Sport
Fussball

Liste des Scheiterns: Die teuersten Transfers endeten meist als Flop

epa09894892 Romelu Lukaku of Chelsea celebrates after the English FA Cup semi final match between Chelsea FC and Crystal Palace in London, Britain, 17 April 2022. EPA/NEIL HALL EDITORIAL USE ONLY. No  ...
Wollte es bei Chelsea allen zeigen, verlässt den Klub aber nach einem Jahr wieder: Romelu Lukaku.Bild: keystone

Die teuersten Transfers endeten fast immer als Flop – eine Liste des Scheiterns

Sie sind die zehn teuersten Fussballer der Welt, doch die meisten haben diesen Status nie gerechtfertigt. Warum ist das so?
05.07.2022, 09:09
Dominic Wirth / ch media
Mehr «Sport»

Eigentlich war Romelu Lukaku nach London gekommen, um seine Geschichte umzuschreiben. Der Belgier hatte schon einmal für Chelsea gespielt, als junger Mann, doch der Durchbruch blieb ihm damals verwehrt. Also ging der Stürmer, um schliesslich gereift zurückzukehren, als Angreifer von Weltruhm, den sich sein neuer, alter Verein stattliche 113 Millionen Euro kosten liess. Lukaku machte das zum Mitglied eines exklusiven Klubs: dem der zehn teuersten Spieler der Geschichte.

Nur ein Jahr ist das her, aber seit kurzem ist Lukaku schon wieder weg aus London. Der 29-Jährige wollte es in England allen zeigen, aber daraus ist nichts geworden. Am Ende blieb ihm nur die Flucht zurück nach Mailand, zu Inter, leihweise.

Jetzt muss Lukaku damit leben, dass er nicht nur zu den zehn Rekordtransfers gehört – sondern auch zu jenen Fussballern, die es nicht geschafft haben, diesen Status zu rechtfertigen. Und ein Blick auf die teuersten Transfergeschäfte aller Zeiten zeigt, dass Lukaku nicht alleine ist, im Gegenteil: Die Liste der Rekordspieler ist auch eine Liste des Scheiterns.

Die 10 teuersten Transfers:

Angaben in Millionen Euro.
Angaben in Millionen Euro.quelle: transfermarkt/Grafik: jbr

Von Neymar über Coutinho bis zu Dembélé und Hazard

Zuoberst auf ihr steht der Name von Neymar, dem Brasilianer, für den Paris Saint-Germain vor ein paar Jahren 222 Millionen Euro bezahlte – Weltrekord, bis heute, mit Abstand. Die Franzosen bekamen dafür, was sie auch wollten: ein Gesicht für ihren Verein, weltweite Aufmerksamkeit, viele verkaufte Trikots und neue Fans. Aber sie bekamen nicht, was sie vor allem wollten: die Champions League.

epa08620908 Neymar of PSG touches the trophy after receiving his runner-up medal after the UEFA Champions League final between Paris Saint-Germain and Bayern Munich in Lisbon, Portugal, 23 August 2020 ...
2020 waren Neymar und PSG nah dran, doch der Henkelpott ging am Ende nach München.Bild: keystone

Neymar glänzte in Paris immer wieder, aber er tat das nur, wenn er gerade Lust hatte. Und das war längst nicht immer der Fall. Mittlerweile ist Neymar 30 Jahre alt, und in Paris mehren sich die Anzeichen, dass man genug hat vom Brasilianer, von seinen Eskapaden, den vielen Verletzungspausen.

Neymar war 2017 aus Barcelona nach Paris gewechselt. Dort hinterliess der Brasilianer einen in seinem Stolz verletzten Klub, ein Loch auf dem Platz – und in der Kasse viel Geld. Nur schafft viel Geld eben auch viel Raum für Fehler. Und damit wären wir bei den Plätzen drei, vier und sechs auf unserer Liste des Scheiterns.

Die werden von Ousmane Dembélé, Philippe Coutinho und Antoine Griezmann belegt. Ihnen ist gemein, dass sie zwischen 120 und 140 Millionen Euro kosteten – und auch, dass sie Barcelona schon wieder für kleines Geld (Coutinho) oder leihweise (Griezmann) verlassen haben. Auf dem Platz haben beide kaum Spuren hinterlassen.

Das hat der Franzose Dembélé eher geschafft, wenn er mal gesund war. War er nur oft nicht. Jetzt kann er ablösefrei gehen, weil sein Vertrag ausgelaufen ist. Ob das passiert, ist offen, doch es würde für Barcelona 140 verbrannte Millionen bedeuten. Über das Transfergebaren des Traditionsklubs in den letzten Jahren ist damit alles gesagt.

epa07890491 FC Barcelona's Antoine Griezmann is substituted by Ousmane Dembele (L) during the UEFA Champions League group F soccer match between FC Barcelona and FC Internazionale at Camp Nou Sta ...
Dembélé und Griezmann wurden ihrer hohen Ablösesumme in Barcelona nie gerecht.Bild: EPA

Ein Flop und dann gleich der nächste, so geht das immer weiter. Da wäre auch noch: Eden Hazard, 115 Millionen, Platz neun. Seit 2019 spielt der Belgier für Real Madrid, aber im Clásico gegen Barcelona, dem grössten Spiel Spaniens, stand er noch kein einziges Mal auf dem Platz - mal aus Leistungs-, mal aus Verletzungsgründen. Insgesamt kommt Hazard nur auf 66 Spiele. Mittlerweile spielt er in Madrid keine Rolle mehr.

Sie wollen eine Erfolgsgeschichte? Nicht einfach. Kylian Mbappé, Platz 2, steht für eine: 170 Tore in 216 Spielen, und das mit erst 23 Jahren. Ein Weltstar schon jetzt und noch für Jahre. Cristiano Ronaldo, Platz acht, hat in seiner Zeit bei Juventus oft getroffen, aber am Ende waren doch fast alle froh, als er weiterzog.

epa09969499 Paris Saint Germain's Kylian Mbappe poses with a PSG jersey after his press conference at the Parc des Princes stadium in Paris, France, 23 May 2022. Kylian Mbappe renewed his contrac ...
Kylian Mbappé war sein Geld bislang wert – er bleibt drei weitere Jahre bei PSG.Bild: keystone

Atlético Madrid zahlte für João Felix, Platz 5, 127 Millionen und bekam dafür in drei Saisons 28 Tore in 109 Spielen – nicht berauschend. Immerhin ist der Portugiese erst 22. Jack Grealish, Platz 7, wechselte erst letzten Sommer zu Manchester City; seine erste Saison brachte zehn Skorerpunkte, aber es braucht auch Zeit, auf dem Planeten von Trainer Guardiola anzukommen.

Sind die Preisschilder zu schwer für die Spieler?

Nur schon die irrsinnigen Transfersummen zeigen, wie viel Geld im Fussballbusiness steckt. Nie war es mehr als heute. Es gibt Unmengen an Daten zu jedem Spieler und bei den grossen Klubs ganze Teams, die sich damit befassen. In ihren Scouting-Abteilungen bewegen sich ähnlich viele Leute wie in der Umkleidekabine. Und doch passieren all diese teuren Fehler.

Was da schiefläuft? Die Antwort ist nicht einfach, weil das Scheitern viele Facetten kennt. Mal passt die Taktik nicht zum teuren Zuzug (Lukaku). Mal gibt es diese Taktik gar nicht und auch kein Konzept, sondern nur die Lust auf grosse Namen (Neymar/Paris). Mal ist der Zenit überschritten (Hazard), der Spieler vielleicht doch nicht so gut (Coutinho, Griezmann), oft verletzt (Dembélé, Hazard, Neymar) oder seine Einstellung stimmt nicht (Dembélé, Felix, Neymar).

Und dann, ganz wichtig, ist da das Gewicht des Preisschilds, das schwer an den Fussballerbeinen hängt. Vielleicht muss man die Liste des Scheiterns vor allem so lesen: dass da zu viel Geld ist, für die Vereine, für die Spieler, für alle.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das sind die 50 teuersten Fussball-Transfers der Welt
1 / 53
Das sind die 50 teuersten Fussball-Transfers der Welt
Platz 50: Kaká (BRA), offensives Mittelfeld. Wechselte im Juli 2009 für 67 Millionen Euro von der AC Milan zu Real Madrid.
Quelle: transfermarkt.ch (Stand 12.6.2023)
quelle: ap / philippos christou
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Keine Fussball-Fans im Büro, bitte!
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
24 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
24
YB-Trainerin krebst nach Ausraster zurück: «Ich muss mich entschuldigen»
Nach Servettes Cupsieg gegen die YB-Frauen sorgte YB-Trainerin Imke Wübbenhorst mit einem gehässigen Interview für Schlagzeilen. Nun entschuldigte sich die 35-Jährige für ihre Worte. Der SFV stellt sich indes hinter die Schiedsrichterin, räumt aber auch Fehler ein.

Nach dem verlorenen Cup-Final gegen Servette am vergangenen Wochenende holte YB-Trainerin Imke Wübbenhorst zum Rundumschlag gegen die Siegerinnen und die Schiedsrichterinnen aus. Das Video, in dem sich die Deutsche nach der Niederlage den Frust von der Seele redete, sorgte dafür, dass selbst ausländische Medien wie die Frankfurter Allgemeine über den Schweizer Cup-Final der Frauen berichteten.

Zur Story