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Warum Portugals Spitzenklubs trotz Top-Transfers nicht im Geld schwimmen

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Enzo Fernandez (rechts) war der letzte grosse Verkauf von Benfica. Marcus Edwards (links) könnte auch bald für grosses Geld zu einem Top-Klub wechseln.Bild: keystone

Warum Portugals Spitzenklubs trotz Top-Transfers nicht im Geld schwimmen

Jahr für Jahr liefern die drei grossen Klubs in Portugal Talente für Top-Klubs in ganz Europa. Trotz hoher Transfergewinne schwimmen Porto, Sporting und Benfica Lissabon allerdings nicht im Geld.
03.02.2023, 19:49
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Unter den zehn bislang teuersten Transfers der Fussball-Historie befinden sich einige grosse Wechsel. Acht dieser Spieler wechselten innerhalb der Top fünf Ligen den Arbeitgeber. Lediglich zwei Spieler für die ein Klub über 100 Millionen Euro in die Hand nahm, stammten nicht aus einer der Top fünf Ligen, sondern aus der ersten Liga Portugals.

Portugal, das Land der unbegrenzten Talente

Mit einer Ablösesumme von etwa 128 Millionen Euro ist der Wechsel von Joao Felix von Benfica Lissabon zu Atlético Madrid bislang der fünftteuerste Transfer der Fussballgeschichte. Direkt dahinter liegt der Wechsel von Enzo Fernandez von Benfica zu Chelsea für 121 Millionen Euro. Aktuell stehen beide gar bei den «Blues» unter Vertrag.

Doch die beiden sind nicht die einzigen, die in den letzten Jahren den Sprung von Benfica in die grosse Fussball-Welt gewagt haben. Bereits im Sommer wechselte Stürmer Darwin Nunez für 80 Millionen Euro zum FC Liverpool. Auch Manchester City bediente sich schon in der Hauptstadt Portugals mit Keeper Ederson und Innenverteidiger Ruben Dias fanden gleich zwei Spieler den Weg zu den «Citizens».

Enzo Fernandez ist bereits der vierte Spieler in den letzten 13 Jahren, der von Benfica zu Chelsea wechselt. Vor ihm gingen den gleichen Weg bereits Ramires, David Luiz und Nemanja Matic. Sie alle verbrachten eine sehr erfolgreiche Zeit bei den Londonern.

Doch nicht nur Benfica produziert Jahr für Jahr künftige Weltstars. Auch die anderen beiden grossen Klubs in Portugal, der FC Porto und Sporting Lissabon haben schon einige Top-Spieler hervorgebracht.

Der FC Porto feierte bereits Anfang der 2000er Jahre rauschende Erfolge, 2003 gewann man den UEFA-Pokal und nur ein Jahr später die Champions League. Bereits damals hatte Porto ein hochtalentiertes Team, mit Spielern wie Deco (wechselte später zum FC Barcelona), Ricardo Carvalho (wechselte zum FC Chelsea), Paulo Ferreira (wechselte auch zum FC Chelsea) und Jose Bosingwa (ging ebenfalls später zum FC Chelsea).

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Der grösste Triumph der Vereinsgeschichte des FC Porto: Champions-League-Sieg 2004.Bild: EPA DPA

Einige Jahre später brachte der FC Porto erneut eine Top-Mannschaft hervor. In der Saison 2010/11 stürmten die Portugiesen zum Sieg der Europa-League. Angeführt wurde das Team damals vom alles überragenden Stürmer Radamel Falcao. Hinzu kamen James Rodriguez, der Brasilianer Hulk sowie Joao Moutinho. Falcao verliess die Portugiesen im Jahr danach in Richtung Atlético Madrid. James Rodriguez und Joao Moutinho blieben noch bis 2013 in Porto und wechselten dann wie auch Falcao ins Fürstentum nach Monaco.

Auch in den vergangenen Jahren ermöglichte der FC Porto einigen Top-Spielern den Sprung auf die grosse Fussballbühne. Darunter unter anderem Luis Diaz welcher für 47 Millionen Euro zum FC Liverpool wechselte oder Eder Militao der sich für 50 Millionen Euro Real Madrid anschloss.

Real Madrid's Eder Militao celebrates after scoring his side's second goal during the Copa del Rey round of 16 soccer match between Villarreal CF and Real Madrid at La Ceramica stadium in Vi ...
Ist in Real Madrids Abwehr gesetzt: Eder Militao.Bild: keystone

Der dritte portugiesische Klub im Bunde ist Sporting Lissabon. Der Stadtrivale von Benfica brachte nicht nur Cristiano Ronaldo raus, sondern hat über die Jahre noch einigen anderen Spielern die Möglichkeit geben sich zu zeigen. In diesem Sommer verkaufte Sporting drei Spieler in europäische Top-Ligen.

Nuno Mendes wechselte, nach dem er bereits ein Jahr auf Leihbasis bei Paris-Saint-Germain verbrachte, für 38 Millionen Euro fest in die französische Hauptstadt. Matheus Nunes ging für 45 Millionen Euro zu den Wolverhampton Wanderes. Auch Joao Palhinha wechselte für 20 Millionen Euro zum FC Fulham in die Premier League.

Alle drei Transfers liegen in den bisherigen Top-15 Verkäufen der Klubhistorie. Angeführt wird diese von Bruno Fernandes. Der portugiesische Nationalspieler wechselte im Januar 2020 für 63 Millionen Euro zu Manchester United.

Manchester United's Bruno Fernandes controls the ball during the English Premier League soccer match between Manchester United and Bournemouth at Old Trafford in Manchester, England, Tuesday, Jan ...
Bruno Fernandes ist der teuerste Export von Sporting Lissabon bisher.Bild: keystone

Was passiert mit den ganzen Transfereinnahmen?

Trotz der teilweise absurden Summen, welche die Spieler den Klubs in die Kassen spülen, werden diese nicht ausschliesslich wieder in Transfers gesteckt. Rekordeinkauf der portugiesischen Liga ist durch seine Weiterverkaufsklausel nun auch Enzo Fernandez mit einer Ablösesumme von 44 Millionen Euro.

Ursprünglich überwies Benfica lediglich 14 Millionen Euro für Fernandez an River Plate, was zeigt, dass die Klubs trotz hoher Einnahmen nicht mit Geld um sich werfen.

Wenn ein Klub allerdings von einem Spieler überzeugt ist, wie es Benfica von Darwin Nunez war, wird auch mal etwas tiefer in die Tasche gegriffen. Für die Dienste von Nunez überwies der Klub aus Lissabon 34 Millionen Euro an UD Almeria. Ein Investment welches sich auszahlen sollte.

Liverpool's Darwin Nunez celebrates after Leicester's Wout Faes scores an own goal past his goalkeeper during the English Premier League soccer match between Liverpool and Leicester City at  ...
Ein seltenes Bild: im Trikot des FC Liverpool durfte Darwin Nunez bislang weniger Tore bejubeln als es sich der Klub erhofft hätte. Bild: keystone

Neben den beiden Transfers gibt es allerdings keinen Spieler für welchen ein Klub aus Portugal mehr als 22 Millionen Euro bezahlte. Das eingenommene Geld, wird also nicht planlos aus dem Fenster geworfen, sondern sinnvoll in neue Talente und die Sichtung dieser investiert. Seit der Saison 2017/18 generierten die drei portugiesischen Top-Klubs einen Gewinn von etwa 919 Millionen Euro.

Dennoch schwimmen die Klubs nicht im Geld. Die beiden Lissabonner Klubs sind beide Börsen notiert. Alle drei Klubs sind trotz stetiger Transfergewinne hoch verschuldet und standen teilweise bereits vor der Insolvenz.

Ein eklatantes Missmanagement aufseiten der Vereine, vor allem zwischen 2000 und 2010 führte die Klubs tief in die Schuldenfalle. Dazu führte unter anderem der Bau neuer Stadien anlässlich der Europameisterschaft 2004 in Portugal. Hinzu kam, dass die Klubs in diesen Jahren ihren Spielern üppige Gehälter bezahlten. Der portugiesische Sportökonom Paulo Reis Mourao sagte dazu gegenüber der «Welt» einst, die Vereine lieferten sich «ein törichtes Verschuldungswettrennen».

Woher kommen die ganzen Talente?

Alle drei Klubs scouten vor allem im südamerikanischen Raum. Häufig werden vor allem Spieler aus Brasilien, Argentinien, Uruguay und Kolumbien nach Portugal geholt. Die geringe Sprachbarriere ist hierbei ebenfalls ein positiver Effekt für die Spieler aus Südamerika.

Zudem bedienen sich die Klubs natürlich auch bei den kleineren Teams der Liga und greifen dort immer wieder die besten Spieler ab. Ein interessantes Beispiel hierfür ist David Carmo vom FC Porto. Der amtierende portugiesische Meister überwies für den Innenverteidiger die klubinterne Rekordablösesumme von 20 Millionen Euro an den Ligakonkurrenten SC Braga.

Auch der bisherige Rekordeinkauf von Sporting Lissabon Paulinho kam im Januar 2021 für 16 Millionen Euro vom SC Braga in die portugiesische Hauptstadt.

Hinzu kommt auch die hervorragende Jugendarbeit der drei Klubs. Benfica brachte in den letzten Jahren unter anderem Spieler wie Bernardo Silva, Joao Cancelo, Joao Felix, Ruben Dias, Renato Sanches und Ederson aus der eigenen Jugend hervor.

Moreira de Canons, Guimarães, 07/02/2014 - The Moreirense FC received tonight SL Benfica B, on Comendador Stadium Joaquim de Almeida Freitas in game donates 29th Day of the 2nd League 2013/2014. Berna ...
Mittlerweile spielt Bernardo Silva bei Manchester City.Bild: imago sportfotodienst

Auch die Jugendarbeit des Stadtrivalen kann sich durchaus sehen lassen, neben Cristiano Ronaldo entstammen der Jugendschmiede von Sporting unter anderem Spieler wie Nani, Ricardo Quaresma, Joao Mario oder Rui Patricio. Alle wurden 2016 mit Portugal Europameister.

Auch der FC Porto hat in den letzten Jahren Spieler aus der eigenen Akademie hervorgebracht, wie beispielsweise Vitinha (heute bei PSG), André Silva (RB Leipzig), Fabio Silva (RSC Anderlecht) und Fabio Viera (Arsenal).

Wer könnte der nächste grosse Transfer werden?

Auch die nächsten Stars stehen bereits in der Pipeline. Beim FC Porto steht beispielsweise mit dem in Rothrist geborenen Diogo Costa ein grosses Talent im Tor. Costa hütete bei der WM in Katar bereits das Tor der portugiesischen Nationalmannschaft. Zudem soll Manchester United an einer Verpflichtung des 23-Jährigen, welcher eine Ausstiegsklausel von 75 Millionen Euro in seinem Vertrag stehen hat, interessiert sein.

epa10352888 Goalkeeper Diogo Costa of Portugal during the FIFA World Cup 2022 round of 16 soccer match between Portugal and Switzerland at Lusail Stadium in Lusail, Qatar, 06 December 2022. EPA/Nousha ...
Diogo Costa wurde in Rothrist im Kanton Aargau geboren.Bild: keystone

Ein weiterer Spieler welcher Porto in Zukunft eventuell eine hohe Ablöse bescheren könnte ist der Stürmer Evanilson. Der Brasilianer spielt seit 2020 bei Porto und weckte bereits das Interesse mehrerer Premier League Klubs.

Auch bei Sporting Lissabon treiben sich einige sehr talentierte Spieler herum. Mit dem Wechsel von Pedro Porro wechselte zuletzt ein weiterer Spieler von Sporting in die Premier League. Im Zuge des Wechsels sicherten sich die Portugiesen weitere 15 Prozent der Transferrechte an Marcus Edwards. Dieser könnte in Zukunft noch eine spannende Personalie werden. Um den Engländer ranken sich immer wieder Wechselgerüchte. Mit dem Portugiesen Pedro Goncalves und dem Uruguayer Manuel Ugarte, hat Sporting zudem zwei weitere potenzielle Superstars der Zukunft in den eigenen Reihen.

Auch im Kader von Benfica finden sich einige potenzielle Stars der Zukunft. In der Innenverteidigung ist der 19-jährige Antonio Silva bereits jetzt unumstrittener Stammspieler. Der torgefährliche Defensivspieler könnte der nächste grosse Spieler aus der Jugendakademie der «Adler» werden.

Ein anderer, der auch in der Schweiz kein Unbekannter mehr sein sollte, ist Goncalo Ramos. Welche Qualitäten der Stürmer hat, bekam die Nati bei der WM in Katar gegen Portugal zu spüren. Im Achtelfinal schoss er die Mannschaft von Murat Yakin mit drei Treffern fast im Alleingang aus dem Turnier. Ramos stammt ebenfalls aus der Nachwuchsabteilung von Benfica und konnte schon das Interesse mehrerer europäischer Top-Klubs wecken.

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Erzielte in dieser Saison bereits zwölf Treffer in der Liga: Goncalo Ramos.Bild: keystone

Zudem verpflichtet Benfica im Winter mit dem Norweger Andreas Schjelderup einen hochtalentierten Offensivspieler. Der 18-jährige Linksaussen kam für neun Millionen Euro vom dänischen Spitzenteam Nordsjaelland nach Lissabon. Zuvor wurde Schjelderup auch schon von Arsenal und Liverpool beobachtet.

Gerade auch wegen der hohen Talentdichte bei den Spitzenteams in Portugal fallen andere Spieler durch das Raster oder werden aussortiert. Ein gutes Beispiel dafür ist Nati-Spieler Haris Seferovic. Der Stürmer wurde zwar in der Saison 2018/19 Torschützenkönig der Liga NOS, doch mittlerweile spielt er keine Rolle mehr bei den Portugiesen. Der Schweizer Fussballer des Jahres von 2019 ist aktuell an den spanischen Erstligisten Celta Vigo verliehen.

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quelle: keystone / laurent gillieron
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