Spanien ist an der EM im Halbfinal gegen Italien ausgeschieden – das Turnier endet für Alvaro Morata, Sergio Busquets & Co. also mit einer herben Enttäuschung. Auch Supertalent Pedri vom FC Barcelona konnte nicht überzeugen. Obwohl Pedri nur eine einzige Minute der Europameisterschaft verpasste, gelang ihm in sechs Spielen keine einzige Torbeteiligung. Lediglich ein Eigentor im Achtelfinal gegen Kroatien steht dem «Wunderkind» am Ende des Turniers zu Buche. Schwach.
Das könnte man denken, wenn man keine Minute der spanischen EM-Partien gesehen hat. Doch alle, die den Viertelfinal gegen Italien oder andere Partien der Spanier mitverfolgt haben, kamen in den Genuss des Spielwitzes und des Genies, das in dem jungen Spanier steckt. Mit 18 Jahren tritt er bereits mit einer Ruhe und Erfahrung auf, die andere Profis erst viel später in ihrer Karriere an den Tag legen.
So überrascht es auch nicht, dass Pedri die Offensivkraft mit den meisten erfolgreichen Pässen am Turnier ist. Das spanische, auf viel Ballbesitz ausgerichtete System ist natürlich prädestiniert für solche Werte, doch Pedri ist der Dreh- und Angelpunkt in der Offensive der Iberer. Zehn Chancen konnte er laut The Analyst kreieren – einzig Captain Jordi Alba war in dieser Hinsicht noch gefährlicher.
Der Jungspund aus Teneriffa hat dabei stets das Auge für den besser postierten Spieler. Keinen einzigen Schuss gab er ab, trotzdem endeten 37 Angriffe, in die Pedri involviert war, mit einem Abschluss der Spanier. Spitzenwert an der EM – genauso wie die 7,86 «Expected Goals», die aus diesen Spielzügen hätten entstehen müssen. Der Mittelfeld-Akteur des FC Barcelona war nicht für die fehlende Effizienz der «Furia Roja» verantwortlich, man kann ihm höchstens vorwerfen, zu viele Chancen kreiert zu haben, die seine Mitspieler vergeben konnten.
Pedri Gonzalez Lopez, wie er mit vollem Namen heisst, konnte nicht nur die Zuschauer begeistern. Sein Nationaltrainer Luis Enrique schwärmt in höchsten Tönen von seinem Youngster: «Ich habe noch nie einen 18-jährigen Jungen gesehen, der so spielt wie Pedri an dieser EM – nicht einmal Andres Iniesta. Es ist unglaublich.» Es ist nicht das erste Mal, dass er mit dem grossartigen Architekten der erfolgreichsten spanischen Ära verglichen wird. Nach seiner fehlerlosen Performance auf der für ihn bisher grössten Bühne seiner Karriere kann man das durchaus verstehen.
Die Nummer 26 der «Seleccion» spielte im Halbfinal gegen Italien in der regulären Spielzeit keinen einzigen Fehlpass, alle seine 55 Passversuche fanden den Mitspieler. Die einzigen zwei Fehlpässe unterliefen ihm erst in der Verlängerung – einen davon hätte Dani Olmo zu einer guten Chance nutzen können, doch er verstand den Einfall seines Teamkollegen nicht.
🎩 @Pedri the passing machine.
— FC Barcelona (@FCBarcelona) July 7, 2021
✨ 65 completed out of 67 in 120 minutes.
🙌 What a game! What a #EURO2020! pic.twitter.com/35H4LQBVUq
Alvaro Morata sagt über den offensiven Mittelfeldspieler, dass er spiele «wie ein 40-Jähriger». Der Stürmer fügte hinzu, dass Pedri zweifellos einer der besten Spieler in der Geschichte Spaniens werden könnte. Das Standing, das er in der Nationalmannschaft bereits geniesst, zeigt sich schon daran, dass sich der erfahrene Thiago vom FC Liverpool mit einer Bankrolle begnügen musste.
Was den wertvollsten 18-jährigen Fussballer der Welt auch auszeichnet, ist seine Präsenz auf dem Platz. Mit über 76 gelaufenen Kilometern in den sechs Partien, ist er der aktivste Spieler des Turniers. Pedri ist nicht nur am offensiven Ende zu finden, sondern taucht auch am eigenen Strafraumrand auf, um freie Bälle zu erobern und so schnelle Gegenangriffe zu lancieren. Dafür benötigt er meist nur wenige Momente, da er die Spielsituation extrem schnell erfassen kann und dank seiner guten Übersicht immer weiss, wo der Ball am besten hin muss.
Das macht ihn auch für eine der grössten Adressen im europäischen Fussball unverzichtbar. Im Sommer 2020 wechselte Pedri von UD Las Palmas zum FC Barcelona und schaffte dort bald den Durchbruch zum Stammspieler. Sein Marktwert verzehnfachte sich innerhalb eines Jahres auf 70 Millionen Euro und selbst der grosse Lionel Messi ist vom Talent seines jungen Mitspielers begeistert.
Die EM ist für den Jungspund vorbei, doch seine Karriere steht erst in den Startlöchern. Die nächste Chance, den «neuen Iniesta» zu beobachten, bietet sich an den Olympischen Spielen in Tokio. Pedri will Spanien dort zum Titel führen – nach dieser EM ist ihm das durchaus zuzutrauen.
Birdie
Wenn er sich nicht verletzt und mit den Füssen am Boden bliebt hat er eine ganz grosse Karriere vor sich. Stammspieler und sogar Leistungsträger bei Barcelona und Spanien mit 18, einfach unfassbar.
uglyguy