Gleich vier Spieler des FC Chelsea stehen kurz vor einem Wechsel nach Saudi-Arabien. Goalie Édouard Mendy sei sich bereits mit Al-Ahli einig, während die Verhandlungen von Hakim Ziyech mit Al-Nassr und Kalidou Koulibaly mit Al-Hilal ebenfalls bald zum Abschluss kommen dürften. Auch «Blues»-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang könnte bald folgen.
Für alle vier Spieler würde der Premier-League-Klub eine Ablöse kassieren. Eine dringend benötigte Ablöse. Denn Chelsea hat aufgrund der Transferausgaben in Höhe von über 600 Millionen Euro in der abgelaufenen Saison grosse Probleme, das Financial Fairplay (FFP) einzuhalten. Bereits in den beiden Vorsaisons machte Chelsea einen Verlust von über 320 Millionen Euro. Aufgrund dessen fürchtete Chelsea bereits einen Ausverkauf mit Preisen unter dem Marktwert, da es dringend Einnahmen generieren müsse.
So kommen die Angebote aus Saudi-Arabien gerade recht. Knapp 117 Millionen Euro haben die Klubs, die alle dem saudischen Investmentfonds PIF gehören, angeblich für fünf Spieler geboten. Davon habe bisher einzig Romelu Lukaku, der mit 40 Millionen Euro Marktwert aber der teuerste dieser Spieler ist, ein lukratives Angebot von der Arabischen Halbinsel ausgeschlagen.
Doch neben der Ablösesumme ist es für Chelsea ebenso wichtig, die unerwünschten Spieler von der Gehaltsliste streichen zu können. Koulibaly, Aubameyang, Ziyech und Mendy verdienen zusammen rund 36,5 Millionen Euro jährlich. Dass die «Blues» diese loswerden wollen, ist völlig legitim. Ebenso, dass sie für die Spieler im Falle eines Wechsels eine Ablöse kassieren.
Nur scheint es ausser den saudischen Klubs keine ernsthaften Interessenten zu geben, die bereit wären, einerseits die hohen Gehälter weiterzubezahlen, und gleichzeitig Ablösesummen in dieser Höhe zu berappen. Aus diesem Grund wittert die Konkurrenz Betrug. Ein anonymer europäischer Klub sagte zum Telegraph: «Einige Vereine werden die Saudis als Gefängnisfreikarte für das FFP benutzen.» Auch Wolverhampton dürfte mit Ruben Neves, für den Al-Hilal rund 55 Millionen Euro nach England überweist, einen grossen Schritt in Richtung Einhaltung der FFP-Regelungen machen.
Besonders problematisch werde dies, wenn der saudische Investmentfonds PIF Anteile sowohl am verkaufenden als auch am kaufenden Klub habe. Der PIF besitzt neben Al-Hilal, Al-Nassr, Al-Ittihad und Al-Ahli in Saudi-Arabien auch Newcastle United in der Premier League. Es besteht aber ebenso der Verdacht von Verbindungen nach London. Mehrere Milliarden Euro aus dem Fonds werden von Clearlake verwaltet, wie die Daily Mail bereits im letzten Jahr berichtete. Dem US-Unternehmen Clearlake gehören 60 Prozent der Anteile am FC Chelsea.
Der Klub verneint jedoch jegliches finanzielles Interesse des PIF an Chelsea; die Premier League konnte bei der Übernahme durch das von Todd Boehly angeführte Konsortium keinen Interessenskonflikt mit den Newcastle-Besitzern feststellen. Dennoch ist das gute Verhältnis von Boehly und Jonathan Goldstein, Miteigentümer bei Chelsea, mit den Verantwortlichen beim PIF bekannt.
«Wenn die Ablösesummen ungewöhnlich erscheinen, kann die Premier League eine Untersuchung starten», sagt ein Dozent für Fussballfinanzen gegenüber dem «Telegraph». Doch gewisse Konkurrenten fordern sogar noch mehr. Die UEFA müsse jeden Transfer mit saudischer Beteiligung untersuchen, heisst es von einem Klub. Gerade weil der PIF weltweit so viele Investitionen habe, «sollte er beweisen müssen, dass es keine Interessenskonflikte gibt, wenn er seine unerschöpflichen finanziellen Ressourcen für alternde Spieler ausgibt».
Das Thema dürfte die europäischen Ligen und Verbände noch einige Zeit beschäftigen. Denn der Transfermarkt wurde durch die Offensive der vom saudischen Investmentfonds PIF finanzierten Klubs ein gutes Stück undurchsichtiger.