«Ich habe es vor vier Wochen gesagt, vor zwei Wochen, vor einer Woche, ich sage es jetzt und ich werde es auch nächste Woche wieder sagen: Meister sind wir erst, wenn es mathematisch feststeht.» Loris Benito, der Torschütze zum 1:0 beim 4:2-Auswärtssieg in St.Gallen, erlebte nach der aufregenden Partie nochmals einen emotionalen Moment.
Die Fragen um den Zeitpunkt des Titelgewinns nerv(t)en den Aargauer Linksverteidiger. Gleichwohl liess er sich dann entlocken: «Es kann sehr gut sein, dass wir im April Meister sind. Ich kenne den Spielplan, aber ich behalte meine Rechnung für mich.»
Faktisch war der fünfte Auswärtserfolg hintereinander (bei 18 erzielten Toren), wie es auch Benito formulierte, ein «sehr, sehr grosser Schritt». Aber die Young Boys mussten für den Sieg in St.Gallen eine Halbzeit lang leiden. «Zwischendurch verursachte es mir etwas Bauchweh», gab Trainer Adi Hütter in der Nachbetrachtung zu. «Wir hatten die Chance, auf 2:0 zu erhöhen, dann war St.Gallen Chef auf dem Platz.»
Als Knackpunkt, das sahen beide Coaches identisch, erwies sich Miralem Sulejmanis wunderbares Freistoss-Tor zum 2:2 kurz vor der Pause. «Danach hat man gesehen, dass YB ein paar PS mehr hat. Darum sind sie auch Leader», sagte Giorgio Contini.
Als richtige Massnahme erwies sich auch die Pausenansprache in der Berner Kabine. Es seien deutliche Worte gefallen, verriet Leonardo Bertone.
Hütter berichtete, wie «unglaublich ruhig» es gewesen sei. Das hatte seinen Grund. «Die Mannschaft brauchte in der Situation jemanden, der ihr die Hand reichte und Ruhe bewahrte. Ich habe sie darauf hingewiesen, wie gut sie Fussball spielen kann. Danach hat sie eine absolut tolle Reaktion und ein anderes Gesicht gezeigt.» Mit dem Doppelschlag bis zur 54. Minute zum 4:2 erstickte YB allfällig aufkeimende Hoffnung der St. Galler zügig im Keim.
Hütter sieht das «M-Wort», das die meisten Spieler sich nicht in den Mund zu nehmen trauen, nicht als Fluch. «Wir haben alles selber in der Hand. Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, steht dem (Titelgewinn) nichts im Weg.» Ohnehin könne er die Floskeln wie «von Spiel zu Spiel schauen» langsam nicht mehr hören.
Die Hauptaufgabe sieht der Vorarlberger nun darin, die Konzentration im Team hoch zu halten. «Ich beobachte im Training genau, wer fokussiert bleibt und wer glaubt, dass es reichen würde, mit zehn Prozent weniger auf den Platz zu gehen. Wer Letzteres tut, bekommt Probleme mit mir.» (fox/sda)