Rund 1,3 Millionen Kinder werden in Grossbritannien auch in den Sommerferien Mahlzeiten erhalten. Das verdanken sie und ihre Familien dem Engagement von Fussball-Nationalspieler Marcus Rashford.
Der 22-jährige Stürmer von Manchester United hatte sich mit einem öffentlichen Brief an die Politik gewandt. Er forderte dazu auf, Schulkindern nicht nur an Unterrichtstagen zu verpflegen, sondern auch in den Sommerferien. Es gehe dabei nicht um Politik, sondern um Menschlichkeit. Und: «Nahrungsmittel-Armut in England ist eine Pandemie, die sich über Generationen erstrecken wird, wenn wir jetzt nicht handeln.»
Nun ist Rashfords Wunsch entsprochen worden. Ursprünglich sollten die Kinder während der unterrichtsfreien Zeit kein Geld für Mahlzeiten erhalten.
Premierminister Boris Johnson lobte das Engagement des Fussballers im Kampf gegen die Armut. Die Regierung werde rund 140 Millionen Franken zur Verfügung stellen, teilte sie mit. Rund 15 Prozent aller Schulkinder in England haben nach jüngsten Erhebungen Anrecht auf kostenlose Verpflegung in der Schule, weil ihre Familie arm ist.
«Aufgrund der Coronavirus-Pandemie hat der Premierminister volles Verständnis dafür, dass Kinder und Eltern den Sommer über mit einer völlig beispiellosen Situation konfrontiert sind», sagte dessen Sprecher gemäss der BBC. «Um dem Rechnung zu tragen, werden wir einen Covid-Sommer-Essens-Fonds einrichten. Damit werden Essensgutscheine für die sechswöchige Ferienzeit zur Verfügung gestellt.»
Rashford zeigte sich in einer ersten Reaktion überwältigt von seinem Erfolg. «Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll», meldete er. «Schaut einmal, was wir erreichen können, wenn wir gemeinsam für eine Sache kämpfen. DAS ist England im Jahr 2020.»
I don’t even know what to say.
— Marcus Rashford (@MarcusRashford) June 16, 2020
Just look at what we can do when we come together, THIS is England in 2020.
Zwei Stunden später meldete sich Rashford mit einer etwas längeren Botschaft. Er bekräftigte, dass es ihm nie um Politik gegangen sei, «es war ein Ruf nach Hilfe für angeschlagene Eltern im ganzen Land.» Er habe seine Plattform zur Verfügung gestellt, damit deren Stimmen gehört wurden. «Ich bin stolz, dass wir das richtige getan haben. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber wenigstens haben diese Eltern nun eine Sorge weniger. Das Wohlergehen unserer Kinder sollte immer an vorderster Stelle stehen.»
🗣 to all MPs pic.twitter.com/Dc4weMvTHN
— Marcus Rashford (@MarcusRashford) June 16, 2020
Marcus Rashford hatte in seinem Schreiben davon berichtet, wie er als Kind selber von den kostenlosen Mahlzeiten profitieren konnte. Mit vier Geschwistern war er bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. «Sie arbeitete Vollzeit und verdiente einen Mindestlohn, um sicherzustellen, dass wir immer ein gutes Abendessen auf dem Tisch hatten. Aber das war nicht genug.» Es sei eine Geschichte, die vielen Familien in England nur zu bekannt sei, so der Stürmer.
Gemeinsam mit seinem Klub Manchester United ging Rashford während des Lockdowns mit gutem Vorbild voran. Er sammelte rund 25 Millionen Franken für die Wohltätigkeitsorganisation «FareShare», die den Hunger bekämpft und sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. So werden rund drei Millionen Menschen unterstützt, die besonders unter der Corona-Krise leiden. (ram)
https://www.20min.ch/story/fussballstar-lernt-fuer-taube-kinder-gebaerdensprache-697498706106
Chapeau