Er ist das Gesicht des grossen Erfolgslaufs von Borussia Dortmund in der Champions League. Bei beiden Halbfinal-Siegen gegen Paris Saint-Germain wurde Mats Hummels von der UEFA als bester Spieler ausgezeichnet. Nicht nur mit seinen grandiosen Grätschen zum richtigen Zeitpunkt, mit denen er mehrere gefährliche Situationen bereinigte, sondern auch mit seinem 1:0-Siegtor im Rückspiel hatte er einen entscheidenden Anteil daran, dass der BVB in den Final eingezogen ist.
Auch in der Bundesliga zeigte Hummels in den letzten Wochen starke Leistungen – beim 0:3 gegen Mainz vom vergangenen Wochenende kam er nicht zum Einsatz. Dabei sass der 35-Jährige zu Beginn des Jahres häufig nur auf der Ersatzbank. Als er von Edin Terzic wieder in die Startformation berufen wurde, nutzte Hummels seine Chance mit der Routine aus über 700 Profispielen und beeindruckte mit seinen Leistungen fast alle.
Doch einen konnte der Innenverteidiger anscheinend nicht überzeugen: Bundestrainer Julian Nagelsmann. Der 36-Jährige nominierte am Donnerstag nämlich sein vorläufiges 27-Mann-Kader für die Europameisterschaft. Mats Hummels gehört nicht dazu – was bei vielen Fans für Ärger sorgte. Diese hätten den Dortmunder nach den letzten Leistungen nämlich nur zu gerne im DFB-Trikot gesehen, wie bei Instagram und Co. zu lesen ist.
Auch Hummels selbst war über die Nicht-Beachtung für die Heim-EM alles andere als begeistert. Im gemeinsamen Podcast mit seinem Bruder Jonas erzählte Hummels, grosser NBA-Fan, wann er davon erfahren hat. Nämlich am Dienstagmorgen, als er gerade die Playoff-Partie der Dallas Mavericks, seines Lieblingsteams, gegen Oklahoma City verfolgte und einer der Dallas-Spieler in der entscheidenden Phase einen Freiwurf vergab. «Ich hab tatsächlich genau in dem Moment einen Anruf erhalten, den wir hier nicht näher thematisieren. Genau in dem Moment! Das war mein Morgen, so geht man doch gerne in den Dienstag», erzählte Hummels mit ironischem Unterton.
Nagelsmann selbst sprach nicht spezifisch über Hummels oder Leon Goretzka – auch den Bayern-Star nominierte der Nationaltrainer nicht –, aber deutete am gestrigen Donnerstag mehrfach an, weshalb er sich so entschieden hatte. So sei es ihm nicht darum gegangen, die «besten Spieler» zu berufen, sondern das «beste Team». Schon in der Vergangenheit hiess es, dass Nagelsmann Hummels nicht zutraue, die Rolle als Ersatzspieler zu akzeptieren. Und Nagelsmann vertraut in der Innenverteidigung fest auf das Duo aus Antonio Rüdiger und Jonathan Tah.
Um besser zu verstehen, weshalb Nagelsmann weder Hummels noch Goretzka, der sich wohl ebenfalls mit einem Platz auf der Ersatzbank hätte zufriedenstellen müssen, an die EM mitnehmen will, musste man an anderer Stelle genau hinhören. Als Nagelsmann über Thomas Müller sprach, schwärmte er nämlich von einem Spieler, der «mit allen gut klarkommt und zu allen einen guten Draht hat». Der 34-jährige Offensivmann sei ein «Gute-Laune-Onkel», der einer Mannschaft auch neben dem Platz guttue. Hummels eckt hingegen gerne mal an und haut auch auf den Tisch. Zwar kann dies einem Team auch mal guttun, doch scheint Nagelsmann das Risiko eines Bruchs in der Mannschaft nicht eingehen zu wollen.
Ein weiterer Punkt sei, dass Müller ein wertvoller Joker ist: «Es gibt Spieler, die kann man gut einwechseln und es gibt Spieler, die kann man nicht gut einwechseln – und Thomas ist einer, der gut von der Bank funktioniert.» Gut möglich, dass auch das gegen eine Nomination von Hummels sprach. Damit bleibt sein 78. Länderspiel beim 0:2 gegen Österreich im letzten November vorerst sein letztes.
Na, da hat er doch alles richtig gemacht würde ich sagen. Bravo.