«Können uns nicht viel vorwerfen» – Schweiz verliert trotz Steigerung auch gegen Spanien
Auch wenn die Schweizer am Schluss mit leeren Händen dastanden, im Vergleich zu den Partien in Tschechien (1:2) und Portugal (0:4) gelang ihnen eine klare Leistungssteigerung. Vor allem nach der Pause, als sich das Team von Murat Yakin aus der spanischen Umklammerung lösen konnte, initiierte es einige vielversprechende Angriffe. Auf den letzten 30 Metern fehlte allerdings die nötige Präzision sowie die Präsenz im Strafraum.
Die besten Chancen zum Ausgleich vergaben in der Schlussphase Breel Embolo (87.) sowie die eingewechselten Noah Okafor (88.) und Djibril Sow (93.). Embolo verfehlte aus 25 Metern das verlassene spanische Tor, nachdem Haris Seferovic den Zweikampf gegen den herausstürmenden Unai Simon gewonnen hatte. Eine Minute später hätte Okafor alleine auf das Tor ziehen können, dem Stürmer von Salzburg missglückte aber die Ballmitnahme. Sows Schuss Sekunden vor dem Abpfiff wurde geblockt.
Ein Punkt hätte sich die SFV-Auswahl vor gut 25'000 Zuschauern verdient. Sie trat engagiert und gut organisiert auf und war offensichtlich um Wiedergutmachung bemüht. Zudem hatte sie in der Startphase das Glück nicht auf ihrer Seite. In der 7. Minute übersah sowohl der Schiedsrichter als auch der VAR ein klares Handspiel von Pau Torres in einem Zweikampf mit Embolo im eigenen Strafraum. Und beim 0:1 liessen die TV-Bilder erahnen, dass bei Ballabgabe Torschütze Sarabia möglicherweise mit der Fussspitze knapp im Offside stand.
Die Stimmen zum Spiel
Silvan Widmer:
Gegen Spanien ist es das Schwierigste, zu einer Balleroberung zu kommen. Sie haben technisch gute Spieler, die immer die richtige Lösung bereit haben. Heute ist es uns zu wenig gelungen, etwas gegen ihren Ballbesitz zu unternehmen.
Ich habe heute den Spirit auf dem Platz und auf den Rängen gespürt. Diese Mannschaft will etwas reissen. Nun stehen wir natürlich mit dem Rücken zur Wand, mit null Punkten aus drei Spielen. Aber wir bleiben dran und haben noch ein Spiel vor den Sommerferien. Wir sind überzeugt, dass wir schon bald punkten werden.»
Xherdan Shaqiri:
In der zweiten Halbzeit waren wir besser im Spiel und konnten Spanien auch manchmal unter Druck setzen. Aber sie haben die Qualität, dass sie sich selbst in diesen Situationen befreien können. In der ersten Halbzeit waren wir vielleicht etwas zu defensiv, aber aus solchen Spielen müssen wir lernen. Spanien ist definitiv eine Top-Mannschaft.»
Murat Yakin:
Wenn man Spanien das Spiel machen lässt, läuft man dem Ball lange hinterher. Das hatten wir in der zweiten Halbzeit sicher besser im Griff durch unsere taktischen Anpassungen. Schade, konnten wir uns für den betriebenen Aufwand nicht belohnen. Aber diese Reaktion stimmt mich zuversichtlich für die nächsten Spiele.»
Nicht zum ersten Mal in diesen Tagen hatte ein grober individueller Schnitzer zum Schweizer Gegentor geführt. Eray Cömerts Pass wurde kurz vor der Strafraumgrenze abgefangen, so dass Marcos Llorente mit einem Querpass Sarabia bedienen konnte, der den Ball ins Tor lenkte. Es war eine der wenigen guten Torchancen der Gäste, die vor der Pause 74 Prozent Ballbesitz hatten, nach dem Seitenwechsel aber keineswegs sattelfest wirkten. Dennoch gingen sie erstmals in dieser Nations-League-Kampagne als Sieger vom Platz.
Gegen Portugal unter Zugzwang
Die Schweizer hingegen kassierten ihre dritte Niederlage in Folge, was ihnen letztmals im Frühjahr 2016 passiert war. Sie blieben auch im vierten Wettbewerbsspiel gegen Spanien in den letzten zwei Jahren ohne Sieg und verpassten die Revanche für die Niederlage im EM-Viertelfinal vor knapp einem Jahr in St. Petersburg, als sie nach einem heroischen Kampf im Penaltyschiessen den Kürzeren zogen.
Die SFV-Auswahl steht nun am Sonntag gegen Portugal erneut in Genf unter Zugzwang. Bei einer weiteren Niederlage droht in der Nations League der Abstieg in die Liga B. Der Rückstand auf das auf Rang 3 klassierte Tschechien beträgt nach Hälfte des Pensums bereits vier Punkte.
Yakin hatte seine Mannschaft im Vergleich zur 0:4-Schlappe vier Tage zuvor in Lissabon erneut umgekrempelt und acht neue Spieler gebracht. In der Innenverteidigung setzte er auf das Duo Akanji/Cömert, wobei Fabian Schär und Nico Elvedi fehlten. Davor nominierte der Nationaltrainer aufgrund des sehr spielstarken und auf viel Ballbesitz ausgerichteten Gegners drei zentrale Mittelfeldspieler. Michel Aebischer kam an der Seite von Granit Xhaka und Remo Freuler neu in die Mannschaft.
Das 4-3-3-System fruchtete allerdings vor der Pause in der Offensive überhaupt nicht. Steven Zuber, der in den ersten zwei Spielen verletzt gefehlt hatte, war links zwar bemüht aber ohne Durchschlagskraft. Embolo hatte gegen die spanischen Innenverteidiger einen schweren Stand und Xherdan Shaqiri konnte sich auf dem rechten Flügel praktisch nie in Szene setzen. Die beiden besten Szenen vor der Pause hatte der Spielmacher von Chicago Fire bei stehenden Bällen, aber sowohl Embolo (25.) als auch Cömert (45.) machten zu wenig aus ihren Kopfballchancen.
Das Telegramm:
 Schweiz - Spanien 0:1 (0:1)
Stade de Genève, Genf. - 25'875 Zuschauer. - SR Gözübüyük (NED). 
Tor: 13. Sarabia (Marcos Llorente) 0:1.
Schweiz: Sommer; Widmer, Akanji (80. Frei), Cömert, Rodriguez (89. Sow); Freuler, Xhaka, Aebischer (64. Okafor); Shaqiri (80. Seferovic), Embolo, Zuber (64. Steffen).
Spanien: Unai Simon; Azpilicueta, Diego Llorente, Pau Torres, Jordi Alba; Busquets; Marcos Llorente (80. Soler), Gavi (73. Koke); Ferran Torres, Morata (73. Asensio), Sarabia (62. Olmo).
Bemerkungen: Schweiz ohne Schär (gesperrt), Elvedi, Vargas und Zakaria (alle verletzt). Verwarnungen: 60. Shaqiri (Foul), 67. Akanji (Foul), 90. Seferovic (Foul), 92. Sow (Foul). (pre/sda)


