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LaLiga: Der spanische Fussball um Real und Barcelona ist in der Krise

Real Madrid's Karim Benzema reacts during the Champions League group D soccer match between Real Madrid and Sheriff, Tiraspol at the Bernabeu stadium in Madrid, Spain, Tuesday, Sept. 28, 2021. (A ...
Real-Stürmer Karim Benzema traut nach der 1:2-Niederlage gegen den krassen Aussenseiter Sheriff Tiraspol seinen Augen nicht.Bild: keystone

Abwanderung, Blamage, Streit: Was ist nur mit dem spanischen Fussball los?

An spanischen Mannschaften führte zuletzt kein Weg vorbei, wenn es um internationale Titel ging. Doch Liga und Teams haben an Glanz verloren. Und streiten sich. Nur ein Zwischentief oder der Beginn einer grossen Krise?
01.10.2021, 19:41
gabriel vilares / ch media
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Die spanische «LaLiga» war einst das Mass aller Dinge. Die beste Fussballliga der Welt. Eine Liga, in die es die filigransten Ballkünstler hinschlug. Ronaldo, Zinédine Zidane, Luís Figo, Ronaldinho, Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Neymar, etc. Allesamt waren sie einst in Spanien zu bestaunen.

Weltstars kicken in Frankreich und England

Die Gegenwart sieht anders aus. Nach zwei Runden in der Champions League (CL) gingen in zehn Spielen gerade mal zwei spanische Mannschaften als Sieger vom Platz. Real Madrid blamierte sich gegen den erstmaligen CL-Teilnehmer Sheriff Tiraspol aus der Republik Moldau. Die Königlichen verloren im heimischen Bernabéu 1:2. Der FC Barcelona ging gegen den Mittelklasseverein Benfica Lissabon aus Portugal mit 0:3 sang- und klanglos unter.

epa09496469 FC Barcelona players Frankie de Jong (L), Sergino Dest (C) and Nico Gonzalez (R) react after the UEFA Champions League group E soccer match Benfica vs FC Barcelona in Lisbon, Portugal, 29  ...
Der FC Barcelona ist derzeit in einer richtigen Krise. Bild: keystone

Klar, dass das Fazit nach der Demütigung bei den Sportmedien in Spanien vernichtend ausfiel: «Erschossen vom Sheriff», «In der Mangel» (Mundo Deportivo), «Heftiger Sturz», «Totalschaden » (Marca), «Der Sheriff setzt sein Gesetz durch», «Abgesunken» (AS).

Steckt die «LaLiga» also in einer tiefen Sinnkrise? Einige Zahlen und Fakten sprechen dafür:

  1. Die Weltstars kicken aktuell in Frankreich und England. Im Wettrüsten gegen die Scheichs und Oligarchen müssen die Spanier hinten anstehen.
  2. Im Vergleich zu den fünf Top-Ligen fallen in keiner derzeit weniger Tore als in der Primera División. 2,38 Tore sind pro Spiel in dieser Saison zu sehen. In der italienischen Serie A fällt mit 3,23 beinahe ein Treffer mehr.
  3. Zudem ist eine Überalterung bei den Profis zu beobachten. 27,5 Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Liga. Der höchste Wert der Top-Ligen.
PSG's Lionel Messi, right, celebrates with Neymar and Kylian Mbappe after scoring his side's second goal during the Champions League Group A soccer match between Paris Saint-Germain and Manc ...
Die grossen Stars spielen derzeit woanders: Neymar, Mbappé und Messi (v.l.n.r.).Bild: keystone

Daneben streiten sich Barça, Real und Athletic Bilbao gerade mit der Liga. Am 12. August hatte diese an einer Generalversammlung einen Vertrag mit dem früheren Formel-1-Eigentümer CVC abgeschlossen. Für die nächsten 50 Jahre überlässt «LaLiga» dem Finanzunternehmen aus Luxemburg 10,95 Prozent der Einnahmen aus Fernsehrechten an allen Spielen der beiden höchsten Ligen. Im Gegenzug fliessen 2,6 Milliarden Euro zu den Klubs. Diesem Deal widersetzen sich nun die drei Vereine und gehen rechtlich dagegen vor.

Geduld. Erfolg. Wunder.

Trotzdem muss zwischen den beiden Traditionsvereinen Barça und Real differenziert werden. Die Madrilenen haben sich zwar blamiert, sind aber vor allem an ihrem Unvermögen gescheitert (30 Abschlüsse). Der FC Barcelona hingegen agiert in dieser Spielzeit ideen- und konzeptlos. An einer denkwürdigen Pressekonferenz vor einigen Tagen bat Barça-Trainer Ronald Koeman um «Geduld». Der verschuldete Verein müsse sich wiederfinden, ein Rang im oberen Bereich der Meisterschaft bereits ein «Erfolg». «Wunder» dürfe man dagegen keine erwarten.

Mit einer solchen Bilanz (0 Punkte in der CL, Platz 6 in der Liga) wäre vor Kurzem der Trainer wohl bereits ausgewechselt worden. Die klammen Katalanen (1,35 Milliarden Schulden) können sich eine Abfindung für den holländischen Coach und ein Gehalt für einen neuen Übungsleiter aber schlicht nicht leisten. Keine weiteren Ausrutscher sollten sich die spanischen Teams darum derzeit leisten. Zwar ist der Abstand in der 5-Jahreswertung der Uefa (1. England, 2. Spanien) auf die italienische und die deutsche Liga noch immer gross. Doch wen die «LaLiga» weiterhin an Attraktivität verliert, kann diese Lücke rasch geschlossen werden.

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Platz 50: Kaká (BRA), offensives Mittelfeld. Wechselte im Juli 2009 für 67 Millionen Euro von der AC Milan zu Real Madrid.
Quelle: transfermarkt.ch (Stand 12.6.2023)
quelle: ap / philippos christou
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bruno S.1988
01.10.2021 20:03registriert Juli 2016
Zu lange auf pump spieler gekauft die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Dadurch die jugend förderung vernachlässigt. Nun ist ein grosser brocken vom Umsatz Corona bedingt weg gefallen und da ist die Kriese. Mitleid hält in sich Grenzen!
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Nixnutz
01.10.2021 20:02registriert Mai 2017
Sorry, es wird Zeit dass es mal einen der vermeintlich grossen Clubs lüpft. Spanien hat halt lange über seine Verhältnisse gelebt
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Massalia
01.10.2021 20:40registriert Juni 2021
Bogen überspannt, so einfach.
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