Nebel-7°
DE | FR
Sport
Fussball

Der Versuch, sich auf Fussball zu konzentrieren

Coach Murat Yakin during a training session of the Switzerland national team for the European Qualifiers 2024 against Belarus on Sunday, St. Gallen, Switzerland, on Thursday, October 12, 2023. (KEYSTO ...
Die Nati ist auf Kurs, aber längst nicht so souverän, wie es sich Trainer Murat Yakin wünscht.Bild: keystone

Der Versuch, sich auf Fussball zu konzentrieren

Am Sonntag empfängt das Schweizer Nationalteam Belarus. Gegen den klaren Aussenseiter geht es in St. Gallen ab 18 Uhr darum, den grossen Schritt in Richtung EM-Endrunde zu machen.
15.10.2023, 12:4615.10.2023, 12:49
Mehr «Sport»

Als am 9. Oktober 2022 die Gruppen der EM-Qualifikation ausgelost wurden, war das Fazit aus Schweizer Sicht schnell gezogen: Gegen diese Kontrahenten muss sich das Team von Trainer Murat Yakin für die Endrunde in Deutschland qualifizieren. Statt Frankreich, England oder Serbien erhielt die Schweiz aus Topf 2 Israel zugelost, und auch in den anderen Töpfen ging sie grösseren Stolpersteinen wie Norwegen oder Ukraine (Topf 3) sowie Türkei oder Griechenland (Topf 4) aus dem Weg.

Gut ein Jahr später lässt sich festhalten: Das Schweizer Nationalteam ist auf Kurs – wenn auch nicht so souverän wie gewünscht. Die Gründe dafür sind in erster Linie beim Team selber zu suchen. Gleich zweimal schenkte es sicher geglaubte Siege durch Gegentore in den letzten Minuten her. Das kann passieren, kratzte aber am Selbstverständnis der Mannschaft.

Granit Xhaka, left, and Head coach Murat Yakin of Team Switzerland during a press conference one day prior to the European Qualifiers 2024 against Belarus, on Friday, October 13, 2023, at the Kybunpar ...
Captain Granit Xhaka und Nati-Trainer Murat Yakin an einer Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Belarus.Bild: keystone

Mit der danach formulierten Kritik an der Trainingsintensität entfachte Granit Xhaka eine Diskussion, die inzwischen von den Beteiligten beigelegt wurde. Yakin sagte, er habe Xhakas Worte als Anregung aufgenommen. Der Captain seinerseits hielt fest, dass er nicht den Trainer habe angreifen wollen, sondern die Mannschaft wachrütteln. Dass die beiden Exponenten nun erklären, nicht mehr darüber sprechen zu wollen, ist nachvollziehbar. Es scheint sinnvoller, den Blick nach vorne richten.

Verändertes Programm

Sowieso wurde der Sport inzwischen einmal mehr von der politischen Weltlage eingeholt. Israel, wo die Schweiz am Donnerstag hätte spielen sollen, wurde wenige Tage vor der geplanten Abreise der Mannschaft von den Hamas angegriffen. Die Eskalation im Nahen Osten macht Funktionäre wie Spieler gleichermassen betroffen. «Mir fehlen die Worte», dürfte die häufigste Aussage der letzten Tage gewesen sein.

Dass das Spiel auf den 15. November verschoben wurde, hat sportliche Auswirkungen auf das Nationalteam. Zum Schluss der Qualifikation stehen Stand heute drei Spiele innert sieben Tagen im Programm, wovon das erste und das letzte auswärts stattfinden. Wo genau die Partie gegen Israel durchgeführt wird, ist offen. Gut möglich, dass die Schweizer zum zweiten Mal in dieser Qualifikation eine Partie auf neutralem Boden bestreiten werden.

Bereits das Startspiel gegen Belarus hatte unter speziellen Umständen stattgefunden. Wegen der Unterstützung des russischen Angriffs darf Belarus nicht im eigenen Land antreten und muss auf Zuschauer verzichten. Die Partie gegen die Schweiz hat in Novi Sad in Serbien stattgefunden, seither bestreiten die Belarussen ihre «Heimspiele» in Budapest.

Der allenfalls vollgepackte November wird im Schweizer Lager bisher kaum thematisiert. Zu verworren ist die Lage, als dass an Fussball zu denken wäre. Es scheint fraglich, ob das israelische Nationalteam überhaupt noch einmal in die Qualifikation eingreifen wird.

Verbesserte Belarussen

Es ist schwierig unter diesen Umständen, doch im Hinblick auf den Sonntag gilt für die Schweizer Nationalspieler, sich auf den Fussball zu konzentrieren. Zum zweiten Mal bekommen sie es mit Belarus zu tun, dieses Mal auf heimischen Boden und mit Zuschauern; das Stadion in St. Gallen ist ausverkauft.

Dass die Schweiz auswärts 5:0 gewonnen hat, lässt den Gegner schwächer erscheinen, als er tatsächlich ist. Seither hat Belarus fünf Punkte gesammelt und nie mit mehr als einem Tor Unterschied verloren. Gegen Israel unterlagen die «Weissen Flügel» zweimal durch späte Gegentreffer, gegen Rumänien brachten sie am Donnerstag das torlose Unentschieden über die Zeit. Dabei überzeugten die Belarussen, die seit August vom Spanier Carlos Alos trainiert werden, mit starken Defensivleistungen.

Trotzdem kann für die Schweizer Nationalmannschaft nur ein klarer Heimsieg das Ziel sein. Besonders nach den zuletzt nicht mehr berauschenden Auftritten ist das Team bestrebt, seine Favoritenrolle in der Gruppe zu untermauern. Mit einem Sieg hat die Schweiz die Qualifikation für die EM praktisch auf sicher. Das Team könnte dem Restprogramm gelassen entgegenblicken – egal, wie am Ende das Restprogramm aussieht.

(sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.

Die Rekordspieler der Schweizer Nati

1 / 26
Die Rekordspieler der Schweizer Nati
1905 trug die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ihr erstes Spiel aus. Diese Akteure liefen 75 Mal oder öfter für die Schweiz auf.
quelle: keystone / laurent gillieron
Auf Facebook teilenAuf X teilenWhatsapp sharer

Ex-Navy-Seal und Kampfsportexperte: Das ist Messis neuer Bodyguard

Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
«Hätte schwierigere Gruppen gegeben» – das sind die Reaktionen auf das Schweizer EM-Los
Jetzt ist klar, auf wen die Schweizer Nati an der EM 2024 trifft. Das erste Ziel heisst: Achtelfinal. Nati-Trainer Murat Yakin sagt: «Nun kommen ganz andere Spiele auf uns zu als zuletzt.»

Xherdan Shaqiri sprach die Worte direkt nach dem 0:1 der Schweiz in Rumänien zum Abschluss der EM-Qualifikation: «Ich würde gerne einmal ein Eröffnungsspiel bestreiten. Darum wünsche ich mir Deutschland als Gegner.»

Zur Story