Sport
Fussball

YB-Wicky sagt: «Ich mache diesen Job aus Liebe zum Fussball»

YBs Trainer Raphael Wicky posiert mit dem Meisterpokal, nach dem Super League Spiel zwischen dem BSC Young Boys Bern und dem FC Winterthur, am Montag, 29. Mai 2023 im Stadion Wankdorf in Bern. (KEYSTO ...
Sein erster Titel als Trainer bei den Profis: Raphael Wicky führte YB zurück auf den Meisterthron.Bild: keystone

Raphael Wicky sagt: «Ich mache diesen Job aus Liebe zum Fussball»

Raphael Wicky könnte bereits in seiner ersten Saison als YB-Trainer das Double gewinnen. Er hat bereits einige Cupfinals im Wankdorf erlebt, stets mit guten Gefühlen. Bleibt das auch am Sonntag so?
04.06.2023, 10:47
Etienne Wuillemin / ch media
Mehr «Sport»

Wie gut ist Raphael Wicky als Trainer wirklich? Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde diese Frage in der Fussball-Schweiz ziemlich heftig diskutiert. Im letzten Sommer hat er bei YB als Chef übernommen. Mit dem ­klaren Auftrag, die Berner wieder an die Spitze zu führen.

Gekommen ist Wicky mit der ­Referenz, ein smarter Fussballlehrer zu sein, der seine Spieler sehr gerne in Entscheidungen miteinbezieht und ein gutes Gespür dafür hat, wie ein Team zu führen ist. Nur sind eben auch leise Zweifel mitgeschwungen, weil Wicky zuvor noch keinen Titel als Trainer von Profis geholt hat. Die Erinnerung an das Kapitel FCB war noch präsent. Unter Wicky wurde der FCB in der Saison 2017/18 nach jahrelanger Dominanz erstmals nicht mehr Meister.

Der leise Vorwurf: Nur ein Meister im letzten Jahrzehnt war schlechter

Nun hat Wicky in dieser Spielzeit die Young Boys souverän zum Meistertitel manövriert. Dass es ihm dabei gelungen ist, fast alle Spieler bei Laune zu halten, obwohl seit September keine Spiele im Europacup mehr anstanden, ist durchaus bemerkenswert. Allzu viel Euphorie ist um dieses Meister-YB trotzdem nicht ausgebrochen. Dafür ist das Kader schlicht zu gut, die Überlegenheit im Vergleich zur Konkurrenz zu gross. Zum Ende der Saison rechnete die «Berner Zeitung» Wicky noch einmal vor: In diesem Jahrzehnt gab es nur einen einzigen Meister, der eine schlechtere Ausbeute hatte als das YB der Saison 2022/23, nämlich der FCB Ausgabe 2012/13.

Man kann YB durchaus kritisieren für teilweise mittelmässige Leistungen. Aber eines sollte man dabei nicht vergessen: Wenn es wirklich zählte, liessen die Berner ihre Muskeln fast nach Belieben spielen. Nie wurde das deutlicher als im Cup-Halbfinal gegen den FC Basel. Dank diesem 4:2-Sieg steht YB nun also im Final.

YBs Fabian Rieder feiert seinen Treffer zum 4-0 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen den Berner Young Boys und dem FC Sion, am Samstag, 11. Maerz 2023, im Wankdorf Stadion in Bern ...
Vermutlich gibt Fabian Rieder am Sonntag seine Abschiedsvorstellung bei YB. Geht er mit einem weiteren Titel?Bild: keystone

Und plötzlich hat Wicky die Chance, als erst dritter Trainer der Geschichte den Verein zum Double zu führen. 1958 gelingt das Trainer Albert Sing. 2020, in der Coronasaison, Gerardo Seoane. Wenn YB am Sonntag gegen Lugano den Cupfinal gewinnt, wird aus einer sehr ordentlichen Saison eine sehr gute Saison.

Und wie sieht das der Chef selbst? «Ich finde, der Ausgang des Cupfinals wird die Definition unserer Saison nicht beeinflussen. Wir haben eine fantastische Saison gespielt. Darauf dürfen wir jetzt schon stolz sein. Schliesslich waren wir vor einem Jahr in der Meisterschaft mit ziemlich viel Rückstand Dritter und haben über 50 Gegentore bekommen. Da ist also eine ziemliche Entwicklung sichtbar.»

Nachfrage: Werden Raphael ­Wicky die Leistungen von YB in dieser Saison zu wenig gewürdigt? «Nein, ich bin da ziemlich relaxed. Jeder und jede darf eine Meinung zu uns haben. Ich mache den Job nicht, um irgendjemandem etwas zu beweisen. Sondern aus Liebe zum Fussball. Und kann ganz gut selbst einschätzen, ob wir gute Arbeit abliefern.»

Die Frage ist nun, ob es YB zum Abschluss der Saison noch einmal gelingt, auf den Punkt eine grosse Leistung abzurufen. Eine solche wird es gegen einen wohl erneut aufgepeitschten Titelverteidiger Lugano brauchen. Wicky ist das bewusst: «Aber ich habe in diesem Jahr sehr viele tolle Charaktere kennengelernt. Ich bin sicher, dass niemand in der Kabine sitzt und denkt: ‹Hey, wir sind der Meister, spielen im heimischen Stadion – jetzt hauen wir die einfach weg.›»

Schon als Kind beim Cupfinal auf der Tribüne im Wankdorf

Die wohl entscheidende Frage ist, ob es YB gelungen ist, den Spannungsabfall nach dem vorzeitigen Meistertitel Ende April wieder aufzufangen. «Vier Wochen einfach Ferien machen und dann meinen, auf Knopfdruck wieder bereit zu sein – das geht nicht», sagt Wicky. Er ist selbstredend zuversichtlich, die Zügel genug früh angezogen zu haben.

Der Sonntag könnte ein grosser Tag werden für ihn. Wie das ist, zu jubeln bei einem Cupfinal im Wankdorf, weiss Wicky bestens. Als Spieler gewann er den Cup mit dem FC Sion zwischen 1995 und 1997 dreimal in Serie. Und schon zuvor war er als Kind 1986 und 1991 auf den Rängen dabei, als Sion triumphierte. Nun ist er bereit, eine weitere Erfolgsgeschichte zu schreiben. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So feiern die Young Boys den Meistertitel 2023
1 / 10
So feiern die Young Boys den Meistertitel 2023
YB ist Schweizer Meister 2023 – die Fans feiern ihre Mannschaft beim Meisterumzug in der Stadt Bern.
quelle: keystone / marcel bieri
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Alisha Lehmann zaubert im Training und begeistert damit Millionen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Die ZSC Lions finden immer eine Lösung – 9. Folge
So nah und doch so fern: Lausanne war beim Finalauftakt einer Sensation so nahe und doch war der Sieg so fern: Die ZSC Lions finden halt immer eine Lösung. Diesmal sorgte mit Yannick Weber einer für die Wende, der eigentlich Tore zu verhindern hat.

Yannick Weber (35) ist ein weitgereister Haudegen aus dem Bernbiet. Erfahren aus 14 Jahren Nordamerika, mehr als 500 NHL-Spielen und Auftritten auf der ganz grossen Bühne: 2017 verliert er an der Seite von Roman Josi mit Nashville den Stanley Cup-Final.

Zur Story