Er war gerade 15-jährig, als er die Verantwortlichen des Schweizerischen Fussball Verbands (SFV) in Staunen versetzte. Im Rahmen eines Länderspiels mit der U16 absolvierte Lorenzo Gonzalez einen Sprinttest über 40 Meter. 4,90 Sekunden brauchte er, erzählt sein Vater Alex Gonzalez. Das hat vor ihm keiner geschafft, auch kein Spieler der A-Nationalmannschaft.
Es ist dieses Tempo, diese unglaubliche Beschleunigung, die den heute 17-Jährigen schon in ganz jungen Jahren bei Top-Klubs in ganz Europa begehrt machte.
Zu diesem Zeitpunkt lebt seine Familie noch in Genf, Lorenzo spielt im Nachwuchs von Servette. Aber sein Ziel ist schon damals klar: Er will der beste Stürmer der Welt werden. Ein gewaltiges Ziel, eines, das er vielleicht nie erreichen wird. Aber er setzt alles daran, dort hinzukommen. Darum ist für ihn schnell klar, dass er Servette verlassen wird. Nach elf Saisons, in denen er immer bester Torschütze und bester Vorbereiter war. Ein Ausnahmetalent.
🎥 Premier League 2: Lorenzo Gonzalez (@Lorenzo9Lg) scores for @ManCityAcademy and ties up the game! #ManCity 1 x 1 @LFC 🇬🇧⚽ pic.twitter.com/1ZLSNaA1Q3
— Think Ball (@Think_Ball) 12. Januar 2018
Bevor er sich im Sommer 2016 definitiv entscheidet und bei Manchester City unterschreibt, bereist Lorenzo halb Fussball-Europa. Angefangen mit Borussia Mönchengladbach, wo er von Trainer Lucien Favre zu Hause empfangen wird. Er lässt sich nicht beeindrucken, schaut sich auch die Anlagen von anderen Topvereinen an: Juve, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder eben City.
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— Lorenzo Gonzalez (@Lorenzo9Lg) 1. Februar 2018
Als er den Etihad Campus im Norden der Stadt das erste Mal betritt, ist er sprachlos: 16 Fussballfelder direkt neben dem Stadion, Naturrasen, Kunstrasen, Hallenplätze, topmoderne Krafträume und Trainingsgeräte – das Beste, was es in der Fussball-Welt gibt.
Natürlich, Pep Guardiola und seine Philosophie sind auch Gründe dafür, dass sich Lorenzo für City entscheidet. Aber letztlich ist es das Gesamtpaket. Und der FC Basel, hat er sich nie um das Riesen-Talent getan? «Doch», sagt Vater Alex bestimmt. Noch vor den Grossklubs. «Ruedi Nägeli (Scout beim FC Basel; a. d. Red.) hat uns sogar einmal zu einem Spiel eingeladen.» Aber immer, wenn man sich habe treffen und den Campus anschauen wollen, sei der Verantwortliche («Wie heisst er noch einmal? Ceccaroni?») nicht abkömmlich gewesen.
Als die Grossklubs kommen, ist der FCB ohnehin kein Thema mehr. Denn Lorenzo will dahin, wo seine Vorbilder sind, Fussballer wie Cristiano Ronaldo, Sergio Agüero oder Antoine Griezmann. Ganz nach oben.
Dabei geniesst er die volle Unterstützung seiner Familie, Vater Alex, Mutter Sonia und Bruder Carlos. «Für uns war immer klar, dass wir ihn nicht alleine gehen lassen», sagt sein Vater. Er arbeitete zuvor für Banken und Versicherungen in Genf, wo er als Sohn zweier Einwanderer aus Andalusien geboren wurde. Lorenzo dagegen kam auf den kanarischen Inseln zur Welt, wo seine Mutter herkommt. Auch darum hat er den Schweizer und den spanischen Pass.
Vor anderthalb Jahren brach die Familie Gonzalez ihre Zelte in der Schweiz ab und zog nach England. Vater Alex arbeitet jetzt als Scout, der kleine Bruder geht hier in die Highschool. Wie Lorenzo spielt er inzwischen bei City. In der U13. Obwohl er bei United begann. Aber beim Stadtrivalen kam Carlos die Spielphilosophie nicht entgegen. Der Nachwuchs ist englischer geprägt als der von City, wo spätestens seit der Installation von Ex-Barça-Stürmer Txiki Begiristain als Sportchef eine ganze Armada von Spaniern arbeitet.
Am Mittwoch, wenn City im Achtelfinal-Rückspiel auf den FCB trifft, sitzt die ganze Familie im Stadion. «Natürlich schauen wir uns das Spiel an, auch wenn es nicht mehr um viel geht», sagt Alex. Vielleicht, so hofft er, werden sie Lorenzo irgendwann Ende Saison erstmals im Star-Ensemble auflaufen sehen. «Wenn City den Titel im Sack hat, könnte es sein, dass er eine Chance erhält.» Wie Phil Folden, der gleich alt ist, und gegen Basel zu einem Einsatz kommen dürfte.
Gonzalez jubelt mit Ilkay Gündogan, Nicolas Otamendi und Sergio Agüero.
Es kann ganz schnell gehen. Auch für Gonzalez. Der hat nach dem Wechsel von der U18 in die U23 zwar anfänglich nicht so viel gespielt. Aber zuletzt kam er regelmässig zum Einsatz, traf auch gegen grosse Konkurrenten wie Liverpool oder Chelsea. Man staunt, ob dem Tempo. Einmal mehr.