Borussia Dortmund und Trainer Lucien Favre haben es zurzeit nicht leicht. Kaum hatte der BVB einen 3:2-Sieg gegen Inter Mailand nach 0:2-Rückstand gefeiert, wurde man nach einer desaströsen 0:4-Pleite bei Bayern München jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Besonders frappierend im Dortmunder Spiel gegen den deutschen Rekordmeister: die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive. Die kleinen, quirligen Stürmer von Borussia Dortmund in vorderster Front – Julian Brandt, Jadon Sancho, Thorgan Hazard, Mario Götze sowie die später eingewechselten Raphael Guerreiro und Paco Alcacer – kamen mit ihren Dribblings und ihrem Kurzpassspiel selten über die Mittellinie und konnten sich kaum gegen das aggressive Pressing der Bayern wehren. An der Statistik konnte man nach dem Abpfiff ablesen: Bloss zwei mickrige Torschüsse brachte die Borussia zustande, und sie gewann nur 37 Prozent ihrer Zweikämpfe.
Dortmund fehlt ein wuchtiger Angreifer. Die Debatte gab es schon in der vergangenen Saison und wurde im Sommer erneut heiss diskutiert. Und: Die Chefetage des BVB ist deswegen nun offenbar alarmiert. Wie die «Bild»-Zeitung berichtet, wollen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc im Wintertransferfenster den Sturm verstärken. Mit einem Stürmertyp, den Dortmund aktuell nicht im Kader hat, aber offensichtlich benötigt.
Einer, der Zweikämpfe annimmt und gewinnt. Ein Mittelstürmer, der Bälle halten kann und zur Not auch mal hoch angespielt werden kann, – auch wenn Lucien Favre gar nicht auf hohe Bälle steht. Um Favre zu gefallen, müsste dieser Mister X noch eine gute Technik haben, spielintelligent und passsicher sein. Quasi ein Paco Alcacer in Gross, der den Spanier ergänzt und entlastet, aber von der Spielweise keine direkte Konkurrenz zu ihm ist. Prototyp: Robert Lewandowski.
Im Sommer hätte Dortmund vielleicht eine Chance gehabt, den damaligen Frankfurter Sébastien Haller zu verpflichten. Der wechselte aber für 40 Millionen Euro zu West Ham United, spielt dort in der Regel über 90 Minuten. Sprich: Den wird der BVB nach einem halben Jahr Premier League kaum zurück in die Bundesliga holen können. Aber welchen Stürmer sollte Borussia Dortmund im Winter holen? Hier sieben Vorschläge:
Als Beispiel für einen grossgewachsenen Stossstürmer nennt die «Bild»-Zeitung Mario Mandzukic. Der 33-jährige Ex-Bayern-Stürmer ist aktuell bei Juventus Turin aussen vor: Für den Champions-League-Kader hat ihn Trainer Maurizio Sarri nicht berücksichtigt, in der Serie A hat der Vizeweltmeister in dieser Spielzeit noch keine Minute gespielt.
Mandzukic, 1,90 Meter, wäre eine Investition ohne grosses Risiko: Er spricht Deutsch, kennt die Liga und könnte mit seiner Erfahrung und seinem Auftreten den jungen Spielern helfen. Tore schiessen kann er auch. In 110 Bundesligaspielen für Bayern und Wolfsburg traf er 53-mal; für Kroatien schoss er 33 Tore in 89 Länderspielen.
In der aktuellen Saison startet Erling Haaland, der Sohn des früheren ManCity-Mittelfeldspielers Alf-Inge Haaland, richtig durch. In der österreichischen Bundesliga scheint der 1,91-Meter-Stürmer von RB Salzburg nach Belieben zu treffen. In zwölf Spielen hat der 19-jährige Shootingstar bereits 15 Tore erzielt und sechs weitere vorbereitet.
Und auch auf der europäischen Bühne hat der Norweger eingeschlagen wie eine Bombe und jagt Rekorde. Bei seinem Debüt in der Champions League erzielte er gleich einen Hattrick, stieg damit zum drittjüngsten Hattrick-Schützen in der Königsklasse auf. Hinter Wayne Rooney und Raul. Er ist ausserdem der erste Spieler der Champions League, dem in seinen ersten drei Spielen sechs Tore gelangen.
Entsprechend stehen europäische Topklubs längst Schlange, auch Borussia Dortmund, wenn man den Gerüchteküchen glaubt. Doch, dass der BVB Manchester United, PSG, und wie sie alle heissen, in Sachen Talente ausstechen kann, bewies er in der Vergangenheit öfter. Allerdings ist auch ein gewisser Klub namens RB Leipzig interessiert. Und aus Gründen wechseln Spieler von RB Salzburg ja öfter mal zu RB Leipzig.
Mariano Diaz wurde in der Jugend bei Real Madrid ausgebildet, doch er konnte sich bei den Königlichen nie richtig durchsetzen. 2017 verliess der 26-Jährige Madrid in Richtung Olympique Lyon. Die Franzosen überwiesen damals acht Millionen Euro für den Stürmer aus der Dominikanischen Republik.
Dort lief's plötzlich. Ein Jahr später kaufte Real ihn dann für über 20 Millionen Euro zurück. Er bekam die Nummer 7 von Cristiano Ronaldo – und dann lief's wieder nicht, Diaz durfte nur 19-mal fürs «Weisse Ballett» auflaufen. In der aktuellen Saison stand er noch keine Minute auf dem Rasen. Ein Winterwechsel scheint realistisch.
Im Oktober berichtete das spanische Portal OK Diario schon mal, dass der BVB Diaz im Auge habe. Demnach strebte Dortmund eine Leihe im Winter an. Doch auch Revier-Rivale Schalke soll im Sommer Interesse am gebürtigen Spanier gehabt haben.
What a turn, what a finish!
— Goal (@goal) February 25, 2018
Mariano Diaz scored a stunning goal to put Lyon in front against Saint-Etienne in the derby. 👏 pic.twitter.com/OxkL2t35mW
Warum nicht mal wieder einen deutschen Nationalstürmer? Der 23-jährige Luca Waldschmidt vom SC Freiburg kann Tore schiessen und hat eine feine Technik. Sein Trainer Christian Streich fasste es mal in seiner unnachahmlichen Art so zusammen: «Der Luca kann halt kicken.» Seine Fähigkeiten zeigt Waldschmidt aktuell im Breisgau, und er zeigte sie auch schon im Sommer bei der U21-Europameisterschaft, dort wurde er Torschützenkönig.
An seiner Robustheit muss er noch arbeiten. Aber der logische Schritt für einen jungen Stürmer wie Luca Waldschmidt, um sich weiterzuentwickeln, wäre nun eigentlich der Wechsel zu einem grossen Verein, der auch international spielt und Talente weiterentwickeln kann. Borussia Dortmund wäre so ein Verein.
Als Moussa Dembélé im Sommer 2018 noch bei Celtic Glasgow spielte, soll sich Borussia Dortmund mehrfach erkundigt haben, ob man den französischen Mittelstürmer verpflichten könne. Damals war man auf der Suche nach einer Nachfolgelösung für Michy Batshuayi, der nach seiner Leihe wieder zu Chelsea zurückkehrte. Doch Dembélé, nicht verwandt oder verschwägert mit dem Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé, wechselte dann zu Olympique Lyon. Dort hat der 23-Jährige in der aktuellen Saison bereits neun Mal in zwölf Ligaspielen getroffen.
Dembélé ist ein Knipser, er ist kräftig und stark in der Luft. Über sich selbst sagte er mal, dass er ein kompletter Stürmer sei. Das sollte auch Lucien Favre gefallen.
Ein weiterer Stürmer, der dem Schweizer BVB-Trainer gut gefallen könnte, da dieser keinen grossgewachsenen Angreifer in seinem System vorsieht, wäre Donyell Malen vom PSV Eindhoven. Der 20-jährige Niederländer ist nämlich – im wahren Wortsinne – eine kleine Ausnahme in dieser Auflistung: Mit 1,79 Meter ist er der kürzeste Stürmer, den wir hier ins Rennen bringen möchten.
Malen hat in der Eredivisie in zehn Spielen schon zehn Tore erzielt. Insgesamt kommt er in allen Wettbewerben auf 16 Tore und 7 Vorlagen in 19 Einsätzen. Malen ist schnell, dribbelstark und pressingresistent, er behält auch unter Druck stets die Ruhe.
Er ist ein verlässlicher Torschütze, auch bei Distanzschüssen gefährlich. Donyell Malen ist ein ähnlicher Typ wie Paco Alcacer – vielleicht eine Kompromisslösung zwischen Zorc, Watzke und Favre bei der Stürmersuche im Winter?
Als Teil der Frankfurter Büffelherde machte er vor allem in der vergangenen Saison auf sich aufmerksam: Luka Jovic. Der 21-jährige Serbe wechselte im Sommer für 60 Millionen Euro zu Real Madrid, kommt dort aber nicht zum Zug. Karim Benzema ist im Sturmzentrum gesetzt. Jovic hat im Real-Trikot erst 319 Minuten absolviert, über die volle Spielzeit durfte er nur Ende September beim 2:0-Sieg gegen Osasuna ran. Vor dem Saisonstart hiess es in spanischen und serbischen Medien übereinstimmend, dass Real Jovic verleihen wolle. Dazu kam es nicht.
Vielleicht sollten die Verantwortlichen und der Stürmer selbst aber doch nochmal über eine Leihe nachdenken, denn 319 Minuten sind weder Jovics Anspruch noch der von Real, das ja immerhin 60 Millionen investiert hat. Allerdings wäre es nur eine kurzfristige Lösung für den BVB-Sturm. Denn Jovic soll mittelfristig den 31-jährigen Benzema beerben.
Dass sich eine Leihe nach Dortmund lohnt, wissen die Königlichen: Real-Leihgabe Achraf Hakimi entwickelte sich beim BVB vom Jugendspieler zu einem der spannendsten Aussenverteidiger-Talente der Welt. Er ist dabei Sinnbild für die Dortmunder Sturm-Flaute: Zusammen mit Marco Reus ist er wettbewerbsübergreifend der beste Torschütze beim BVB – und das als Abwehrspieler. (as/watson.de)