YB ist nach der verhältnismässig schwachen letzten Saison wieder an der Spitze der Super League. Die Berner haben nur eine Partie verloren und haben bereits 14 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Lugano. Passiert nichts völlig Ungewöhnliches, wird YB spätestens im Mai zum fünften Mal seit der Saison 2017/18 Schweizer Meister. Die einzige Enttäuschung der Saison war das Ausscheiden aus dem Europacup in der letzten Qualifikationsrunde. Wird YB Meister, ist das Verpassen der internationalen Wettbewerbe aber eine einmalige Sache. Als Erstplatzierter ist zumindest die Teilnahme an der Conference League gesichert.
Der Cupsieger der letzten Saison reitet die Erfolgswelle weiter. Der FC Lugano steht nach der Hinrunde auf dem zweiten Platz – vorbehaltlich der ausstehenden Partie zwischen Servette und Winterthur, die verschoben werden musste. Dennoch ein grosser Erfolg für das Team von Mattia Croci-Torti. Mit Zan Celar haben die Tessiner den zweitbesten Torschützen der Liga im Kader und auch Ousmane Doumbia, der vom FCZ gekommen ist, gehört zu den absoluten Leistungsträgern. Doch der Schein vom zweiten Platz trügt leicht, denn vom Achtplatzierten Sion trennen Lugano nur acht Punkte.
Mit einem Sieg im Nachholspiel in Winterthur würde Servette wieder auf den zweiten Platz vorrücken, doch auch der dritte Platz ist für die Genfer eine Überraschung. Im vergangenen Jahr wurde das Team von Alain Geiger noch Sechster, doch dank der zweitbesten Defensive der Liga ist Servette wieder auf dem Vormarsch. Jedoch tut sich die Offensive auch in dieser Saison schwer; mit Kastriot Imeri und Grejohn Kyei haben die besten Torschützen der letzten beiden Saisons den Verein verlassen. So sucht Miroslav Stevanovic noch nach einem neuen Abnehmer für seine Vorlagen. Der Bosnier, der in der letzten Saison 20 Tore vorbereitete, hat nach der Hinrunde erst drei Assists auf dem Konto.
Zwischen dem zweiten Platz und dem achten Platz liegen in der Super League nur sechs Punkte – wirklich konstant ist also nur YB. Am besten erkennbar sind die schwankenden Leistungen beim FC St.Gallen. Das Team von Trainer Peter Zeidler wäre in Bestform ein Meisterkandidat, hat als einziges die Young Boys geschlagen, doch bringt es diese Leistungen zu selten auf den Platz. Nach dem starken Saisonstart mit 15 Punkten aus sechs Spielen wartete der FCSG sieben Spiele auf einen Erfolg. Das deutet mehr auf ein Team hin, das gegen den Abstieg kämpft. Die letzten beiden Spiele vor der WM entschied St.Gallen wieder für sich, doch die Pause kam zum falschen Zeitpunkt. Nach der Winterpause spielten die Grün-Weissen gegen Basel 1:1 und unterlagen in Zürich.
Die Luzerner zeigten sich von den Unruhen um den Verein beeindruckend unbeeindruckt. Der Streit zwischen Vereinsführung und Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstäg schien bisher keine Auswirkungen auf die Leistungen des Teams zu haben. Doch wie bei Lugano, Servette und St.Gallen kann eine kurzzeitige Misere auch zum Absturz in der Tabelle führen. Dies ist angesichts der bisherigen Leistungsschwankungen nicht unrealistisch. Auf Siege folgen oft Niederlagen, auf gute Leistungen häufig schwächere. Noch ist das Team von Mario Frick auf der Suche nach einem treffsicheren Stürmer. Kehrt Dejan Sorgic bald zurück oder kann ein anderer die Lücke füllen, ist Luzern auch ein Kandidat für die oberen Plätze.
Der einzige Klub, der in Sachen Nebenschauplätze mit dem FC Luzern mithalten kann, ist der FC Basel. Seit der FCB von YB als Ligakrösus abgelöst wurde, ging es immer weiter bergab. In dieser Saison scheint Basel am Tiefpunkt angekommen zu sein. So schlecht war der FCB in der Super League noch nie in einer Hinrunde, zuletzt äusserte sich Ex-Basler Granit Xhaka auf Instagram äusserst kritisch über die Vereinsführung um Präsident David Degen. Ein sechster Platz ist definitiv nicht der Anspruch von Rot-Blau und wenn die Ergebnisse nicht bald besser werden, muss auch Trainer Alexander Frei immer stärker um seinen Job fürchten. Immerhin ist Basel als einziger Schweizer Vertreter noch im Europacup dabei, in der Zwischenrunde der Conference League trifft der FCB auf Trabzonspor.
GC startete gut in die Saison, keines der ersten fünf Spiele ging verloren, gar gegen YB konnten die Grasshoppers einen Punkt einfahren. Dann gerieten die Leistungen aber ins Stocken, nur zwei Siege resultierten aus den folgenden zehn Spielen. Nur noch fünf Punkte trennen GC vom Tabellenletzten Winterthur, so kann auch das Team von Giorgio Contini froh sein, dass es in dieser Saison keinen direkten Absteiger gibt. In der Formtabelle der letzten zehn Spiele ist nur ein Team schlechter als GC …
… und zwar der FC Sion. Die Walliser holten aus den letzten zehn Ligaspielen nur einen Sieg und sieben Punkte – zwei weniger als GC. Die Verpflichtung von Mario Balotelli brachte noch nicht die gewünschte sportliche Wirkung, obwohl dieser mit fünf Toren gemeinsam mit Filip Stojilkovic der beste Torschütze des Teams ist. Sion verfügt gemeinsam mit GC über die zweitschlechteste Defensive der Liga und ist auch offensiv wenig gefährlich. Fabio Celestini, der in der Winterpause übernommen hat, hat also einige Baustellen zu bewältigen. In seinen ersten beiden Partien an der Seitenlinie unterlag Sion Lugano 2:3 und holte beim 2:2 gegen Servette einen Punkt.
Was entfachte der FC Zürich in der letzten Saison noch für eine Euphoriewelle, als er dank hervorragender Leistungen angeführt von Trainer André Breitenreiter durch die Liga pflügte und sich den Meistertitel sicherte. Diese Euphorie wurde jedoch jäh gebremst. Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Marinko Jurendic mussten dann doch schnell einsehen, dass die Verpflichtung von Trainer Franco Foda ein Missverständnis war. Erst am 30. Oktober in der 14. Runde gewann der FCZ sein erstes Ligaspiel. Zu diesem Zeitpunkt war Foda bereits entlassen worden. Seither hat es immerhin sieben Punkte aus vier Spielen geholt und konnte die rote Laterne wieder an den FC Winterthur abgeben. Dazu kam die Europa-League-Kampagne, welche mit Arsenal und PSV auch für die Fans zwei Highlights bot.
Unter dem neuen Trainer Bo Henriksen scheint das Team nun wieder stärker zum Erfolg zurückgefunden zu haben. Einen Abstieg muss Zürich ohnehin kaum befürchten, da der Letzte in der Barrage auf den Dritten der Challenge League treffen würde.
Zuweilen schien der FC Winterthur in der Super League überfordert. Mit einem Torverhältnis von 14:36 ist Winterthur sowohl offensiv als auch defensiv das schlechteste Team der Liga. Da waren Spiele wie das 0:6 gegen Luzern oder die beiden 1:5-Niederlagen gegen YB. Aber da war auch der Oktober mit 13 Punkten aus sechs Spielen, als das Team von Bruno Berner je 1:0 gegen GC und St.Gallen gewann und auch Sion zweimal schlug. Mit einem Punkt im Nachholspiel gegen Servette verlässt Winterthur den letzten Platz wieder. In einer normalen Saison würde Winterthur wohl absteigen, doch aufgrund der Erweiterung auf zwölf Teams darf der Klub darauf hoffen, sich in der Super League zu etablieren.
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