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Anthony Edwards hatte keine Lust auf NBA – nun demütigt er sein Idol

Minnesota Timberwolves guard Anthony Edwards (5) celebrates toward Phoenix Suns forward Kevin Durant (35) after making a 3-point shot during the second half of Game 1 of an NBA basketball first-round  ...
Schreckt auch vor seinem Lieblingsspieler nicht zurück: Anthony Edwards lässt Kevin Durant wissen, wer das Feld als Sieger verlässt.Bild: keystone

Er hatte keine Lust auf Basketball – nun demütigte Anthony Edwards gar sein Idol

Anthony Edwards ist in der NBA der Mann der Stunde. Der 22-Jährige machte aus dem Verliererteam Minnesota einen waschechten Titelkandidaten – und schreckte dabei nicht einmal vor Superstar Kevin Durant zurück.
29.04.2024, 14:5629.04.2024, 16:11
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Als hätte er nicht schon genug Highlights geliefert in dieser Playoff-Serie, stürmt Anthony Edwards gut zwei Minuten vor Schluss noch einmal in Richtung Korb und hämmert den Ball mit aller Kraft durch die Reuse. Superstar Kevin Durant von den Phoenix Suns versucht gar nicht erst, ihn daran zu hindern.

Die Minnesota Timberwolves gehen mit vier Punkten in Führung, geben diese nicht mehr her und gewinnen auch das vierte Spiel der Best-of-7-Serie. Dank des 122:116-Erfolgs – 40 Punkte gehen auf Edwards' Konto – stehen die Timberwolves erstmals seit 20 Jahren im Viertelfinal der NBA. Für Phoenix um das Star-Trio Durant, Devin Booker und Bradley Beal ist die 0:4-Pleite hingegen eine kleinere Katastrophe.

Zu verdanken hat Minnesota den Erfolg vor allem einem Mann: dem furchtlosen Anthony Edwards. Der 22-jährige Shooting Guard erzielte gegen Phoenix im Schnitt 31 Punkte und war mit 6,3 Assists auch noch der beste Passgeber der Serie. Die überragenden Leistungen in den Playoffs kommen nach der bisher stärksten Saison in Edwards' noch junger Karriere, durch die er endgültig in die Riege der besten Basketballer der Welt aufgestiegen ist.

«Ich mag Basketball noch immer nicht wirklich.»
Anthony Edwards vor seiner NBA-Karriere

Dabei gab es grosse Zweifel an seiner Begeisterung für den Sport. Wenige Tage bevor er im November 2020 an erster Stelle des Drafts von den Timberwolves gewählt wurde, sagte er in einem Interview mit ESPN: «Ich mag Basketball noch immer nicht wirklich.» Viel lieber wäre er American-Football-Profi geworden, meinte Edwards, doch als er merkte, dass er mit dem orangen Ball talentierter war, wechselte er den Sport. Dennoch erklärte er: «Ich kann Basketball-Spiele nicht anschauen.»

Fan-Liebling dank Spektakel und Lebhaftigkeit

Es waren ungewöhnliche Aussagen für einen Athleten, der als eines der grössten Talente in seinem Sport galt und wenig später zum Hoffnungsträger eines ganzen Vereins wurde. Doch die Sorgen stellten sich als unbegründet heraus, in Minnesota wurde er schnell zu einem Fan-Liebling. Mittlerweile ist er mit seinem unerschrockenen und spektakulären Spielstil sowie seiner lebhaften Persönlichkeit bei vielen NBA-Fans einer der beliebtesten Spieler der Liga. Zwar äusserte er während der laufenden Saison erneut den Wunsch, einmal in der NFL zu spielen, doch würde niemand mehr sein Arbeitsethos infrage stellen.

Anders könnte er in dieser Liga, der im Basketball besten der Welt, gar nicht bestehen. Zumal er sich in seinen bisher vier Saisons stets verbessern konnte, in den letzten beiden Jahren wurde er zum All-Star gekürt, ausserdem wird ihm bescheinigt, das Potenzial zu haben, in Zukunft zum Gesicht der Liga zu werden. Dies liegt neben seinem Spielstil auch an seinem Selbstbewusstsein.

Einerseits scheut er nicht davor zurück, die Anführerrolle einzunehmen und auch älteren und erfahreneren Mitspielern klare Ansagen zu machen. So habe er eine wichtige Rolle gespielt, den Defensivspezialisten Rudy Gobert, der nach seiner Ankunft in Minnesota im Sommer 2022 eine schwierige Saison erlebte, ins Team zu integrieren. Mittlerweile ist der 31-jährige Gobert wieder in Topform und mit ein Grund für die zweitbeste Regular Season der Vereinshistorie.

«Hör verdammt nochmal auf zu foulen. Sonst werden wir nicht gewinnen, denn du bist der beste Offensivspieler in unserem Team.»
Edwards zu Mitspieler Towns

Auch gegenüber dem 28-jährigen Karl-Anthony Towns nahm Edwards kein Blatt vor den Mund. Der dominikanische Nationalspieler hatte in vergangenen Jahren in den Playoffs oft grosse Probleme, auch weil ihm oftmals zu viele Fouls unterliefen – nach dem sechsten fliegt man aus dem Spiel. Auch gegen Phoenix kam Towns aufgrund dessen im Vergleich zu seinen Mitspielern auf deutlich weniger Spielzeit. Deshalb sagte ihm Edwards vor dem entscheidenden Spiel: «Hör verdammt nochmal auf zu foulen. Sonst werden wir nicht gewinnen, denn du bist der beste Offensivspieler in unserem Team.» Dies nahm sich Towns zu Herzen: Er kam zwar erneut auf fünf Fouls, stand aber 39 der 48 Minuten auf dem Court und erzielte 28 Zähler.

Er erinnert an Michael Jordan

Es zeigt, wie wichtig Edwards trotz seines jungen Alters für dieses Team ist. Auch das gesteigerte Selbstvertrauen der Wolves, denen lange eine Verlierermentalität nachgesagt wurde, dürfte mit «Ant Man» zusammenhängen. Dieser scheut nämlich vor keiner Auseinandersetzung zurück und provoziert den Gegner auch gerne einmal mit ein bisschen «Trash Talk», was dem 1,93-m-Mann neben seinen spektakulären Dunks auch schon Vergleiche mit Michael Jordan eingebracht hat. Davor ist selbst Kevin Durant, den Edwards als Lieblingsspieler und Idol bezeichnet, nicht gefeit.

Als Edwards in Spiel 1 einen Dreier über den 14-fachen All-Star und zweifachen Champion verwandelte, liess er es diesen wissen. Später sprach er davon, dass es einer der «besten Momente in meinem Leben» war. Nach der Serie erklärte er zudem, sich darauf zu freuen, an den Olympischen Spielen im Sommer mit Durant zu spielen. Aber: «Ich werde ihn natürlich auch wissen lassen, dass ich ihn in den Playoffs nach Hause geschickt habe», sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Sein Idol nahm die kleinen Sticheleien nicht persönlich, vielmehr setzte der 35-Jährige zu einer Lobeshymne an: «Ich bin so beeindruckt von ihm. Ich schaue niemandem lieber zu als ihm.» Edwards sei extrem gereift, seit er in die NBA gekommen sei, und seine Liebe zu Basketball sei offensichtlich. «Er ist dankbar, in dieser Position zu sein, und nutzt jede Möglichkeit, die er bekommt. Das ist der Grund, weshalb er mein Lieblingsspieler ist. Ich liebe alles an ihm.»

Und wenn das selbst einer der prägendsten Figuren des Basketballs der letzten 15 Jahre sagt, werden die Sorgen um den Einsatzwillen Edwards' und dessen Liebe zum Spiel erst recht obsolet.

So geht es in den NBA-Playoffs weiter

Die Timberwolves sind der erste Viertelfinalist in der NBA-Saison. In der nächsten Runde dürfte Minnesota auf den amtierenden Champion Denver treffen. Die Nuggets um Nikola Jokic haben in der Nacht auf Dienstag die nächste Chance, die Los Angeles Lakers aus den Playoffs zu befördern. Auch Oklahoma City (3:0-Führung gegen New Orleans) könnte beinahe zeitgleich folgen. Einzig die Serie zwischen den LA Clippers und Dallas, die bisher je zwei Siege einfahren konnten, sorgt in der Western Conference für Spannung.

Auch in der Eastern Conference sieht es auf den ersten Blick in drei der vier Serien nach einer klaren Sache aus. Boston wird in der nächsten Nacht aller Voraussicht nach den dritten Sieg im vierten Spiel gegen Miami einfahren, während New York gegen Philadelphia und Indiana gegen Milwaukee jeweils 3:1 führen. Aufgrund der bisher sehr umkämpften und meist engen Spiele ist Philadelphia um Joel Embiid, der unter einer Gesichtslähmung leidet, die Wende aber durchaus zuzutrauen. Ebenso den Milwaukee Bucks, die auf eine Rückkehr von Superstar Giannis Antetokounmpo hoffen können. Der Grieche fehlte in den ersten vier Spielen verletzt. Völlig ausgeglichen ist nach vier Partien hingegen die Serie zwischen Cleveland und Orlando.

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