Quasi im Alleingang entschied Haris Tabakovic am vergangenen Wochenende das Wiener Stadtderby. Mit einem perfekten Hattrick – ein Tor mit links, eines mit rechts und eines mit dem Kopf – schoss er die Austria zum 3:1-Sieg über den ewigen Rivalen Rapid.
In Europa trifft aktuell keiner so oft wie Tabakovic. Der einstige YB-Junior befindet sich in der Form seines Lebens. Mit 15 Treffern in zwölf Spielen im Kalenderjahr 2023 hat er gar eine bessere Torquote als Manchester Citys Superstar Erling Haaland.
15 - Players from Europe's Top 10 leagues with the most goals scored in the year 2023:
— OptaFranz (@OptaFranz) May 17, 2023
🥇Haris Tabakovic (15 goals in 12 apps)
🥇Alexandre Lacazette (15 goals in 16 apps)
🥇Erling Haaland (15 goals in 18 apps)
Surprisingly.
Kein Wunder also, dass der 28-Jährige nun auf ein Aufgebot von Nati-Trainer Murat Yakin hofft. Gegenüber «Sky Sport Austria» sagte er kürzlich: «Ich bin gespannt, ob jetzt ein Anruf aus der Schweiz kommt.» Seine letzten Auftritte im Dress der Nati hatte Tabakovic im Dress der U21 vor sieben Jahren. Seitdem ist der Stürmer viel herumgekommen.
Eine eineinhalbjährige Leihe von YB in die Challenge League zum FC Wil brachte nicht den gewünschten Erfolg ein. Danach ging es für ihn zum Rekordmeister GC, doch auch in Zürich war die Ausbeute des Stürmers eher mau. In 41 Pflichtspielen traf er lediglich viermal. Woraufhin Tabakovic sein Glück bei den ungarischen Klubs Debreceni VSC und Diosgyori VTK versuchte. Doch wegen einer Knieverletzung musste er ein Jahr lang pausieren. Was für den grossgewachsenen Stürmer nicht einfach war: «Das war keine schöne Zeit, man fragt sich oft: Wie geht es weiter?»
Weiter ging es für ihn 2020 schliesslich in Österreich bei Austria Lustenau. Die Vorarlberger schoss er in der vergangenen Saison als Torschützenkönig mit 27 Treffern in 23 Spielen zum Aufstieg in die österreichische Bundesliga. Wodurch er auf den Radar von Austria Wien geriet, das ihn bis 2025 unter Vertrag nahm.
Bei den «Violetten» ist er aktuell der beste Torschütze der Meistergruppe (Meisterschafts-Playoffs der besten sechs Teams). In sechs Spielen konnte Tabakovic acht Tore erzielen. Damit steht er mit der Austria momentan auf Platz 4, welcher das Team zur Qualifikation an der Conference League berechtigen würde.
Einen grossen Anteil an der Form des «Jesus aus der Schweiz», wie ihn Der Standard bezeichnete, hatte ein Trainerwechsel. In der Vorrunde unter Coach Manfred Schmid wurde Tabakovic bereits als Fehleinkauf abgestempelt und sass häufig nur auf der Bank. Doch nach dem Trainerwechsel zu Michael Wimmer blühte Tabakovic auf. 15 seiner bislang 17 Treffer erzielte er seit der Verpflichtung des deutschen Coaches.
Auch wenn Wimmer seinen Anteil am Formhoch des Knipsers herunterspielt. «Ich habe mit Haris überhaupt nichts gemacht, wir Betreuer können da nichts dafür. Er arbeitet hart im Training, kommt als Erster auf den Platz, geht als Letzter. Jeder weiss, was Selbstvertrauen ausmacht», sagte der Trainer. «Man darf ihn nicht nur auf die Tore reduzieren. Was er für die Mannschaft arbeitet, ist enorm, wie er die Bälle festmacht, ist sensationell.»
Auch die Austria-Fans haben den treffsicheren Mittelstürmer bereits ins Herz geschlossen. Des Öfteren singen sie nicht von Will Grigg, sondern «Haris on fire» zur Melodie des Lieds «Freed from Desire».
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— FK Austria Wien (@FKAustriaWien) May 14, 2023
Ein Stürmer mit solch einer Torquote weckt natürlich Begehrlichkeiten. Das sieht sein Mitspieler Dominik Fitz nicht anders: «Wenn er so einen Lauf hat, wird er nicht mehr lange bei uns sein.» Austrias Sportchef Manuel Ortlechner hängt seinem Top-Stürmer indes noch kein Preisschild um, weiss aber dennoch: «Tabakovic muss man nicht viel scouten, die Torquote spricht für sich selbst.» Noch liegen dem Sportchef keine Angebote für seinen Torjäger vor, doch das Interesse werde «Ende Mai wahrscheinlich intensiver.»
Die Bühne Nationalmannschaft würde dem im solothurnischen Grenchen geborenen Stürmer sicher noch weitere Interessenten verschaffen. Und sollte Murat Yakin nicht bald zum Hörer greifen, könnte dies bald ein anderer Nationaltrainer tun. Denn Tabakovic besitzt auch die bosnische Staatsbürgerschaft. Sollte «Muri» also nicht in Wien anrufen, «dann ruft vielleicht der bosnische Verband an. Dann würde ich mir diese Option offenhalten», sagt Tabakovic.