Die spanische «LaLiga» war einst das Mass aller Dinge. Die beste Fussballliga der Welt. Eine Liga, in die es die filigransten Ballkünstler hinschlug. Ronaldo, Zinédine Zidane, Luís Figo, Ronaldinho, Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Neymar, etc. Allesamt waren sie einst in Spanien zu bestaunen.
Die Gegenwart sieht anders aus. Nach zwei Runden in der Champions League (CL) gingen in zehn Spielen gerade mal zwei spanische Mannschaften als Sieger vom Platz. Real Madrid blamierte sich gegen den erstmaligen CL-Teilnehmer Sheriff Tiraspol aus der Republik Moldau. Die Königlichen verloren im heimischen Bernabéu 1:2. Der FC Barcelona ging gegen den Mittelklasseverein Benfica Lissabon aus Portugal mit 0:3 sang- und klanglos unter.
Klar, dass das Fazit nach der Demütigung bei den Sportmedien in Spanien vernichtend ausfiel: «Erschossen vom Sheriff», «In der Mangel» (Mundo Deportivo), «Heftiger Sturz», «Totalschaden » (Marca), «Der Sheriff setzt sein Gesetz durch», «Abgesunken» (AS).
Steckt die «LaLiga» also in einer tiefen Sinnkrise? Einige Zahlen und Fakten sprechen dafür:
Daneben streiten sich Barça, Real und Athletic Bilbao gerade mit der Liga. Am 12. August hatte diese an einer Generalversammlung einen Vertrag mit dem früheren Formel-1-Eigentümer CVC abgeschlossen. Für die nächsten 50 Jahre überlässt «LaLiga» dem Finanzunternehmen aus Luxemburg 10,95 Prozent der Einnahmen aus Fernsehrechten an allen Spielen der beiden höchsten Ligen. Im Gegenzug fliessen 2,6 Milliarden Euro zu den Klubs. Diesem Deal widersetzen sich nun die drei Vereine und gehen rechtlich dagegen vor.
Trotzdem muss zwischen den beiden Traditionsvereinen Barça und Real differenziert werden. Die Madrilenen haben sich zwar blamiert, sind aber vor allem an ihrem Unvermögen gescheitert (30 Abschlüsse). Der FC Barcelona hingegen agiert in dieser Spielzeit ideen- und konzeptlos. An einer denkwürdigen Pressekonferenz vor einigen Tagen bat Barça-Trainer Ronald Koeman um «Geduld». Der verschuldete Verein müsse sich wiederfinden, ein Rang im oberen Bereich der Meisterschaft bereits ein «Erfolg». «Wunder» dürfe man dagegen keine erwarten.
Mit einer solchen Bilanz (0 Punkte in der CL, Platz 6 in der Liga) wäre vor Kurzem der Trainer wohl bereits ausgewechselt worden. Die klammen Katalanen (1,35 Milliarden Schulden) können sich eine Abfindung für den holländischen Coach und ein Gehalt für einen neuen Übungsleiter aber schlicht nicht leisten. Keine weiteren Ausrutscher sollten sich die spanischen Teams darum derzeit leisten. Zwar ist der Abstand in der 5-Jahreswertung der Uefa (1. England, 2. Spanien) auf die italienische und die deutsche Liga noch immer gross. Doch wen die «LaLiga» weiterhin an Attraktivität verliert, kann diese Lücke rasch geschlossen werden.