Im gestrigen DFB-Pokal-Spiel zwischen den Traditionsklubs Hertha BSC und dem Hamburger SV schafften die Berliner im Penaltyschiessen den Einzug in den Viertelfinal. Mittendrin war ein Mann, der mit – für einen Fussballer bereits stolzen – 27 Jahren zu seinem Profi-Debüt kam. Nader El-Jindaoui, ein Berliner mit palästinensischen Wurzeln, wurde in der 80. Minute eingewechselt und darf mit seiner Premiere auf der grossen Bühne zufrieden sein.
El-Jindaoui leitete das 3:3 von Jonjoe Kenny in der 120. Minute ein und verwandelte im anschliessenden Elfmeterschiessen sicher. Nach dem Spiel zeigte sich der 27-Jährige auch dementsprechend emotional: «Ich habe immer daran geglaubt, für diesen Verein zu spielen. Ich bin ein Berliner Junge und vor diesen Fans zu jubeln, brennt sich ein.»
Der Mann des Abends war jedoch Fabian Reese, der die Berliner mit seinen zwei Toren und der Vorlage zum 3:3 in die Verlängerung rettete und schliesslich den entscheidenden Penalty verwandelte.
El-Jindaoui war bereits vor seinem Profi-Debüt ein Star, wenn auch abseits des Fussballplatzes. Auf Instagram folgen seinem Account mittlerweile 2 Millionen Menschen, auf seinem YouTube-Kanal, den er gemeinsam mit seiner Frau Louisa betreibt, sind es 1,75 Millionen Abonnenten. Neben Fussball gibt es auf seinen Kanälen vor allem Content zum Familienleben des Paares – die beiden haben eine kleine Tochter.
Als Hertha-Trainer Pal Dardai bei der Pressekonferenz vor dem Spiel ankündigte, dass El-Jindaoui gegen den HSV sehr wahrscheinlich zu seinem Debüt kommen werde, hatte dies auch Auswirkungen auf die erwarteten Zuschauerzahlen. «Ich habe gehört, dass deshalb noch mehr Fans ins Stadion kommen wollen. Das ist toll, wir brauchen jede Unterstützung», meinte Dardai vor dem Spiel.
Hatten die Berliner vor der Ankündigung von El-Jindaouis Debüt noch mit 55'000 Zuschauenden gerechnet, war plötzlich von 60'000 Fans die Rede. Schlussendlich kamen 58'946.
El-Jindaoui ist nicht nur dank seiner Social-Media-Präsenz ein aussergewöhnlicher Fussballer. Laut eigenen Aussagen hat der Berliner nämlich erst mit 12 Jahren angefangen Fussball zu spielen. Sein Weg führte unter anderem über Nord Wedding, die Berliner Füchse, Energie Cottbus und die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf in die zweite Bundesliga zum Hertha BSC. Ein Epilepsie-Anfall mit 17 Jahren und diverse Verletzungen warfen den Fussballer immer wieder zurück, zwischenzeitlich war der Offensivspieler gar ohne Verein.
Bei Hertha Berlin scheint El-Jindaoui nun angekommen zu sein und kann durch seine Social-Media-Präsenz vielleicht auch mehr junge Leute ins Stadion locken. Mit der Schweizer Fussballspielerin Alisha Lehmann kann El-Jindaoui mit seinen zwei Millionen Instagram-Followern jedoch nicht mithalten – der Bernerin folgen mittlerweile über 16 Millionen Menschen.
(kat)