Sport
Fussball

Fussball-Nati: Fabian Schär versteht nicht, warum er nicht mehr spielt

Switzerland's defender Fabian Schaer, left, and Switzerland's defender Nico Elvedi, right, attend a closed training session of Swiss national soccer team on the eve of their FIFA World Cup 2 ...
Fabian Schär ist unter Trainer Murat Yakin ins zweite Glied gerückt.Bild: keystone

Schär in Newcastle top, in der Nati nicht gesetzt: «Da muss man den Trainer fragen»

Im Klub en vogue, in der Nati bei Murat Yakin nicht gesetzt: Fabian Schär pendelt zwischen zwei Welten – die eine versteht er nicht immer. Auch, dass er nicht mehr dem Spielerrat angehört.
13.10.2023, 18:1913.10.2023, 20:19
Christian Brägger / ch media
Mehr «Sport»

Die Haare sind etwas ergraut, vielleicht stressbedingt – was kaum verwunderte bei der willkommenen Mehrfachbelastung. Aber mit seinen 31 Jahren ist Fabian Schär alles andere als ein alter Mann, vielmehr erlebt er mit Newcastle im Klubfussball gerade die beste Zeit seines Lebens.

Das bedeutet: Champions League mit den «Magpies», auf sie mussten die «Elstern» über 20 Jahre warten, und in der attraktivsten Liga der Welt ernstzunehmender Herausforderer der ganz Grossen.

«Technisch ist Schär so gut. Er ist ein Spitzenspieler.»
Eddie Howe, Newcastle-Trainer

Mittendrin stets er, Fabian Schär, der Innenverteidiger aus dem beschaulichen Wil mit der abgeschlossenen Banklehre. Über den es längst einen eigenen Fansong gibt. Und der die Millionarios von Paris St-Germain vor einigen Tagen auch gleich noch mit einem Pracht­treffer ins Lattenkreuz vollends bedient. Ein Tor, das seinen Ursprung im Angriffsinstinkt von Schär findet. Das Stadion bebt längst, eine unglaubliche Atmosphäre, wie sie Schär noch nie erlebt hat, gedankt mit einem 4:1 und einer unglaublichen Leistung.

Sein Trainer Eddie Howe ist hernach voll des Lobes und sagt: «Schär hat die Fähigkeit, Momente zu erzeugen, die einem den Atem rauben. Technisch ist er so gut. Er ist ein Spitzenspieler.» Manchmal wirkt es fast so, als spiele Schär mit dem Gegner Schere, Stein, Papier – und gewinnt dabei immer.

Der ganze Tag fühlte sich gegen PSG anders an

«Schon den ganzen Tag lang habe ich vor dem Heimspiel gegen PSG eine andere Anspannung gehabt, auch das Einlaufen fühlte sich anders an», sagt Schär. Es ist wieder einmal Nati-Zeit, und natürlich ist er auch hier dabei, seit zehn Jahren mit 77 Länderspielen ist das so. Auch jetzt in St. Gallen, wo die Schweiz am Sonntag gegen Weissrussland zum siebten EM-Qualifikationsspiel antritt.

Schär ist so stolz wie dankbar dafür, dass er in seiner sechsten Saison mit Newcastle solch einen Lauf hat und weiterhin fester Bestandteil ist. Das ist insofern bemerkenswert wie nicht selbstverständlich, weil sich der Verein seit Oktober 2021 mit den neuen Eigentümern aus Saudi-Arabien in den Topbereich entwickelt hat, dies jedoch mit Bedacht und Sorgfalt tut.

«Es gab Situationen, in denen es nicht einfach war, meine Nati-Situation zu akzeptieren.»
Fabian Schär

Schon einen Monat nach der Übernahme folgt der beste Transfer mit Howe, der Newcastle seither anleitet und einen attraktiven, offensiven Spielstil mit wenig Gegentoren verpasst. Es habe alles Hand und Fuss, was der Coach mache, sagt Schär. «Auch im menschlichen Bereich ist er top und spürt, was wir Spieler individuell brauchen, er geht auf jeden einzeln ein.»

Newcastle ist längst die zweite Heimat

Klub, Stadt und Fans sind längst Schärs zweite Heimat geworden, es gibt nichts Schlechtes, was er zu berichten wüsste. «Bis auf das Wetter.» Der Kontrakt läuft noch bis zum nächsten Sommer, darin enthalten ist eine Option, und Schär sagt: «Ich gehe mal davon aus, dass ich ab jetzt noch einen Vertrag über eineinhalb Jahre habe.»

In Newcastle hat der Ostschweizer sein Glück gefunden, so wie er es im Nationalteam verloren hat. Hier ist er im Moment Innenverteidiger Nummer drei, und wenn er dann zum Einsatz kommt wie gegen den Kosovo, kann er nicht dieselbe Leistung wie im Klub abrufen. Schär sagt: «Gegen Kosovo waren alle nicht so gut, manchmal hat man bessere Spiele und manchmal andere.»

Fabian Schaer kurz vor dem Abflug mit der Schweizer Nationalmannschaft an die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022, aufgenommen am Montag, 14. November 2022 am Flughafen in Zuerich. (KEYSTONE/En ...
Beim nächsten Nati-Spiel dürfte Schär gesetzt sein.Bild: keystone

Es gibt wohl Gründe, weshalb das Standing in der Nati unter Murat Yakin gelitten hat. In der Dreierkette setzt Yakin nicht weiter auf Schär. Und in der vom Coach bevorzugten Viererkette agieren im Abwehrzentrum Manuel Akanji und Nico Elvedi, der dann halblinks spielt. Mit Schär an der Seite muss Akanji jenen Part übernehmen.

Schärs Unverständnis über Ausschluss aus Spielerrat

Es ist die Crux der Geschichte: Früher unter Vladimir Petkovic hatte Schär zwar in seinen Klubs bisweilen Mühe, erhielt vom Nationaltrainer aber stets das Vertrauen. Jetzt performt er mit Newcastle auf höchstem Niveau und reist selbstbewusst zur Nati, ist aber nicht gefragt.

Schär sagt: «Es gab Situationen, in denen es nicht einfach war, das zu akzeptieren. Ich sehe, auf welchem Level ich Woche für Woche spiele. Für mich war es teilweise unverständlich.»

Schär hat lernen müssen, Klub und Nationalteam differenziert zu betrachten. Doch nie so ganz verstanden hat der Profi, dass ihn Yakin nach dessen Amtsantritt aus dem Spielerrat beorderte. Kraft der Erfahrung und Leistungen in der Nati gehörte Schär jenem lange an, er sagt: «Weshalb das so ist, muss man den Trainer fragen. Für mich ist es jetzt okay.» Elvedi fehlt bei diesem Zusammenzug verletzt, Schär sollte also am Sonntag gegen die Weissrussen auf dem Platz stehen.

Grundsätzlich müssten Auftritte im Klub Yakin überzeugen, als Ultima Ratio bliebe die direkte Herausforderung, ein Spiel mit den Händen, es heisst: Schär, Stein, Papier. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das sind die 30 teuersten Schweizer Fussballer
1 / 32
Das sind die 30 teuersten Schweizer Fussballer
Rang 29: Ricardo Rodríguez wechselte im Sommer 2012 für 8,5 Millionen Euro vom FC Zürich zum VfL Wolfsburg.
quelle: x00960 / ralph orlowski
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dieser Comedian begeistert das Publikum – und das ohne ein Wort zu sagen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
«Putzfrau werde ich sicher nicht»: Lara Gut-Behrami verrät, wann sie zurücktritt
Lara Gut-Behrami hat über ihre private und sportliche Zukunft gesprochen. Nach der kommenden Saison wird sie ihre Karriere wahrscheinlich beenden.

Die Schweizer Skifahrerin Lara Gut-Behrami war am Dienstagabend zu Gast bei einer Veranstaltung von Finanz und Wirtschaft und äusserte sich dabei auch über ihre Zukunft. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, sprach die 34-Jährige sehr ausführlich über das kommende Karriereende und erklärte, dass die Olympischen Spiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo im kommenden Februar definitiv das letzte grosse Highlight ihrer sportlichen Karriere werden.

Zur Story