Seit Einführung der Super League 2003 nicht. Die Hinrundenbilanz fällt niederschmetternd aus. Nur 22 Punkte, Rang sechs, mehr Niederlagen als Siege – all das ist FCB-Negativrekord. Sogar Ciriaco Sforza, dessen Amtszeit bisher die am wenigsten erfolgreiche war, hat in der Hinrunde acht Zähler mehr geholt als Alex Frei.
Das Hauptproblem: Der FCB macht unter dem erfolgreichsten Schweizer Stürmer zu wenig Tore. Nur 24-mal hat der FCB in der Liga getroffen. Von durchschnittlich sechs Torchancen pro Spiel verwandelt Rotblau nur 1,33. Kein Team ist ineffizienter. «Es würde uns helfen, wenn wir die Chancen machen und mit 2:0 oder 3:0 in die Pause gehen», gibt nach dem 2:3 gegen Luzern auch ein entnervter Captain Fabian Frei zu Protokoll.
Noch nicht, aber womöglich schon bald. Während sein Vor-Vor-Gänger Patrick Rahmen vor knapp einem Jahr auf Rang drei liegend mit 40 Punkten und einer Tordifferenz von plus 23 entlassen wurde, sitzt Alex Frei auch beim Cupspiel gegen GC noch auf der Trainerbank. Die Klublegende geniesst bei den Fans einen grossen Bonus. Und auch der zu schnellen Entscheidungen neigende Präsident David Degen hält aktuell noch zu seinem ehemaligen Mitspieler.
Frei kommt zugute, dass er öffentlich wie auch intern gut kommuniziert. Trotz negativer Resultate und schwieriger Personalentscheidungen (Fabian Frei, Adam Szalai oder aktuell Taulant Xhaka) erhält er aus der Mannschaft noch grösstenteils Rückendeckung. Dazu kommt, dass sich das FCB-Umfeld Konstanz wünscht und es Frei trotz schlechter Ergebnisse zugetraut wird, dass er das Team wie gewünscht entwickeln kann.
Doch klar ist auch, dass Degens Geduldsfaden bei einem Cup-Out oder weiteren Pleiten in der Liga bald reissen könnte. Erinnerungen an die vergangene Saison liegen da auf der Hand. Damals wurden Patrick Rahmen im Winter mit Boris Smiljanic und Guillermo Abascal zwei neue Assistenten zur Seite gestellt, von denen letzterer dann das Cheftraineramt übernahm. Auch wenn die Situation 2023 eine andere ist, wäre der als neuer Sportdirektor verpflichtete Heiko Vogel ebenfalls in Besitz einer Trainerlizenz.
Schlecht. Das zeigen die Szenen, die sich nach Abpfiff am Samstag ereignen. Fabian Frei wütet in Richtung Taulant Xhaka, weil sich einige Spieler ohne den obligatorischen Dank für die Unterstützung der (langmütigen) Fans in die Katakomben verabschiedeten. Noch immer in Rage, lässt die Äusserung von Fabian Frei tief blicken: «Das zeigt den Charakter der Mannschaft. Da geht es um Erziehung und Respekt, den Fans gegenüber. Dass die Hälfte des Teams, ohne sich bei den Fans zu bedanken, in die Kabine geht, habe ich noch nie erlebt.»
Ebenso schonungslos urteilt Marwin Hitz. Nach dem Spiel polterte der FCB-Goalie: «Wir schaffen es nie, Druckphasen zu durchbrechen. Das ist eine Katastrophe. Von Rang zwei zu sprechen, ist mutig, wenn die Leistung gar nicht stimmt. Die Realität ist brutal. Wir machen regelmässig Dinge, die im Erwachsenenfussball nichts verloren haben.»
Von den Jungen äusserte sich Stürmer Zeki Amdouni, der im Dezember 22 Jahre alt geworden ist. Auf die Frage, warum der FCB das Spiel aus der Hand gab, sagt Amdouni zuerst: «Wir haben in der Abwehr unnötige Fehler gemacht.» Erst im Anschluss räumt er ein: «Natürlich könnten wir vorne auch das eine oder andere Tor mehr machen.»
Fehler werden offenbar zuerst gerne andernorts gesucht. Nati-Captain Granit Xhaka sieht sie vor allem ganz oben. Auf Instagram tippt er direkt nach Schlusspfiff Sätze wie: «Ihr müsst euch schämen, für das, was mit dem Verein passiert ist» und «Aber da kann die Mannschaft nichts dafür». Die Schlagzeilen auf die emotionalen Äusserungen des Baslers, der nicht zum ersten Mal als Brunnenvergifter auftritt, lassen nicht lange auf sich warten.
Granit ist nicht sehr glücklich wie es aktuell läuft#rotblaulive pic.twitter.com/M0CtIWwV0A
— fcbsaha (@fcbsaha1) January 28, 2023
Luzern-Captain Pascal Schürpf brachte es auf den Punkt: «Wir haben in der Vergangenheit oft gut in Basel gespielt, aber mit ihrer individuellen Klasse haben sie das Spiel dann doch immer noch irgendwie gewonnen. Das war diesmal nicht so.» Auch Alex Frei, der in der Winterpause eine Aufholjagd ausgerufen hatte, stellte ernüchtert fest: «Ich dachte, wir sind weiter.» Frei erklärt nach dem 2:3 gegen Luzern zum wiederholten Mal, dass es immer wieder Rückschläge dieser Art geben wird und dass es sein Job sei, dass dies nicht zu oft passiert.
Doch alles in allem muss man konstatieren, dass es an Qualität fehlt und Degens Konzept, junge Ausländer zu verpflichten, bislang nicht aufgeht. Ihnen fehlt es an Identifikation, und auf dem Campus fragen sich die eigenen Talente, warum sie keine echte Chance bekommen. Die Reaktionen der Arrivierten deuten darauf hin, dass sie das Kindertheater langsam auch satthaben.
Nein. Aber die finanzielle Situation ist brenzliger denn je. Erstmals hat der FC Basel keine Reserven mehr, um das erwartete Defizit von 1,2 Millionen Franken aus dem Geschäftsjahr 2022 auszugleichen, und hinter den Kulissen wird mit Hochdruck nach alternativen Möglichkeiten gesucht, wie der klamme Klub zu Geld kommen könnte. Denn regelmässig selber ins Portemonnaie greifen, wollen die vier Verwaltungsräte David Degen, das Ehepaar Krayer sowie Dan Holzmann nicht. Der Verkauf von Anteilen an Dritte wird offen diskutiert und könnte noch in diesem Jahr Tatsache werden.
Keineswegs. Als Degen und Co. vor zwei Wochen die Mitglieder anteilsmässig zur Kasse bitten wollten, um das Defizit zu tilgen und insgeheim hofften, dass der Verein nicht zahlen kann und einen Teil seines 25-Prozent-Anteils an der FC Basel 1893 AG, der Profifussballabteilung, verliert, fegte ein Sturm der Entrüstung durch die Stadt. Trotz des Rückziehers der FCB-Bosse ist die Situation weiter angespannt. Zwar hat der Verwaltungsrat erkannt, dass man den Verein nicht einfach so aus der AG drängen kann. Doch es ist nach wie vor der Plan der Besitzer, Vereinsanteile zu Geld zu machen. Die Fans in der Muttenzerkurve verdeutlichten ihre Haltung am Samstag in Form eines Banners: «D Zit isch koo, dr Verein als Basis z verstoo.» Hier ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.
Eine weitere Baustelle hat der FC Basel abseits des Spielgeschehens. Ein neuer Mietdeal mit der Stadiongenossenschaft St. Jakob soll in Kürze unterzeichnet werden. Der FCB kauft der Genossenschaft das Innenleben des Stadions ab, zahlt in Zukunft dann aber jährlich nur noch knapp eine Million statt 3,8 Millionen Miete. Welchen Einfluss das neue Konstrukt auf die geplante, 65 Millionen Franken teure Totalsanierung hat, die zu 50 Millionen von der öffentlichen Hand getragen werden soll, ist offen. Ebenso wie die Frage, ob sich der Deal für den FCB lohnt. Denn er zahlt zwar weniger Miete, muss aber mit deutlich höheren Unterhalts- und Restaurationskosten rechnen.
Die langen Wartezeiten und das Essen sind für viele FCB-Fans trotz neuen Food-Konzepts im Jahr 2023 immer noch ein Ärgernis. Auch auf der Geschäftsstelle häufen sich die Klagen über zu viel Arbeit und zu wenig Anerkennung. Doch dass die Wurst besser schmeckt und die Arbeit mehr Spass macht, wenn das Team erfolgreich ist, liegt auf der Hand. Und dennoch: Unter diesen Umständen ist selbst der von David Degen ausgerufene Rang zwei ein sehr hochgestecktes Ziel. (aargauerzeitung.ch)
TRN
Massalia
Und Alex Frei wäre einfach besser in Winti geblieben.
Alles in Allem denke ich, die Basler stehen sich mit ihrem krampfhaften und übersteigerten Lokalpatriotismus selber im Weg.
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