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Servette vs. Genk: Er ist der Schweizer Albtraum in der Champions League

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Tolu Arokodare nach seinem Tor gegen Servette letzte Woche.Image: KEYSTONE

Servettes schlimmster Albtraum: Wer ist Tolu Arokodare?

Heute Abend (19.00 Uhr) treffen die Servettiens in Genk wieder auf den Koloss, der ihnen im Hinspiel das Leben schwer gemacht hat. Aber Tolu Arokodare ist mehr als nur ein Rohling. «Man muss ihm zeigen, dass man ihn mag», sagt sein ehemaliger Trainer.
02.08.2023, 10:49
Julien Caloz
Julien Caloz
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«Tolu ist ein liebenswerter Junge, der manchmal einen kleinen Tritt in den Hintern braucht.» Mit einem Satz, der mehr Zuneigung ausdrückt, als er vermuten lässt, beschreibt Philippe Hinschberger den Fussballer.

Er kennt ihn gut, war er in Amiens doch anderthalb Jahre lang sein Trainer. Auch Servette hat den 1,97 Meter grossen und 97 Kilogramm schweren Torjäger, der im Hinspiel das Tor für den KRC Genk erzielte, auf dem Schirm. Die Genfer konnten zwar später ausgleichen (1:1), müssen sich aber im heutigen Rückspiel der zweiten Qualifikationsrunde für die Champions League vor dem massigen Stürmer in Acht nehmen.

«Er handelt aus dem Bauch heraus»

Wenn Arokodare auf dem Platz steht, ist er nicht zu übersehen. Seine blosse Anwesenheit stellt eine ständige Bedrohung für die gegnerische Abwehr dar. Der Eindruck, den dieser Koloss erweckt, ist aber nur die halbe Wahrheit:

«Man könnte meinen, dass er mit seiner Statur bereits etabliert ist, aber das stimmt nicht. Es gibt viele Bereiche, in denen er sich verbessern muss. Er ist jung (22) und wie ein grosses Baby, das bemuttert werden muss und das Gefühl braucht, dass es geliebt wird.»
Philippe Hinschberger
Arokodare spielte vor seinem Wechsel zum KRC Genk für den SC Amiens in der Ligue 2.
Arokodare spielte vor seinem Wechsel zum KRC Genk für den SC Amiens in der Ligue 2.

«Er handelt aus dem Bauch heraus», fügt Rachid Touazi, SC-Amiens-Experte der Zeitung «Le Courrier Picard», hinzu. Das Problem für Servette ist, dass Tolu Arokodare in Genk das Vertrauen seines Trainers geniesst und dort aufzublühen scheint, in einer doppelten Sturmspitze, die seinem Spiel perfekt entspricht. «Er braucht einen Mitspieler vorne, um den Gegner unter Druck zu setzen und den Ball gut zu halten», sagt Hinschberger, der die Genfer warnt:

«Servette muss sehr gut darauf achten, was um Tolu herum passiert, denn er kann die Bälle abwehren. Man sollte ihm keinen Platz geben, denn wenn er sich technisch nicht wohlfühlt, hat er mit seiner grossen Statur Mühe, gut ausbalanciert zu sein. Ausserdem muss man ihn daran hindern, Räume zu besetzen oder sich umzudrehen und zu schiessen, denn er hat einen enormen Schuss.»
Philippe Hinschberger

Ein bisschen Bolt, viel Balotelli

Kurz gesagt: Am besten ist es, wenn Tolu Arokodare nicht in der gegnerischen Mannschaft spielt. Da dies für Servette aber nun mal der Fall ist, muss es einen Weg finden, den Stürmer zu stoppen, der bei Amiens zu den schnellsten gehörte: Seine Geschwindigkeit betrug 35 bis 36 km/h, was angesichts seiner Grösse erstaunlich ist. «Er ist sehr schnell, aber das merkt man nicht so stark, weil er nicht so oft aufs Tor zieht. Das hat man ihm oft vorgeworfen», so sein ehemaliger Trainer.

Genk's forward Toluwalase Arokodare, right, scores the 0:1 past Servette's defender Yoan Severin, left, during the UEFA Champions League Second qualifying round first leg soccer matc ...
Der Stürmer brilliert auch in der Luft: Das 1:0 gegen Servette erzielte er mit dem Kopf. Image: KEYSTONE

Intensive Läufe und Energieverschwendung gehören nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der Nummer 99. «Bei Ballverlusten kümmert er sich nicht wirklich um die Defensive», sagt Hinschberger über seinen ehemaligen Spieler.

«Tolu wird von der einen Hälfte des Stadions geliebt und von der anderen gehasst. Er hat irritierende Seiten, eine gewisse Nonchalance bei Ballverlusten. Er hilft nicht oft beim Verteidigen, weil ihm das Laufen Energie abverlangt und er in dieser Hinsicht nicht viel Kapazität hat. In Amiens kritisierten ihn die Leute für seine Haltung auf dem Platz, die ein wenig an Balotelli erinnert.»
Philippe Hinschberger
«Von fünf Chancen schiesst er zwei unglaubliche Tore und lässt drei Grosschancen aus.»
Hinschberger

Der Nigerianer hat zwar weniger Magenprobleme (Balotellis Lieblingsausrede, um ein Training beim FC Sion zu verpassen) als der Italiener, aber auch er ist nicht derjenige, der das Rampenlicht ausmacht, wenn er geht. Der Journalist Rachid Touazi meint: «Er ist kein Faulpelz, aber er muss mehr arbeiten. Zu oft denkt er, dass eine Beschleunigung ausreicht. Am besten wäre es, wenn er auf einen Trainer trifft, der ihn hart arbeiten lässt, dann wird er Fortschritte machen.»

Eine Aktion, die alles veränderte

Nur durch harte Arbeit, insbesondere vor dem Tor, kann Tolu Arokodare davon träumen, ein grosser Stürmer zu werden, auf den sich seine Teamkollegen verlassen können. Dies ist noch nicht der Fall. «Er ist nicht sehr konstant», gibt Hinschberger bedenken. «Von fünf Chancen schiesst er zwei unglaubliche Tore und lässt drei Grosschancen aus.»

In Amiens erinnern sich alle an die 100-prozentige Chance, die der Stürmer gegen Le Havre ausliess. Das war Ende letztes Jahr: Tolu Arokodare stand allein vor dem Tor, der Torwart war schon gesschlagen und laut seinem ehemaligen Trainer hätte sogar ein Watson-Reporter getroffen. Nicht so Tolu.

Die vergebene Grosschance gegen Le Havre hat Arokodares Karriere in eine andere Richtung gelenkt. Video: YouTube/Ligue 2 BKT

Dieses Missgeschick habe den Präsidenten von Amiens so sehr erzürnt, so Rachid Touazi, dass Arokodares Abgang nach Genk beschleunigt wurde. Hätte der Koloss dieses Tor geschossen, wäre er vielleicht in der Ligue 2 geblieben und die Genfer hätten weniger Grund zur Sorge, aber das Schicksal hat sich anderes entschieden. Auf dem Weg zum Erfolg League könnte Servette in Belgien also ein liebenswerter, begabter, aber manchmal etwas fauler Riese die Suppe versalzen.

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