Der Streit zwischen dem FC Luzern und Bernhard Alpstaeg geht in die nächste Runde. Kurz bevor die Bewerbung für die Lizenz für die Saison 2023/24 bei der Liga eingereicht werden muss, ist noch nicht klar, ob der Klub auch im nächsten Jahr in der Swisspor-Arena spielen kann. Dies, weil Alpstaeg, Mehrheitsaktionär der Stadion AG, bisher seine Unterschrift verweigert. Ohne diese, kann Luzern seinen Lizenzierungsantrag aber nicht einreichen.
Die Auseinandersetzung zwischen der Führung des FC Luzern und Mehrheitsaktionar Alpstaeg dauert bereits seit Längerem an. Spätestens seit Alpstaeg Anfang Oktober in einem Interview mit dem «Blick» sagte, dass er mit der ganzen Führung nicht zufrieden sei und alle rauswerfen wolle, eskalierte der Streit aber. «Sie sind zu wenig demütig, zu wenig aktiv, zu wenig bescheiden», warf der Besitzer Präsident Stefan Wolf und Co. vor.
Kurz darauf nahm Vizepräsident Josef Bieri in einem offenen Brief Stellung und warf Alpstaeg «mutwillige Falschaussagen» vor. Gleichzeitig stellte er sich hinter die Vereinsführung um Wolf und Sportchef Remo Meyer. Auch die Fans äusserten die Unterstützung für Wolf und Co. deutlich. Der Streit zog sich über Monate hin und mündete in der GV der FCL Holding AG am 21. Dezember. Dort wurde bekannt, dass der Verwaltungsrat Strafanzeige gegen Alpstaeg erstattet hat, wodurch dieser nur mit 27 Prozent seiner Aktienanteile abstimmen durfte. Der Kauf der 25 Prozent Anteile, welche Alpstaeg von Walter Stierli erworben hat, sei nicht ordnungsgemäss abgelaufen. So wurde der Verwaltungsrat wiedergewählt. Alpstaeg reagierte seinerseits wiederum mit einer Klage gegen die FCL Holding AG.
In der letzten Woche wurde bekannt, dass Alpstaeg nun damit droht, den FC Luzern aus dem Stadion zu werfen. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtete, hat der 77-Jährige dafür extra die Statuten der Stadion Luzern AG, an welcher die Firma von Alpstaeg 60 Prozent der Anteile hält, geändert. So will er einen Alleingang der beiden weiteren Personen, welche im Verwaltungsrat der Stadion AG sitzen, verhindern. Jetzt reicht es nicht mehr, wenn zwei der drei Personen zustimmen – die Zustimmung von Alpstaeg ist unbedingt notwendig.
So hat Alpstaeg ein Druckmittel gegen den Verein in der Hand, denn ohne dessen Einverständnis kann der FCL nicht im Luzerner Stadion spielen und damit auch das Gesuch für die Erteilung der Spiellizenz für die nächste Saison nicht einreichen. Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits sagt dazu: «Diesbezüglich ist noch kein Entscheid gefallen – weder im positiven noch im negativen Sinne.»
Entscheidet sich der Unternehmer also dazu, seine Unterschrift nicht unter den Lizenzantrag zu setzen, kann der FCL in der nächsten Saison nicht im eigenen Stadion spielen und muss sich nach Alternativen umsehen. Dies müsste in den nächsten zwei Wochen geschehen, denn am 2. März verstreicht die Frist der Liga.
Als der Stadtrat von Luzern davon erfuhr, dass Alpstaeg das Stadion als Druckmittel verwenden könnte, wendete er sich in einem Brief an die Stadion-AG und die Swiss Football League. Darin fordern die Politiker gemäss der «Luzerner Zeitung», dass alle Beteiligten «alles dafür tun», dass auch in der nächsten Saison Spitzenfussball in der Swisspor-Arena möglich sei.
Doch die Stadt muss nicht nur hoffen, dass Alpstaeg einlenkt. Sie könnte auch Massnahmen ergreifen, um dessen Machtspielchen entgegenzuwirken. Denn das Grundstück, auf welchem das Stadion steht, gehört Luzern. Der Baurechtsvertrag habe «den ausschliesslichen Zweck, dass die Stadion Luzern AG mit dem Stadion einen professionellen Super-League-Betrieb sicherstellt», stellt der Stadtrat klar.
Deshalb wäre es eine Verletzung dieses Vertrags, wenn die Stadionbesitzerin einen professionellen Fussballbetrieb verunmöglicht. «Dann könnte im Extremfall die Heimfallregelung zum Zug kommen», erklärt Stadtpräsident Beat Züsli. Dadurch würde der Vertrag beendet – und das Grundstück mit dem Stadion an die Stadt zurückfallen. Züsli hofft aber, dass der Konflikt auf andere Weise beigelegt werden könne.
Als die Stadt den Bau des neuen Stadions plante, war das Ziel, die Stadion-AG strikt vom Fussballverein zu trennen. Auch um zu verhindern, dass Mittel aus dem Stadionerlös in den Fussballbetrieb investiert werden, wie der damalige Baudirektor Kurt Bieder gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagt. Im Jahr 2019 kaufte dann aber Alpstaeg 60 Prozent der Stadion-Anteile. Der Stadtrat machte nicht von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch – auch weil Alpstaeg in den Augen des Stadtrats eine vertrauenswürdige Person war.
Zwei Wochen bevor das Gesuch bei der Liga eingereicht werden muss, laufen die Suchen nach Alternativen beim FCL gemäss «Blick» auf Hochtouren. Demnach seien die Luzerner gut vorbereitet und könnten den Antrag auch mit einer anderen Spielstätte, welche die Vorgaben der Liga erfüllt, einreichen. Eine mögliche Option sei das Stadion Gersag in Emmenbrücke, wo der FCL bereits während des Baus der Swisspor-Arena in den Saisons 2009/10 und 2010/11 seine Heimspiele austrug. So dürfte es kein Problem sein, die Lizenz für die nächste Saison zu erhalten. Die Frage ist nur, wo der FC Luzern seine Heimspiele austragen wird.