Seit der Auslosung bekommt Andy Pelmard täglich Ticketanfragen von Freunden und deren Entourage. «Ich werde nicht jedem ein Ticket organisieren können, aber ich probiere sowohl über OGC Nice als auch über den FCB das Maximum an Tickets auszuschöpfen.» Schon vor der Auslosung der Gruppe sagte sich der Franzose: «Wenn wir Nizza kriegen, wird das ein Fest. Ich wollte unbedingt in meiner Heimat vor vielen Freunden gegen mein altes Team spielen. Das ist unbeschreiblich.» Uns bringt Pelmard seinen Heimatklub in sechs Episoden etwas näher.
«Seit meinem Abgang im Sommer 2021 hat es bei Nizza einige Wechsel gegeben. Von meinen Ex-Mitspielern sind nur noch Khéphren Thuram, Dante, Youcef Atal, Hicham Boudaoui und Jordan Lotomba da. Mit Képhren habe ich vor ein paar Tagen erst geschrieben und ihm zum Geburtstag und seinem Debüt in der französischen Nationalmannschaft gratuliert. Ich habe mich sehr für ihn gefreut.
Nizza hat eine spielerisch gute Mannschaft mit vielen technisch starken Spielern und viel Talent. Zudem haben sie seit dem Trainerwechsel lange nicht mehr verloren und sind voller Selbstvertrauen. Die Schlüsselspieler sind Mittelfeldspieler Képhren Thuram, Gaëtan Laborde und Jean-Clair Todibo. Thuram zieht im Mittelfeld die Fäden, Laborde ist ein ekliger Stürmer mit viel Erfahrung und Todibo ist ein sehr guter Verteidiger. Doch er ist auch verrückt und immer mal für eine kleine Unsicherheit gut - hoffentlich auch gegen uns. (lacht)
Nicht zu vergessen ist auch Dante. Der «Papa» der Mannschaft ist mit seinen 39 Jahren zwar nicht mehr der Schnellste im Team, aber er macht das mit einem unfassbar guten Stellungsspiel und Antizipation wett. Er hat mich damals unter seine Fittiche genommen und mich weitergebracht. Die neueren Stars wie Kasper Schmeichel, Alan Ramsey oder Nicolas Pépé kenne ich nur vom Namen, aber sie machen das Team sicherlich nicht schlechter.»
«Didier ist ein Top-Mann. Ich kenne ihn als Co- und Jugendtrainer bei Nizza und habe eine spezielle Beziehung zu ihm. Er hat mich immer wieder ermuntert, als ich eine schwierige Zeit hatte und wenig spielte. ‹Die Karriere endet nicht hier, arbeite weiter an dir›, sagte er zu mir. Didier denkt ähnlich über Fussball wie ich. Wir mögen Spieler, die mit dem Kopf spielen, und gehen gerne auch mal ins Risiko. Zudem ist er immer noch ein guter Fussballer. Wir staunten nicht schlecht, wie Didier im Training – obwohl seine Bänder im Sprunggelenk nie richtig verheilt sind – mit uns mithalten konnte.»
«Natürlich waren auch vermeintlich leichtere Gegner in der Verlosung. Aber Nizza ist mein Traumlos. Der neutrale Zuschauer wird denken, dass Nizza das Rennen macht. Aber ich sage, die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig. In Europa ist der FC Basel schwer zu schlagen, das weiss man auch in Nizza.
Warum das nicht auch in der Liga so ist, kann ich nur schwer erklären. Aber der Trainerwechsel hat uns neue Impulse verliehen. Wir haben unter Heiko Vogel zu unseren Stärken zurückgefunden und spielen auch strukturierter und besser. Zudem fühle auch ich mich persönlich auf meiner Stammposition wieder wohler. Meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir auch in der Liga aufholen.»
«Nizza ist eine kleine, aber wunderschöne Stadt. Ich bin zwar nie im Meer baden gegangen, weil wir zu Hause – etwa zehn Kilometer ausserhalb der Stadt – einen Pool hatten. Aber es ist schön, das Meer zu sehen. Das fehlt mir hier in der Schweiz. Basler Auswärtsfans kann ich am Tag vor dem Spiel die Avenue Jean-Médecin empfehlen. Dort gibt es viele nette Restaurants und Cafés, wo man in der Sonne sitzen kann. Party machen kann man in Nizza auch sehr gut. Aber ich bin nicht sicher, ob man die Basler Fans ohne weiteres in alle Klubs lässt.» (lacht)
«Mein erstes Spiel im Allianz-Riviera-Stadion habe ich gut in Erinnerung. Am 3. März 2019 gewannen wir 1:0 gegen Strasbourg. In dieser Saison ist das Stadion in Nizza ähnlich gut gefüllt wie das Joggeli. 36'000 Fans passen rein, meist sind etwas mehr als 20'000 da. Wie in Basel ist oft nur die Fankurve richtig voll. Und wie in Basel machen auch die Ultras von Nizza sehr viel Lärm. Wobei ich sagen muss, dass ich noch nie so eine Kurve wie die Muttenzerkurve gesehen habe. Die machen vor jedem Spiel irgendeine Choreo oder ein Feuerwerk und sind wohl auch etwas lauter als die Brigade Sud in Nizza.»
«Eigentlich wollte ich gar nicht im Klub Fussball spielen. Das Geschrei der Trainer fand ich als Kind abstossend, das Kompetitive war überhaupt nicht mein Ding und darum habe ich lieber auf der Strasse oder im Park gespielt. Dort hatte ich Spass. Doch man hat es mir immer wieder empfohlen, mein Glück zu versuchen, weil viele mein Talent erkannten. Und irgendwann habe ich nachgegeben und mich einem Quartierklub mit dem schönen Namen Association Sportive Bâtiments et Travaux Publics de Nice et de la Côte d'Azur angeschlossen.
Als sich meine Eltern trennten, folgte ich meiner Mutter mit sieben Jahren nach Paris. Sie hatte dort einen Job gefunden. Doch ich kam nie wirklich an, hörte mit dem Fussball auf und war froh, mit zehn Jahren wieder zurück nach Nizza zu meinem Vater und meiner gerade auf die Welt gekommenen Stiefschwester zu ziehen. In Nizza fing ich auch wieder mit dem Fussballspielen an. Bei Entente St.-Sylvestre Nice Nord, einem weiteren Quartierklub. OGC Nice wollte mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bei Sichtungstrainings, die ich absolvierte, war ich immer zu nervös und konnte die Scouts nicht überzeugen.
Erst als ich bei einem Hallenturnier gegen OGC Nice gross aufspielte, sprach mich ein Verantwortlicher an und lud mich zum Probetraining ein. 2013 wechselte ich dann als 13-Jähriger in die Akademie des Profiklubs, wo ich 2019 unter Trainer Patrick Viera in der ersten Mannschaft debütierte und bis zu meinem Wechsel nach Basel im Sommer 2021 39 Pflichtspiele machte. Nebenbei habe ich das Abitur absolviert.»