So macht Autofahren Spass: Die Sonne scheint durchs Panoramadach und die Strasse bietet freie Fahrt. Wieso also nicht noch ein Selfie von diesem Glücksmoment mit der Fangemeinschaft teilen? Das dürfte sich der Schweizer Fussballstar Xherdan Shaqiri gedacht haben, als er diese Woche ein Bild von sich auf die Social-Media-Plattform Instagram stellte. Mit nur einem Arm am Steuerrad, wie die Reflexion in seiner Sonnenbrille zeigt.
Dass das Schiessen von Selfies während der Autofahrt gefährlich enden kann, scheint der Multi-Millionär mit 103 Länderspielen im Schweizer Trikot vergessen zu haben. Die Stiftung Road Cross, die sich für Verkehrssicherheit einsetzt, hat dafür kein Verständnis. «Ein solches Verhalten ist gefährlich, man riskiert durch die Ablenkung sein eigenes Leben und das Leben anderer Beteiligten im Strassenverkehr», sagt Geschäftsführerin Stéphanie Anne Kebeiks.
Während des Fahrens und allgemein unterwegs im Strassenverkehr gehöre die Aufmerksamkeit der Strasse und nicht dem Handy, sagt Kebeiks. «Xherdan Shaqiri steht als Schweizer Fussballnationalspieler in der Öffentlichkeit und hat eine Vorbildfunktion in seiner Community.» Auf Instagram folgen Shaqiri über 2,7 Millionen Fans.
Road Cross erwarte, dass sich Xherdan Shaqiri bei seinen Fans zum Vorfall äussert und sich dafür einsetzt, dass vor allem auch junge Menschen sich im Strassenverkehr nicht durch ihr Handy ablenken lassen. Zudem erwäge man, mit dem Schweizer Fussballverband Kontakt aufzunehmen, sagt Kebeiks. Auf Anfrage von CH Media wollte sich der Verband allerdings nicht zum Vorfall äussern. Auch das Management von Xherdan Shaqiri und sein Arbeitgeber, der US-Fussballklub Chicago Fire, liessen Anfragen unbeantwortet.
Für Road-Cross-Chefin Kebeiks handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem: «Wir leben in einer Selfie-Kultur.» Selfies würden immer und überall gemacht und oft werde das Rundherum komplett ausgeblendet, nur um den perfekten Schnappschuss zu machen. «Wir wissen, dass Ablenkung und Unaufmerksamkeit die häufigste Unfallursache im Strassenverkehr ist und dass Ablenkung häufig durch die Nutzung des Handys geschieht.»
Das Auto-Selfie von Shaqiri ist umso überraschender, als er nicht zum ersten Mal für dieses Fehlverhalten kritisiert wird. Bereits 2015 stellte er einen 10-sekündigen Videoclip auf Instagram. Dabei hörte man im Hintergrund Rapmusik. Shaqiri blickte regelmässig in die Kamera seines Handys, das er in der rechten Hand zu halten schien. Mit der linken machte er auch noch das Peace-Zeichen.
Damals liess sein Management verlauten, dass sich der Fussball-Star seiner Vorbildfunktion noch nicht immer bewusst sei. Er habe sein Fehlverhalten aber eingesehen und daraufhin löschte Shaqiri den Clip.
Im Schweizer Strassenverkehrsgesetz ist festgehalten, dass der Autofahrende «das Fahrzeug ständig so beherrschen muss, dass er seinen Vorsichtspflichten nachkommen kann». In der Verkehrsregelverordnung heisst es, dass beim Fahren keine Verrichtung vorgenommen werden darf, «welche die Bedienung des Fahrzeugs erschwert». Die Aufmerksamkeit dürfe insbesondere durch elektronische Geräte, wie zum Beispiel Handys, nicht beeinträchtigt werden. Und: «Die Führer von Motorfahrzeugen, Motorfahrrädern und Fahrrädern dürfen die Lenkvorrichtung [...] nicht loslassen.»
Sollte die Polizei bei Autofahrern solche Übertretungen feststellen, kann sie den entsprechenden Fall rapportieren und zur Anzeige bringen, sofern eine Ordnungsbusse nicht ausreicht. (aargauerzeitung.ch)