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11 überraschende Pleiten von Topklubs in der Champions League

Lionel Messi Barcelona Rubin Kasan 2009
Lionel Messi am Boden: Champions-League-Sieger Barcelona unterliegt 2009 im Camp Nou dem Aussenseiter Rubin Kasan.Bild: imago-images.de

Sheriff lässt grüssen – 11 überraschende Pleiten von Topklubs in der Champions League

«Die Leute gehen zum Fussball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht», sagte der grosse deutsche Trainer Sepp Herberger. Nun, in letzter Zeit wusste man gerade in der Champions League sehr wohl, wie es ausgeht – die Schere zwischen den Topklubs und dem Rest ging auf, Überraschungen wurden seltener. Gestern gab es wieder mal eine Sensation: Sheriff Tiraspol gewann bei Real Madrid mit 2:1.
29.09.2021, 15:4829.09.2021, 16:44
Ralf Meile
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Erst kürzlich haben wir das Ranking der 25 grössten Schweizer Erfolge im Europacup präsentiert. In dieser Liste der überraschendsten Pleiten der europäischen Topklubs verzichten wir deshalb auf die Siege von GC bei Ajax, dem FCZ bei Milan oder Erfolge von YB und dem FC Basel. Mehr zu diesen findest du hier:

Eine nicht abschliessende Auswahl legendärer Überraschungen in der Gruppenphase der Champions League:

Celtic Glasgow – Barcelona 2:1

Natürlich ist Celtic kein «Kleiner», die «Lisbon Lions» gewannen 1967 den Meistercup. Aber das lag im Herbst 2012 doch schon eine Weile zurück und der FC Barcelona war das Mass aller Dinge mit seinem Wunderteam. Es lagen Welten zwischen den Schotten und der Tiki-Taka-Truppe um Lionel Messi, Xavi, Iniesta und wie sie alle hiessen.

Das Spiel wurde zu einem berühmten Beispiel dafür, dass im Fussball nicht immer die dominierende Mannschaft gewinnt. 25:5 Torschüsse für Barça, 868:103 angekommene Pässe, 83 Prozent Ballbesitz – nützte alles nichts. Celtic gewann 2:1, ein Kopfballtreffer nach einem Eckball und ein blitzsauberer Konter versetzten den Celtic Park in Ekstase. Messi gelang erst in der 91. Minute das einzige Barcelona-Tor.

Roter Stern Belgrad – FC Liverpool 2:0

Was für Celtic gilt, gilt für Roter Stern: Die besten Zeiten liegen Jahrzehnte zurück. Aber dann und wann gelingt auch den Serben noch ein Paukenschlag. Im Herbst 2018 reist Liverpool als Finalist der Vorsaison nach Belgrad – und mit einer 0:2-Niederlage zurück nach England. Milan Pavkov wurde mit zwei Toren innerhalb von sieben Minuten zum Helden des Abends im Marakana.

Während es für Roter Stern der einzige Sieg der Kampagne blieb, liess sich Liverpool von der Niederlage nicht beirren. Die «Reds» zogen in den Final ein und gewannen die Champions League 2019 dank eines 1:0-Siegs über Tottenham.

HJK Helsinki – Benfica 2:0

Ein einziges Mal schaffte es bislang ein finnischer Verein in die Gruppenphase der Königsklasse. 1998/99 holte HJK Helsinki nicht nur einen Punkt im Heimspiel gegen den deutschen Sensationsmeister 1. FC Kaiserslautern, sondern schaffte auch einen Sieg über Benfica. 2:0 schlugen die Finnen den früheren Europacup-Sieger aus Lissabon.

Zu einer Zeit, als Mika Häkkinen zwei Mal Formel-1-Weltmeister wurde, versprach dieser Vorname auch auf dem Fussballplatz Erfolg: Mika Lehkosuo und Mika Kottila hiessen die HJK-Torschützen. Mit ihnen auf dem Platz stand Markku Kanerva, der seit 2016 Finnlands Nationalteam trainiert und es an der EM 2020 erstmals überhaupt an ein grosses Turnier führte.

BATE Borissow – Bayern 3:1

Dank Erfolgen über Vardar Skopje, Debrecen und Hapoel Ironi Kirjat Schmona qualifizierte sich BATE Borissow 2012/13 zum dritten Mal für die Champions League. Nach einem 3:1-Sieg in Lille empfingen die Weissrussen in der Hauptstadt Minsk das grosse Bayern München, fünf Monate zuvor noch Finalist. Die Deutschen waren mit neun Siegen in Folge (wettbewerbsübergreifend) in die Saison gestartet – und fassten eine überraschende Pleite. Der «Kicker» schrieb von einem «rassigen, höchst intensiven Spiel», das «tolle Unterhaltung bot» und kürte Borissows Goalie zum Mann des Spiels.

Keine Tore, dafür euphorische Fans.Video: YouTube/AlovAK80

Die Bayern kamen trotzdem als Gruppensieger weiter – und gewannen ein Jahr nach dem verlorenen «Finale dahoam» dieses Mal die Champions League, dank eines 2:1-Siegs über Borussia Dortmund.

FC Barcelona – Dynamo Kiew 0:4

Sicherlich: Dynamo Kiew hatte 1997/98 mit Andrej Schewtschenko einen aufstrebenden Weltstar in seinen Reihen und war damals unter Trainer Waleri Lobanowski ein starkes Team. Doch das rechtfertigt kaum Barças 0:4-Pleite im Camp Nou, nur zwei Wochen nach einer 0:3-Niederlage in Kiew. Der 21-jährige «Schewa», der damals ein Tor erzielt hatte, erzielte im Rückspiel noch in der ersten Halbzeit einen Hattrick. Den vierten Treffer buchte sein Sturmpartner Sergej Rebrow.

Der FC Barcelona schied als Gruppenletzter aus, während Dynamo Kiew in die Viertelfinals kam und dort an Juventus Turin hängenblieb.

Manchester United – Fenerbahce 0:1

40 Jahre lang war das Old Trafford eine uneinnehmbare Festung, Manchester United blieb im Europacup in 56 Heimspielen unbesiegt. Bis Elvir Bolic aus Bosnien-Herzegowina kam und mit seinem späten Treffer das 1:0 für Fenerbahce erzielte. Eine von einem Verteidiger abgefälschte Bogenlampe über Peter Schmeichel. «Ich hatte gehofft, dass diese Ära nicht mit mir als Trainer endet», gab ManUtds legendärer Sir Alex Ferguson zu Protokoll.

Bei Manchester United standen 1996/97 unter anderem David Beckham, Eric Cantona, Roy Keane und Karel Poborsky auf dem Feld, bei Fenerbahce Jay-Jay Okocha, Emil Kostadinov und Goalie Rüstü Recber. Während die Türken trotz des Siegs in der Gruppenphase hängenblieben, schaffte es ManUnited bis in die Halbfinals. Dort bedeutete der spätere Champions-League-Sieger Borussia Dortmund Endstation.

Bröndby – Bayern München 2:1

Am Ende der Champions-League-Saison 1998/99 fehlte Bayern München sooo wenig zum Triumph – in der Nachspielzeit des Finals wendete Manchester United das Blatt mit zwei Toren und holte sich den Henkelpott mit einem 2:1-Sieg. Schon der Auftakt in die Kampagne missriet den Deutschen: Im ersten Gruppenspiel fassten sie eine 1:2-Niederlage in Kopenhagen. Und wie später im Final gegen ManUtd kassierten sie auch gegen die Dänen zwei späte Gegentreffer.

Der spätere Luzern-Trainer Markus Babbel hatte die Bayern nach einem Freistoss von Stefan Effenberg in Führung gebracht. Ein Eigentor von Thomas Helmer bedeutete in der 87. Minute den Ausgleich – und ganz dick kam es in der 90. Minute. Da schoss Allan Ravn das Tor seines Lebens, er bezwang Oliver Kahn mit einem unhaltbaren Knaller aus rund 20 Metern. «Ich hatte nicht mehr genug Kraft, um auch noch den letzten Mann auszudribbeln und sah, dass Kahn etwas weit vor dem Tor stand, also schoss ich», erklärte Ravn später seinen Wundertreffer.

AS Roma – Cluj 1:2

Die international zuvor völlig unbekannten Rumänen bestritten 2008/09 ihre erste Gruppenphase der Champions League – und lancierten diese gleich mit einem Paukenschlag. Zunächst nahm alles den erwarteten Gang, Christian Panucci brachte die Römer in Führung. Doch dann schlug die grosse Stunde des Emmanuel Culio: Der argentinische Mittelfeldspieler traf doppelt und bescherte Cluj einen historischen Sieg.

Cluj liess dem Sieg ein 0:0 gegen Chelsea folgen, verlor dann aber die restlichen vier Gruppenspiele und schied aus. Doppeltorschütze Culio ist mittlerweile 38 Jahre alt – und steht seit einem Monat zum dritten Mal in seiner Karriere bei Cluj unter Vertrag. Alte Liebe rostet nicht.

Barcelona – Rubin Kasan 1:2

Es war die ganz grosse Zeit unter Pep Guardiola. Barça gewann 2009 die Champions League – und kassierte als Titelverteidiger eine sensationelle Heimpleite. Kaum war das Spiel angepfiffen, brachte Alexander Rjasanzew den Underdog aus Russland in Führung. Zlatan Ibrahimovic gelang zwar der Ausgleich, doch der Türke Gökdeniz Karadeniz brachte in der 73. Minute mit seinem 2:1 den Rubin zum Strahlen.

Barcelona scheiterte 2009/10 in den Halbfinals an Inter Mailand – und gewann die Champions League 2011 erneut.

Real Madrid – Sheriff Tiraspol 1:2

Ein Halbvolley von der Strafraumgrenze, mit dem Aussenrist ins Lattenkreuz genagelt, in letzter Minute zum Auswärtssieg gegen Real Madrid im Bernabeu – fraglich, ob Sébastien Thill in seinem Leben noch einmal so ein bedeutender Treffer gelingt. In der 89. Minute war es das 2:1-Siegtor für den moldawischen Champions-League-Neuling Sheriff Tiraspol. Was für eine Blamage für Real Madrid, den 13-fachen Rekordsieger der Königsklasse! Trotz spielerischer Überlegenheit wollte der Ball einfach nicht ins Tor, sodass Real eine der überraschendsten Niederlagen seiner Geschichte erlitt.

Milan – Rosenborg Trondheim 1:2

Zwischen 1995 und 2003 war Rosenborg Trondheim Stammgast in der Champions League. Das Highlight gelang dem norwegischen Serienmeister in der Saison 1996/97. Im letzten Gruppenspiel im San Siro entschied sich im Direktduell, wer in die Viertelfinals kommen würde: die grosse AC Milan oder Rosenborg. Harald Brattbakk brachte die Norweger in Führung, Christophe Dugarry glich aus, doch Vegard Heggem köpfte den Aussenseiter zum 2:1-Sieg – er setzte sich gegen die Fussballriesen Paolo Maldini und Franco Baresi durch. Milan war raus.

Rosenborg sorgte auch mit anderen Siegen für Furore. So schlugen die Norweger den englischen Meister Blackburn Rovers zuhause 2:1 (1995/96) und gewannen im eigenen Stadion 2:0 gegen Real Madrid (1997/98).

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