Noch neun. «Geniessen wir ihn, solange er noch spielt», sagt Urs Fischer. Noch neunmal kann der FCB-Coach Walter Samuel einsetzen, bis am 25. Mai mit der Partie gegen GC neben einer weiteren erfolgreichen FCB-Saison auch die Karriere des Argentiniers zu Ende geht. Endgültig? «Ja, endgültig», sagt Sportdirektor Georg Heitz. «Walter könnte jeden Tag zu uns kommen und auf seine Entscheidung zurückkommen. Aber das wird nicht passieren.»
Schade aus Sicht des FCB. Denn Samuel ist im letzten Halbjahr seiner zwei Saisons in Basel so wertvoll wie noch nie. Endlich frei von Kniebeschwerden und ständigen Muskelverletzungen, spielt er in der Rückrunde grossartig auf. Und sichert sich im Vorbeigehen zwei Rekorde: Mit 38 Jahren und 22 Tagen ist er der älteste aller in der Super League eingesetzten Spieler.
Und nach seinem Treffer zum 2:0 am Mittwoch in Lugano (Endstand: 4:1) auch der älteste Torschütze. Niemand vermisst die verletzten Daniel Hoegh und Manuel Akanji, die zu Beginn der Saison in der Hierarchie der Innenverteidiger vermeintlich vor Samuel standen. Aber alle bedauern, dass Samuel im Sommer aufhört.
Fans, Mitspieler, Trainer und auch die Klubverantwortlichen – sie haben in den vergangenen Wochen versucht, Samuel von einer weiteren Saison zu überzeugen. Vergeblich, sagt Georg Heitz: «Er ist standhaft. Und das passt zu ihm. Walter ist kein flatterhaftes Wesen. Sondern eine gestandene Persönlichkeit, die zu ihren Entscheidungen steht.» Vor einem Jahr war die Situation ähnlich: Samuel dachte ans Aufhören, liess sich jedoch ein Hintertürchen offen und hängte schliesslich eine Saison an.
Als der FCB den vertragslosen Samuel vor zwei Jahren zu sich holte, war das – klar – auch ein bisschen Prestige. Champions-League- und Weltpokal-Sieger mit Inter Mailand, sechsfacher italienischer Meister, zwei WM-Teilnahmen mit Argentinien. Samuel war im Inter-Dress einer der besten und härtesten Verteidiger der Welt. So einer verirrt sich nicht oft in die Schweiz.
Doch Samuel wurde viel mehr als nur ein Aushängeschild: Er bereicherte nach einigen Anlaufschwierigkeiten die Basler Spielauslösung und – viel wichtiger – wurde zum ruhigsten Führungsspieler, den die rot-blaue Kabine wohl je gesehen hat. Denn Samuel verzichtet auf jedes überflüssige Wort; ist aber mit seinem Arbeitsethos und der auch nach 20 Jahren Profidasein immer noch kindlichen Freude am Fussball für alle Teamkollegen ein Vorbild.
Welchen Stellenwert Samuel in der Mannschaft hat, beweist die Episode, die Georg Heitz erzählt: Als der Sportdirektor nach einem Spiel Breel Embolo fragte, wieso er in der einen Szene im Strafraum nicht selber geschossen habe, sondern den Ball zum nach vorne geeilten Walter Samuel gepasst habe, antwortete Embolo lapidar: «Ich muss doch spielen, wenn der Chef kommt.»
Noch neun Spiele – und dann? Zum Transfer zu einem Basler Quartierklub, wie es vor Samuel schon Marco Streller, Beni Huggel und Alex Frei taten, wird es nicht kommen (siehe unten). Zusammen mit Ehefrau Cecilia, Tochter Valentina sowie den Söhnen Mirko und Francisco wird er nach dem Meistertitel mit dem FCB nach Mailand zurückgehen, wo er zuvor neun Jahre für Inter spielte und wo sich die Familie zu Hause fühlt.
Im Herbst, so ist es vorgesehen, will Samuel in Mailand die Ausbildung zum Trainer beginnen. Er wolle seine Erfahrungen jungen Spielern weitergeben. Dies reize ihn mehr, als so schnell wie möglich eine Profimannschaft zu übernehmen.
Auch beim FCB darf man hoffen, in Zukunft weiterhin von Samuels Kompetenz zu profitieren. So wie mit den meisten ehemaligen Spielern bleibt auch der Kontakt zum Argentinier aufrecht. Wer weiss, vielleicht holt Samuel in anderer Funktion nach, was er laut eigener Aussage als Spieler verpasste: «Wenn ich gewusst hätte, wie gut mir hier alles gefällt, wäre ich gerne ein paar Jahre früher zum FCB gekommen.»