Am Dienstagabend feierte die Schweizer Frauen-Fussballnationalmannschaft in der WM-Quali einen Kantersieg. Die Nati setzte sich in Littauen gleich mit 7:0 durch. Ein deutliches Resultat – aber ein richtiger Krimi im Vergleich zur Partie, welche wenige Stunden später im Keepmoat Stadium von Doncaster gespielt wurde.
Dort empfing England ebenfalls im Rahmen der WM-Quali Lettland. Die Vorzeichen waren von Beginn weg klar: Auf der einen Seite die Engländerinnen, die mit fünf Siegen in Serie und einem Torverhältnis von 33:0 in die Kampagne gestartet waren. Auf der anderen Seite die Lettinnen, welche in den ersten fünf Spielen keinen Punkt geholt und bei nur zwei Toren 26 Gegentreffer kassiert hatten.
Auch das Hinspiel hatte bereits erahnen lassen, dass keine enge Partie zu erwarten war: In Riga hatte England die Lettinnen mit 10:0 niedergekantert.
Doch was dann passierte, hatten wohl auch die englischen Fans so nicht erwartet. Schon nach drei Minuten brachte Beth Mead die Favoritinnen in Führung, nach neun war das Spiel beim Stand von 3:0 entschieden. Dennoch machten die Engländerinnen gnadenlos weiter Druck und spielten die überforderten Lettinnen an die Wand.
Zur Pause stand es 7:0 für die Favoritinnen, am Ende gab es ein überdeutliches 20:0. Dabei konnten gleich vier Engländerinnen einen Hattrick bejubeln: Beth Mead, Ellen White und Alessia Russo trafen je dreimal, Lauren Hemp war sogar viermal erfolgreich. Wie überlegen das Heimteam dabei war, zeigt auch ein Blick auf die Statistiken:
Crazy stats from England’s women WC Qualifier against Latvia where they won 20-0 #ENGvLAT #womensfootball pic.twitter.com/6IIS6nefKR
— Michael (@michaelwills35) November 30, 2021
Solche klaren Resultate geben auch der UEFA zu denken. «Das Qualifikationssystem wird genau angeschaut und es wird in Zukunft Verbesserungen geben», sagte Nadine Kessler, Leiterin der Abteilung Frauenfussball bei der UEFA, vor einigen Wochen bereits der «Associated Press». «Ich denke, wir müssen genau hinschauen, um ausgeglichenere Spiele zu haben.»
Auch Englands Trainerin Sarina Wiegman hatte sich schon nach dem 10:0 im Hinspiel kritisch über solche Spiele geäussert. «Man sollte natürlich versuchen, den Frauenfussball weiterzuentwickeln», sagte Wiegman, «aber der Qualitätsunterschied ist im Moment enorm.»
Englands 20:0 war der bisher höchste Sieg der Geschichte in einem Spiel zwischen zwei europäischen Nationalteams. In der weltweiten Rangliste der deutlichsten Siege in Frauen-Länderspielen ist die Partie hingegen nur auf Platz 9. Das deutlichste Spiel aller Zeiten war ein 24:0 zwischen Nordkorea und Singapur an der Asienmeisterschaft 2001. (dab)