Aufgrund des Coronavirus steht der Schweizer Fussball schon seit fast zwei Monaten still. Wann der Betrieb in der Super League wieder aufgenommen wird, ist auch nach den letzten Angaben des Bundesrats zur Lockerung des Lockdowns noch unklar.
Diese Ungewissheit bereitet einigen Schweizer Fussball-Funktionären Sorgen. So auch Ancillo Canepa. Der Präsident des FC Zürich zeigt sich im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» enttäuscht darüber, dass er nach wie vor keine Planungssicherheit hat. «Die Sorgen haben massiv zugenommen», so Canepa. «Wieder sind zwei Wochen vergangen, in denen nichts passiert ist. Am Donnerstag wurde wieder nichts beschlossen, an dem wir uns hätten orientieren können.»
Canepa hat Angst, «Bundesbern» sei bereit, so lange abzuwarten, bis die Klubs in Zahlungsunfähigkeit geraten. Dies könne nicht die Lösung sein, findet der FCZ-Präsident: «Was offenbar auch unterschätzt wird: Allein die Swiss Football League generiert eine jährliche Wertschöpfung für andere Branchen und Unternehmen von rund 800 Millionen Franken. Damit verbunden sind auch rund 4000 Arbeitsplätze.»
Die realistischste Lösung ist momentan, dass die Saison, wenn überhaupt, ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden muss. Auch diese Vorstellung macht Canepa zu schaffen: «Der Einnahmeausfall ist die eine Seite, die andere die hohen Kosten, die auch bei Geisterspielen anfallen werden. Pro Spiel geht es um einen mittleren sechsstelligen Betrag.»
Noch prekärer sähe die Lage aus, wenn bis Ende 2020 keine Zuschauer ins Stadion mehr dürfen. Canepa erklärt: «Aus heutiger Sicht und ausgehend von den aktuellen Rahmenbedingungen ist das ein Worst-Case-Szenario, das wir und viele andere Klubs nicht überleben würden. Fehlende Umsätze, auch in den Bereichen Werbung und Sponsoring, führen zu massiven Verlusten, dadurch wird das Eigenkapital aufgebraucht. Das heisst, es droht Überschuldung und Illiquidität.»
Sollte dieses Szenario eintreffen, würde sich beim FCZ die Frage stellen, wer für die nötige Kapitalerhöhung aufkommen könnte. Darauf hat Canepa noch keine Antwort: «Aus meiner Sicht nicht diejenigen, die diese Situation nicht verursacht haben. Die Familie Canepa hat bereits einmal mehr Zuschüsse und Bürgschaften geleistet. Aber für uns persönlich ist irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht.»
Ginge es nach Canepa, sollte der Fussballbetrieb so bald wie möglich wieder aufgenommen werden. Das Wunschszenario wäre, die Saison Anfang Juni mit Geisterspielen fortzusetzen und ab der Saison 2020/21 im August oder September wieder Fans ins Stadion lassen zu können. (dab)