Vier Tage nach der etwas überraschenden Trennung von Ricardo Moniz hat der FC Zürich seinen neuen Trainer vorgestellt: Er heisst Mitchell van der Gaag und ist wieder ein Niederländer.
Schon nach dem ersten Interview ist klar, weshalb Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Milos Malenovic den neuen Trainer einer weiteren Zusammenarbeit mit Moniz gegenüber bevorzugten. Van der Gaag wolle einen offensiven und ballbesitz-orientierten Fussball spielen lassen. Attraktiver Fussball, wie ihn der FCZ auch in der Meistersaison 2021/22 unter André Breitenreiter zeigte, ist auch das, was Canepa im Zürcher Letzigrund von seinem Team sehen will. Deshalb sei es leicht gewesen, sich zu finden, erklärte van der Gaag.
Dass der 53-Jährige zuvor unter anderem bei Ajax Amsterdam gearbeitet hat, wo die Jugendarbeit zur Klubphilosophie gehört wie kaum irgendwo sonst, dürfte auch bei Malenovic Eindruck geschunden haben. Der niederländische Rekordmeister ist ein Vorbild für das, was der FCZ-Sportchef auch bei seinem Klub erreichen möchte. «Mitchell war unser absoluter Wunschkandidat», schwärmte Ancillo Canepa nach der Verpflichtung.
Van der Gaags Trainerkarriere begann im Januar 2008 in Portugal bei der zweiten Mannschaft von CS Maritimo, anderthalb Jahre später wurde er dort dann zum Cheftrainer des ersten Teams befördert. Danach ging es nach Lissabon zu Belenenses, mit dem er den Aufstieg in die höchste Liga schaffte. Im September 2013 erlitt er während eines Spiels jedoch einen Herzstillstand, musste wiederbelebt werden. Seither trägt er einen Herzschrittmacher und einen Defibrillator unter der Haut.
Van der Gaag legte seinen Job nieder und eine anderthalbjährige Pause ein. Nach einer ganz kurzen Anstellung auf Zypern kehrte er im Sommer 2015 dann in seine Heimat zurück. In den Niederlanden arbeitete er in der zweiten Liga beim FC Eindhoven, bei Excelsior Rotterdam und dann bei Eredivisie-Klub NAC Breda, wo er aber nach nicht einmal einem Jahr auf dem letzten Platz stehend entlassen wurde.
Im Anschluss wechselte van der Gaag zu Ajax Amsterdam. Dort war er erst Trainer der zweiten Mannschaft, die passenderweise Jong Ajax heisst, weil dort kaum ein Spieler älter als 21 Jahre alt ist. Nach zwei Jahren stieg er im Sommer 2021 zum Co-Trainer von Erik ten Hag bei den Profis auf. Mit seinem Landsmann wechselte er dann auch zu Manchester United, einem weiteren Weltklub, wo er unter anderem Superstars wie Cristiano Ronaldo und Bruno Fernandes trainierte. Es sei eine tolle und wichtige Erfahrung gewesen, in der Premier League mit den besten Spielern der Welt zu arbeiten. Als Co-Trainer gewann er dort je einmal den FA Cup und den Ligacup.
Durch seine Zeit unter ten Hag habe er viel gelernt, erklärte van der Gaag nun im Interview mit der Vereins-Homepage des FC Zürich. Auch deshalb habe sich seine Spielphilosophie, die in Portugal noch eher auf defensive Stabilität und Konter fokussiert gewesen sei, zu einem offensiveren Fussball gewandelt.
Im letzten Sommer entschied sich van der Gaag dann aber, Manchester United zu verlassen. Der ehemalige Innenverteidiger, der in den Niederlanden unter anderem für PSV Eindhoven und Auslandstationen in Portugal und Schottland hatte, wollte es noch einmal als Cheftrainer versuchen. «Mitchell glaubt, dass es der richtige Moment ist, seine eigenen Ambitionen zu verfolgen», sagte Erik ten Hag damals und bedankte sich für dessen «fantastische Arbeit in den letzten zwei Jahren».
Ein Jahr musste Mitchell van der Gaag warten, bis sich ihm eine neue Chance auftat. Nun soll er den FC Zürich trainieren, der mit dem Verpassen der Meistergruppe und Platz 8 zum Ende eine enttäuschende Saison hinter sich hat. Als Ziel gibt van der Gaag aus: «Wir wollen in die Top 6 kommen und uns dort dann für den Europacup qualifizieren. Der Klub war vor drei Jahren Meister, also ist alles möglich.»