Vor der Winterpause sah alles nach der elften Meisterschaft des FC Bayern München in Folge aus. Doch nach dem Bundesliga-Re-Start eröffnen die Bayern ungewohnte Schwächen, welche die Konkurrenz um Union Berlin, RB Leipzig und Borussia Dortmund zu nutzen weiss. Der Kampf um die deutsche Meisterschaft ist so eng wie seit langem nicht mehr. Selbst Eintracht Frankfurt auf Platz sechs liegt nur fünf Punkte hinter dem Rekordmeister zurück.
Bislang gab es keinen Sieg für die Münchner im Kalenderjahr 2023. Gegen Leipzig, Köln und Frankfurt spielten die Bayern jeweils 1:1. Der Vorsprung an der Tabellenspitze beträgt nur noch einen Punkt. Das Team von Julian Nagelsmann wirkt ungewöhnlich unsouverän, die Leichtigkeit, welche noch in den Wochen vor der WM in Katar beim Rekordmeister herrschte, scheint verflogen.
Die Gründe dafür scheinen auf der Hand zu liegen. Zunächst die Torwart-Debatte nach der Verletzung von Manuel Neuer bei einem Ski-Trip. Die darauffolgende Transfer-Debatte um Nati-Goalie Yann Sommer. Dann der Ausflug von Serge Gnabry an die Pariser Fashion Week, welcher von Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic als «amateurhaft» bezeichnet wurde. Schliesslich noch die Entlassung von Torwart-Trainer Toni Tapalovic. All dies sorgte für Unruhe im Klub und zur Rückkehr des FC Hollywood.
Auf dem Platz ist die Darbietung der Münchner hingegen alles andere als Hollywood-reif. Vor der Winterpause wirkten die Bayern auch aufgrund der Erfahrung aus den letzten Jahren bereits wie der sichere Meister, nun ist plötzlich wieder alles spannend. Auch Trainer Julian Nagelsmann scheint nicht mehr länger unantastbar.
Nagelsmanns Punkteschnitt in München liegt aktuell bei 2,2 Punkten pro Spiel. Niko Kovac wurde mit dem gleichen Punkteschnitt in der Saison 2019/20 entlassen. Dass die Bayern auch unter Nagelsmann zu Top-Leistungen imstande sind, dürfte jedem bewusst sein. Nur wäre es mal wieder an der Zeit, um diese abzurufen, sonst könnte auch die Zeit von Nagelsmann in München schneller zu Ende gehen als geplant.
Wer gedacht hat, dass Union Berlin nach dem etwas verkorksten Abschluss vor der Winterpause nun einbricht, der hat sich gewaltig getäuscht. Die «Eisernen» konnten mit dem Sieg im Stadt-Derby gegen die Hertha ihre Ambitionen im Kampf um Europa nochmals eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Das Team von Trainer Urs Fischer sammelte seit dem Re-Start der Bundesliga drei Siege aus drei Spielen. Dadurch beträgt der Rückstand der Köpenicker nur noch einen Punkt auf den Tabellenführer aus München.
Auffällig ist bei den Berlinern seit dem Wiederbeginn der Bundesliga besonders ein Mann, welcher sowohl offensiv als auch defensiv glänzt. Danilho Doekhi erzielte drei der bislang sieben Treffer Unions im Jahr 2023, allesamt per Kopf. Der Innenverteidiger ist nur ein weiterer Beleg für die Erfolgsstory des Berliner Klubs.
Nun kursieren aktuell sogar schon Gerüchte, dass Union an einer Verpflichtung von Isco interessiert sei. Der fünffache Champions-League-Sieger ist nach seinem gescheiterten Engagement beim FC Sevilla aktuell vereinslos und daher ablösefrei verfügbar, zudem hat Union auf der Zehner-Position noch Bedarf. Eine Verstärkung wäre der Spanier also allemal.
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— Sky Sport (@SkySportDE) January 29, 2023
Der Pokalsieger scheint unter der Führung von Marco Rose so richtig ins Rollen zu kommen. Trotz der Verletzung ihres besten Torjägers Christopher Nkunku läuft die Leipziger Tor-Fabrik aktuell richtig rund. Bereits neun Treffer erzielten die roten Bullen in den ersten drei Spielen im Jahr 2023.
Coach Marco Rose hat den Leipzigern nach seiner Übernahme Mitte September wieder Leben eingehaucht. Unter Rose holten die Leipziger in 13 Spielen im Schnitt 2,31 Punkte pro Spiel. Letztmals verlor das Team von Rose in seinem zweiten Spiel bei den Leipzigern am 17. September 2022 0:3 in Gladbach.
Zum Re-Start der Bundesliga traf Leipzig bereits auf die Bayern. Beim 1:1 vor heimischer Kulisse wäre für den Pokalsieger durchaus auch mehr drin gewesen. Nur noch zwei Punkte trennen die «roten Bullen» aktuell von der Tabellenspitze. Wer hätte das gedacht, nachdem RB vor dem elften Spieltag noch auf Platz zehn stand?
Drei Spiele, drei Siege, so liest sich die Bilanz von Borussia Dortmund im Jahr 2023. Der BVB holte zum Auftakt ins neue Jahr die Maximalausbeute. Dadurch stehen die Borussen plötzlich wieder auf einem Champions-League-Platz und nur noch drei Punkte hinter Bayern München.
Die Meisterschaft scheint völlig unverhofft wieder in Reichweite. Denn der BVB holt nun auch die «dreckigen Siege» – beim 4:3 gegen Augsburg und beim 2:1 gegen Mainz setzten sich die Dortmunder am Ende durchaus auch glücklich durch. Zwei Spiele, die sie in den Jahren zuvor häufig verloren oder nur unentschieden gespielt hätten. Diese Siege braucht es, um den Bayern wirklich gefährlich zu werden, und wenn der BVB so weiter spielt, scheint dies durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen.
Punktgleich mit dem BVB auf Platz fünf liegt der SC Freiburg. Die Freiburger starteten denkbar schlecht ins neue Jahr, mit einer klaren 0:6-Niederlage beim VfL Wolfsburg. Doch nach einem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt und einem knappen Sieg gegen Augsburg haben sich die Breisgauer wieder rehabilitiert.
Am Wochenende geht es dann auch gleich zum Direktduell mit dem BVB nach Dortmund. Nach der unglücklichen Niederlage im Hinspiel hat der SC hier mit Sicherheit auch noch eine Rechnung zu begleichen. Positiv für die Freiburger ist zudem die Rückkehr des Topskorers Vincenzo Grifo, der wegen einer Grippe zum Re-Start noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war.
Der Europa-League-Sieger lauert nach dem 1:1 gegen Bayern München auf dem sechsten Rang. Mit fünf Punkten Rückstand auf die Münchner scheint die Meisterschaft für die Eintracht unerreichbar. Doch vor einer Woche hatten die Bayern auch noch fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten.
Wie verwundbar die Bayern tatsächlich sind, stellte die Eintracht am Samstagabend unter Beweis. Der Treffer von Randal Kolo Muani zum 1:1-Ausgleich zeigte eindrücklich, dass die Münchner Abwehr leichter verwundbar ist als noch im vergangenen Jahr.
Hinzu kommt, dass die Frankfurter den vermeintlich stärksten Gegner schon hinter sich gebracht und schon einen Punkt mehr als in der Hinrunde geholt haben. Die Eintracht wirkt trotz des dünnen Kaders enorm stabil und strahlt offensiv mit Daichi Kamada, Jesper Lindström, Mario Götze und Kolo Muani enorme Torgefahr aus. Nur Bayern und Leipzig trafen in dieser Saison häufiger als die Eintracht.
Leid tut mir Sommer. 3 Gegentore ohne Chance zu halten und ansonsten nichts zum Auszeichnen. Hoffe er hat bald mal ein gutes Spiel…