Am meisten Probleme bereitete Leverkusen unter Xabi Alonso bisher nicht Rekordmeister Bayern München, sondern der VfB Stuttgart. In den letzten drei Aufeinandertreffen in der Bundesliga resultierte jeweils ein Unentschieden. Im Viertelfinal des DFB-Pokals der letzten Saison fiel der Siegtreffer der Leverkusener erst in der 90. Minute und im Supercup zum Auftakt dieser Spielzeit gewann der Double-Sieger gegen den Vizemeister erst im Penaltyschiessen.
Im Vorfeld des Duells am heutigen Freitagabend (20.30 Uhr) erklärte Trainer Alonso, nach den Aufeinandertreffen mit Stuttgart jeweils «völlig kaputt» zu sein. «Es ist sehr intensiv», so der 42-jährige Baske, «natürlich vor allem für die Spieler, aber auch für uns.» Es seien jedes Mal viele Dinge passiert und das erwartet Alonso erneut: «Stuttgart ist eine Top-Mannschaft auf Champions-League-Niveau.»
Ähnlich klingt es auch von seinem Gegenüber Sebastian Hoeness: «Mir geht es ähnlich wie Xabi. Es war jedes Mal sehr hitzig und emotional, aber es sind auch sehr schöne Spiele.» Es sei nämlich genau das, was Fussball ausmache und weshalb die Fans ihn gerne schauen. Noch sind aber sowohl Leverkusen mit Granit Xhaka als auch der VfB mit Fabian Rieder und Leonidas Stergiou nicht ganz in der überragenden Form der Vorsaison.
Zusätzliche Brisanz verleiht der Partie ein Bericht über die mögliche Nachfolge von Xabi Alonso bei der vom Pharma-Unternehmen Bayer alimentierten Werkself. Alonso hat zwar noch einen Vertrag bis 2027, doch klopfen spätestens seit der Fabelsaison 2023/24 regelmässig Topklubs bei ihm an. Bereits im nächsten Sommer könnte Alonso also den nächsten Schritt wagen – angeblich sei Real Madrid interessiert, Carlo Ancelotti würde dann in eine Botschafter-Rolle des Klubs aufsteigen. Auch bei Manchester City könnte eine Trainerstelle frei werden.
Deshalb tut Leverkusen gut daran, sich bereits nach einem künftigen Trainer umzusehen. Und dies soll gemäss Kicker ausgerechnet Sebastian Hoeness sein. Also der Coach des heutigen Gegners. Der 42-Jährige machte aus dem Abstiegskandidaten, den er im April 2023 übernommen hatte, innert eines guten Jahres einen Champions-League-Klub. Dabei begeisterte der Neffe von Uli Hoeness mit seinem Offensivfussball und damit, dass er viele Spieler besser machte. Qualitäten, die auch Xabi Alonso so begehrt machen. Dieser erklärte mit Blick auf seinen möglichen Nachfolger, «grossen Respekt und Bewunderung» zu empfinden.
Es erscheint logisch, dass Leverkusen Interesse an Sebastian Hoeness, der in Stuttgart über eine Ausstiegsklausel im mittleren einstelligen Millionenbereich verfüge, zeigt. Doch, dass dieses ausgerechnet vor dem Direktduell an die Öffentlichkeit dringt, dürfte in Stuttgart kaum für Freude sorgen.
Der Vorgang erinnert an das Vorgehen von Bayern München in der Vergangenheit. So streute der Bundesliga-Krösus vor den Duellen mit den grössten Rivalen zuverlässig Gerüchte über mögliche Transfers von dessen Leistungsträgern oder Trainern. Dies war auch in der letzten Saison der Fall, als immer wieder über Interesse an Xabi Alonso, aber auch an Spielern wie Florian Wirtz, Jonathan Tah oder Jeremie Frimpong berichtet wurde.
Nun bedienen sich möglicherweise auch die Verantwortlichen in Leverkusen um CEO Fernando Carro und Sportchef Simon Rolfes dieser Methoden, um Unruhe bei einem Gegner zu erzeugen, der ihnen jeweils Probleme bereitete.