servettes Takuma Nishimura versucht die Fans zu beruhigen nach tumultartigen Szenen auf dem Spielfeld nach dem Halbfinal des Schweizer Fussball Cups zwischen dem FC Winterthur und Servette FC am Sonnt ...
Chaos auf der Schützenwiese nach dem Spiel zwischen Servette und Winterthur.Bild: keystone

Pyro-Eklat und Constantins Zorn – die Cup-Halbfinals waren nicht im Sinne des Fussballs

Ein Polizist verletzt, auch sonst chaotische Zustände in Winterthur. Und ein tobender Sion-Präsident Constantin, der das Ausscheiden nicht akzeptieren will und das Verdikt anficht.
30.04.2024, 07:2930.04.2024, 08:04
Christian Brägger/ ch media
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Eigentlich ist der Cupfinal vom 2. Juni im Berner Wankdorfstadion mit Lugano gegen Servette eine tolle Affiche zwischen zwei starken Super-League-Teams, Süden gegen Westen, sozusagen. Sion gegen Winterthur wäre ebenso reizvoll gewesen, weil beide Mannschaften an sich etwas Besonderes sind. Und ihr Verhältnis zum Cup das noch potenziert. Aber eben. Gekommen ist es anders, und gekommen ist es auch ganz und gar nicht im Sinne des Fussballs.

Da ist zum einen Christian Constantin, der sich den Penalty zum 0:2 weiter partout nicht gefallen lässt und bei der Swiss Sport Integrity, der Melde- und Untersuchungsstelle für Ethik-Vorfälle im Schweizer Sport, Einsprache erheben will. Und damit ein Wiederholungsspiel des verlorenen Cup-Halbfinals gegen Lugano erzwingen möchte. Als Grund für die Forderung gibt der Sion-Präsident den fehlenden VAR im Tourbillon an; zwischen Winterthur und Servette war der VAR da, ohne jedoch in Anspruch genommen werden zu müssen.

Das Reglement sieht bei gastgebenden Unterklassigen den VAR nicht per se vor. Constantin sieht in der Ungleichbehandlung jedoch eine absolute Ungerechtigkeit. Auch sagt er, dass der Schweizer Verband als Organisator des Cup die Möglichkeit hätte erwähnen müssen, den VAR im Tourbillon installieren zu können. Dumm nur, dass Sion bereits gegen die Young Boys im siegreichen Viertelfinal auf den VAR verzichtet hatte, obwohl das System grundsätzlich bereit wäre beim letztjährigen Super-League-Absteiger.

Joie de l'attaquant luganais Zan Celar, apres avoir marque le deuxieme but sur penalty au gardien valaisan Timothy Fayulu lors de la demi-finale de la Coupe de Suisse de football entre FC Sion et ...
Zan Celar verwandelte den umstrittenen Foul-Penalty für Lugano.Bild: KEYSTONE

So oder so: Constantin wird kein Wiederholungsspiel bekommen, weil es sich – ohne den VAR – um einen Tatsachentscheid von Schiedsrichter Urs Schnyder handelte. Obschon der Unparteiische falsch lag.

Verletzter Polizist in Winterthur

Zum anderen gab es auch den unsäglichen Nachgang beim zweiten Cup-Halbfinal, den die Genfer 1:0 gewannen. Und damit sei nicht nur an das verantwortungslose Fehlverhalten von etwa 30 Fans aus der Kurve der Romands erinnert, die den Platz stürmten. Einer warf gar eine brennende Pyro in die Osttribüne. Was für eine Untat, wobei man nur von Glück sprechen konnte, dass nicht mehr passierte.

Dazu kam, dass offenbar auch Fans aus Lausanne und eine Gruppierung aus Italien nach Winterthur gereist waren, und einzelne von ihnen – neben Winterthurer Fans – ebenfalls auf den Platz stürmten nach dem Schlusspfiff. Ohnehin ist bekannt, dass sich der Lausanner Anhang und jener von Servette nicht mögen.

Damit aber nicht genug. Es gab in der Folge auf dem Weg zum und im Bahnhof selber massive Sachbeschädigungen, Verwüstungen und auch Gewalt. So wurde laut verschiedenen Medienberichten ein Beamter verletzt, nachdem vermummte Anhänger die Polizei mit Steinen, Ruten oder Wurfgeschossen angegriffen hatten. Auch ist zu betonen, dass die Stadtpolizei für die Sicherheit ausserhalb der Schützenwiese verantwortlich ist, im Stadion jedoch ein privater Sicherheitsdienst und damit der FC Winterthur.

Servette Spieler bejubeln mit den Fans den Sieg beim Halbfinal des Schweizer Fussball Cups zwischen dem FC Winterthur und Servette FC am Sonntag, 28. April 2024, auf der Schuetzenwiese in Winterthur.  ...
Servette-Fans auf dem Spielfeld.Bild: KEYSTONE

Ausgerechnet jetzt

Der Fackelwurf in die Osttribüne ist ein Offizialdelikt und wird damit von Amtes wegen verfolgt. Ohnehin dürfte es mehrere Stadionverbote geben. Und der Verband wird handeln müssen, hohe Bussen sind das Mindeste. Nicht zuletzt geht es darum: Wie weiter mit der Fanproblematik? Gerade jetzt, wo Kaskadenmodell und Entscheide der KKJPD so sehr auf dem Prüfstand stehen. In Zürich beschloss jüngst die zuständige Bewilligungsbehörde, aus Sicherheitsgründen den Heimsektor des FC Zürich gegen den FC St.Gallen zu schliessen.

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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bravo
30.04.2024 08:56registriert Juli 2018
Die Fackel traf eine Familie auf der Tribüne. Was will man da noch sagen. Seit Jahren wird um dieses Problem rumgeschwafelt. Identifikation beim Eintritt und vollständige Kameraüberwachung, dann hört das schon auf.
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Tokyo
30.04.2024 09:40registriert Juni 2021
das was in Winterthur passiert ist, ist genau das was immer wieder passiert, und jedes mal wird die Gewaltbereitschaft negiert
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