Der ukrainische Nati-Captain Andrij Jarmolenko hat die russischen Nationalspieler mit eindringlichen Worten zum Handeln aufgefordert: Der 32-jährige Flügelstürmer von West Ham United kritisierte das Schweigen der russischen Profis zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in einem Video auf Instagram scharf.
«Ich habe eine Frage an die russischen Nationalspieler: Jungs, warum sitzt ihr wie die Blöden da und sagt nichts?», fragte der ehemalige BVB-Profi, der als Sohn ukrainischer Eltern im russischen St.Petersburg geboren wurde: «In meinem Land töten sie Menschen, Frauen, Mütter, unsere Kinder. Aber ihr sagt nichts, ihr kommentiert nichts.»
Er kenne viele Spieler aus Russlands Nationalmannschaft. «Ihr habt mir alle gesagt, dass es nicht so sein sollte, dass euer Präsident sich nicht korrekt verhält», sagte Jarmolenko weiter: «Also Jungs, ihr habt Einfluss auf die Leute, zeigt es ihnen, ich flehe euch an. Es ist an der Zeit, eure Ellenbogen zu zeigen – im wahren Leben.»
Russlands Captain Artjom Dsjuba reagierte umgehend auf den Post von Jarmolenko und nannte den Krieg zunächst eine «schreckliche Sache». Der Stürmer von Zenit St.Petersburg erklärte, dass er eigentlich nicht über die Ereignisse in der Ukraine sprechen wollte, weil er kein Politik-Experte sei. Da dieses Thema aber allgegenwärtig sei, äussere er sich nun doch dazu.
«Ich bin gegen jeden Krieg», erklärte Dsjuba auf Instagram, prangerte aber auch eine vermeintliche «Doppelmoral» bei der Verhängung der Sanktionen an. «Aber ich bin auch gegen menschliche Aggression und Hass, die jeden Tag ein verheerendes Ausmass annehmen. Warum rufen immer alle, dass Sport und Politik nicht vermischt werden dürfen – aber sobald es um Russland geht, vergessen sie dieses Prinzip völlig?», schrieb der 33-Jährige und fügte an: «Ich bin stolz, Russe zu sein. Und ich verstehe nicht, warum Sportler jetzt leiden müssen.»
Ähnlich hatte sich zuvor auch schon Alexander Owetschkin geäussert. Der wohl bekannteste russische Eishockeyspieler erklärte in den ersten Kriegstagen: «Bitte, keinen Krieg mehr. Wir müssen in Frieden leben.» Von gezielter Kritik hatte aber auch der Superstar der Washington Capitals abgesehen: «Ich bin kein Politiker», sagte der 36-Jährige und meinte über Wladimir Putin: «Er ist mein Präsident.» Für Owetschkin ist die Lage «beängstigend», doch er ist überzeugt: «Wir können nichts tun. Ich hoffe, dass es schnell zu Ende ist.»
Dafür musste «Ovi» in seiner Wahlheimat USA viel Kritik einstecken. «Zu sagen, dass er sich hilflos fühlt, ist ein unaufrichtiger Versuch, seine Bedeutung herunterzuspielen», wurde er beim Sportblogging-Netzwerk SB Nation kritisiert. Als einer der international prominentesten Athleten Russlands könne er sich anders ausdrücken. «Doch er hat sich dagegen entschieden.» Owetschkin, auf dessen Instagram-Profilbild er bis heute an Putins Seite zu sehen ist, sei ein «feiger Speichellecker».
Trotz der fehlenden Unterstützung von ihren russischen Kollegen wollen die ukrainischen Sportler weiter für ihre Heimat kämpfen. Bereits am Dienstag hatte sich eine Gruppe von Fussballern um Jarmolenko und Oleksandr Sintschenko von Manchester City in einer Videobotschaft für ein schnelles Ende des Krieges ausgesprochen. Darin riefen sie dazu auf, «die Wahrheit über den Krieg in der Ukraine mit allen möglichen Mitteln zu zeigen» und sich «der russischen Propaganda zu widersetzen». (pre)
Damit hat er alles gesagt !