Im Mai 2021 übernahm David Degen einen finanziell darbenden und – im Vergleich zu den 10er-Jahren – sportlich erfolglosen FC Basel vom bei den Fans unbeliebten Präsidenten Bernhard Burgener. Knapp zweieinhalb Jahre später wäre der zweite Platz aus der Saison 2020/21 trotz 31 Punkten Rückstand auf Meister YB ein Erfolg. Denn der FCB steht nach elf Runden mit erst einem Sieg und fünf Punkten auf dem letzten Platz.
Dementsprechend logisch schien die Entscheidung der neu eingesetzten Sportkommission um Präsident Degen, Marco Streller und Valentin Stocker, Trainer Heiko Vogel zu entlassen. Unter dem Deutschen verloren die Basler alle vier Spiele und erzielten bei zehn Gegentoren keinen einzigen Treffer. Nun soll Fabio Celestini das Ruder herumreissen. Der Wechsel von Vogel zum 48-jährigen Ex-Nationalspieler ist bereits der sechste Trainerwechsel in der Zeit unter David Degen. Bisher war jedoch keiner davon wirklich von Erfolg gekrönt.
Als Degen kam, war Patrick Rahmen gerade mal einen Monat im Amt. Bis zum Ende der Saison 2020/21 führte Rahmen den FCB vom fünften auf den zweiten Platz und sicherte somit die Teilnahme an der Conference-League-Qualifikation. Auch nach der Saisonpause spielte der FCB unter Rahmen erfolgreich. Zwar schied Basel im Cup-Achtelfinal gegen Etoile Carouge aus, verlor in der Super-League-Hinrunde aber nur ein Spiel und gewann seine Gruppe in der Conference League.
Doch im Februar 2022 wurde Rahmen dann entlassen, obwohl Basel punktgleich mit dem Zweiten YB auf Tabellenplatz 3 stand. Die FCB-Verantwortlichen erklärten den Entscheid mit «der unbefriedigenden sportlichen Gesamtentwicklung» und einem Mangel an «klaren Perspektiven». Angeblich sei der heutige Winterthur-Trainer vermehrt mit Degen aneinandergeraten und habe nicht mehr den vollen Rückhalt des Teams genossen. Mit einem Punkteschnitt von 1,84 Zählern pro Super-League-Spiel war er dennoch der beste FCB-Trainer in der Ära Degen.
Punkteschnitt beim FCB: 2,07 Punkte pro Spiel.
Als Nachfolger wurde Guillermo Abascal installiert. Der Spanier wurde erst im Januar als Assistenztrainer engagiert und beerbte Rahmen dann gut anderthalb Monate später. Doch in den verbleibenden 14 Ligaspielen gewann der FCB nur noch fünfmal und spielte siebenmal Unentschieden. In der Conference League war nach zwei Niederlagen im Achtelfinal gegen Marseille ebenfalls Schluss.
Zwar sicherte sich «Rotblau» am Ende Platz zwei hinter dem FCZ, doch war die Bilanz unter Abascals Vorgänger deutlich besser. Später bezeichnete Degen die Entlassung von Rahmen als Fehler. Nach wenigen Monaten wurde das Engagement des früheren Lugano-Coaches wieder beendet.
Punkteschnitt beim FCB: 1,38 Punkte pro Spiel.
Zum Start der neuen Saison wurde in Alex Frei dann eine Klub-Legende engagiert, die mit dem Aufstieg beim FC Winterthur gerade einen grossen Erfolg gefeiert hat. Das vermeintliche Trainertalent sollte beim FCB eine neue Ära prägen, musste aber früh die ersten Enttäuschungen verkraften. Von den ersten vier Super-League-Spielen wurde keines gewonnen, auch danach fehlte die Konstanz.
Zwar gelang es dem früheren Stürmer mit seinem Team, die Gruppenphase der Conference League zu überstehen und im Cup in den Viertelfinal einzuziehen, doch zog der erst im November 2022 eingestellte Sportchef Heiko Vogel nach einer 0:1-Niederlage gegen GC die Reissleine. Zu dem Zeitpunkt stand der FCB auf Platz 7 der Super League.
Punkteschnitt beim FCB: 1,53 Punkte pro Spiel.
Der Sportchef setzte sich interimsweise gleich selbst auf die Bank. In der Conference League feierte der FCB einen riesigen Erfolg, scheiterte im Halbfinal erst in der Verlängerung an der Fiorentina und unterlag auch im Cup erst in der vorletzten Runde gegen den späteren Sieger YB.
In der entstandenen Euphorie ging jedoch vergessen, dass der FCB in der Liga keine grossen Fortschritte machte. Nur knapp ein Drittel der 17 Spiele unter Vogel wurden gewonnen, erst am letzten Spieltag wurde der fünfte Platz gesichert, der zur erneuten Teilnahme an der Conference-League-Qualifikation berechtigte.
Punkteschnitt beim FCB: 1,56 Punkte pro Spiel.
Nachdem Vogel seinen Platz an der Seitenlinie wieder geräumt hatte, verpflichtete er in seiner Funktion als Sportchef einen Landsmann als Nachfolger. Timo Schultz sollte die Entwicklung des Teams weiterführen. Anders als zunächst versprochen musste der ehemalige St.Pauli-Trainer dies aber mit einem nahezu vollständig erneuerten Kader tun.
Die Qualifikation zur Conference League endete mit der ersten Hürde Tobyl Qostanai. In der Super League resultierten aus acht Spielen nur ein Sieg und fünf Punkte, immerhin konnten die beiden unterklassigen Gegner im Cup deutlich geschlagen werden. Am Ende kostete Schultz vor allem die 2:3-Niederlage in Yverdon den Job. Er übergab den FCB auf Platz neun liegend an seinen Vorgänger.
Punkteschnitt beim FCB: 1,27 Punkte pro Spiel.
Denn obwohl dieser im Sommer betont hatte, nicht mehr auf die Trainerbank zurückkehren zu wollen, übernahm Heiko Vogel das Team erneut. Dieses Mal aber mit deutlich weniger Erfolg. Trotz der Tatsache, dass der 47-Jährige als Sportchef massgeblich an der Zusammenstellung des Kaders beteiligt war, erschien der FC Basel unter Vogel regelrecht plan- und ideenlos.
Nach vier Partien ohne Punkt und eigenes Tor musste Vogel seinen Posten räumen – bereits eine Woche zuvor war er seines Amts als Sportchef enthoben worden. Immerhin für ein Novum hat Vogel als Trainer gesorgt: Die Wahl zum Tor des Monats fällt beim FC Basel aufgrund mangelnder Kandidaten erstmals aus.
Punkteschnitt beim FCB: 0,00 Punkte pro Spiel.
Ein Trainer unter David Degen hat bisher also eine sehr geringe Lebensdauer. Fabio Celestini ist in der dritten Saison unter David Degen bereits der siebte Trainer – wenn man Heiko Vogel aufgrund seiner beiden Amtszeiten doppelt zählt. Vorerst hat der frühere Mittelfeldspieler einen Vertrag bis Ende Saison erhalten.
Bisher konnte durch die Trainerwechsel selten ein Fortschritt erzielt werden, nun soll sich das jedoch ändern. Das Ziel ist klar: Der FC Basel muss so schnell wie möglich vom Ende der Tabelle weg und mindestens den Klassenerhalt schaffen. Bereits am Mittwoch steht Celestini im Cup-Achtelfinal gegen Kriens zum ersten Mal an der Seitenlinie.