Als Josef Bieri am 24. Mai bekannt macht, dass er den Grossteil seines Aktienpakets von 48 Prozent an der FCL Holding neben Samih Sawiris und Hans Schmid an sieben neue Aktionäre verkauft hat, sind sich im Streit um die Mehrheit beim Fussballverein für einmal alle einig: Diese sieben neuen Aktionäre seien eine gute Sache, sagt Bernhard Alpstaeg.
Ihm hatte der Verwaltungsrat im letzten Dezember 25 Prozent aus dem Aktienbuch streichen lassen. Über diesen Coup hatte der Verwaltungsrat den dannzumaligen 52-Prozent-Mehrheitsaktionär Alpstaeg eine Stunde vor der Generalversammlung in Kenntnis gesetzt. Alpstaeg hatte geplant, an der GV den gesamten Verwaltungsrat abzuwählen.
Im Raum steht der Vorwurf, der Swisspor-Patron habe den 25-Prozent-Anteil einst unrechtmässig erworben. Bernhard Alpstaeg verlor durch den Coup die Stimmenmehrheit, ist aber mit 27 Prozent immer noch mit Abstand grösster Aktionär des FCL. Er hat gegen den aus seiner Sicht widerrechtlichen Entzug seines Aktienpakets beim Bezirksgericht Luzern Klage eingereicht; sie ist hängig.
Die neuen Aktionäre sind: Thomas Meier, Chef des Lehner-Versands und FDP-Kantonsrat, der Luzerner «Souvenir-König» Robert Casagrande, der Architekt Patrick von Deschwanden, Dominik Birrer, Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Luzern, Michael Wehrle, Geschäftsleitungsmitglied der Investmentgesellschaft Blue Orchard, und Pascal Bieri, Mitbegründer des Start-ups Planted Foods in Kemptthal und Sohn von Josef Bieri, dem Vizepräsidenten der FCL Holding AG.
Unter den Neuaktionären ist auch Hans-Peter Strebel. Der 74-Jährige ist Präsident und Mehrheitsaktionär beim EV Zug, Gründer des Spitzensport-Zentrums OYM in Cham und einer der reichsten Schweizer. Auf eine halbe Milliarde schätzt die «Bilanz» das Vermögen des ehemaligen Apothekers, der einst ein Medikament gegen Multiple Sklerose mitentwickelt hat.
Auf die Frage, wie er den Streit sehe, sagte Strebel am Tag, an dem bekannt wurde, dass er 1 Prozent Anteile erworben hatte: «Ich kenne die Details nicht und möchte mich deshalb nicht gross dazu äussern.» Und auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr FCL-Aktien zu übernehmen, antwortete er: «Das kann ich noch nicht sagen.»
Doch jetzt kommt aus: Nur wenige Tage später – am 30. Mai – richten sich sieben Neuaktionäre in einem «offenen Brief» an Bernhard Alpstaeg. Das Schreiben liegt CH Media vor. Nicht beteiligt sind Samih Sawiris, Hans Schmid und Josef Bieri. Die weiteren Aktionäre seien aber mit dem Vorschlag einverstanden.
Die Absender wollen «Hand bieten für eine Lösung des aktuellen Streits und eine Lösung für die Zukunft des FC Luzern unterbreiten», schreiben sie. Man wolle die Vergangenheit hinter sich lassen und «gemeinsam mit Ihnen und den weiteren Aktionären» in die Zukunft gehen.
Und dann bittet die Aktionärsgruppe, «einem Verkauf der zurzeit ohne Stimmrecht deponierten 25 Prozent der Aktien der FCL Holding AG an uns» zuzustimmen. Für die Übernahme des umstrittenen 25-Prozent-Pakets bietet sie 500'000 Franken.
Der Plan der Aktionäre: Sie wollen das Paket «an weitere regional verankerte Neuaktionäre zu einem Gesamtpreis von 5 Millionen Franken» verkaufen. Damit würde der FCL Holding AG ein Agio von mindestens 4.5 Millionen Franken zufliessen, rechnet die Gruppe vor. Beim sogenannten Agio handelt es sich um ein Aufgeld, das zusätzlich zum Kaufpreis oder zum Kurswert entrichtet wird.
Das Angebot ist in mehrfacher Hinsicht brisant: Einerseits sieht Bernhard Alpstaeg darin ein Eingeständnis, «dass ich der rechtmässige Aktionär bin, nicht nur was den unbestrittenen Anteil von 27 Prozent betrifft, sondern eben auch für den 25-Prozent-Anteil, den mir die aktuelle Vereinsführung streitig macht», wie er zu CH Media sagt. «Sonst hätten sie mir ja nicht ein Kaufangebot gemacht.»
Andererseits liegt der angebotene Preis von 500'000 Franken weit unter den 3.4 Millionen Franken, die Bernhard Alpstaeg 2021 für die 52 Prozent bezahlt hat. Die Aktionärsgruppe stützt ihr Angebot auf die Summe ab, die Alpstaeg 2015 an Walter Stierli entrichtet hatte, als er dessen Aktienpaket abkaufte. Doch diese Aktien wurden 2021 beim Kapitalschnitt vernichtet.
«Natürlich ist das Angebot finanziell gesehen lächerlich. Man kann in der Schweiz nicht einfach jemandem die Hälfte seines Besitzes wegnehmen und glauben, damit komme man ungeschoren davon», sagt Alpstaeg. Doch es gehe ihm nicht ums Geld, auch nicht um Macht, sondern «um Grundsätzliches, um die Einhaltung des Rechts».
Bernhard Alpstaeg hat sich schriftlich für das Kaufangebot der sieben Neuaktionäre bedankt, dieses aber abgelehnt. Er sagt: «Ich denke nicht daran, diese 25 Prozent abzugeben. Ich glaube an den Rechtsstaat, und wenn dieser noch etwas wert ist, gehören mir 27 plus 25 Prozent – ich bin und bleibe Mehrheitsaktionär des FC Luzern.» Der Konflikt bleibt ungelöst.