Noch nie seit Einführung der Super League waren der Sechste und der Zehnte zu diesem späten Zeitpunkt der Saison so nahe beisammen. In allen vorangegangenen Super-League-Spielzeiten hatte der Sechste nach 29 Runden immer eine Reserve von mindestens sieben Punkten. In fünf weiteren Fällen betrug die entsprechende Differenz zwischen acht und zehn Punkten.
Aussergewöhnlich ist auch die Zahl von 31 Punkten, mit denen Lausanne Letzter ist. In allen früheren Saisons war eine Mannschaft mit diesem Kontostand im schlechtesten Fall Zweitletzter. In 11 von 15 Saisons reichten 31 Punkte sogar für den 8. Zwischenrang aus.
Es steckt also die halbe Liga im Abstiegskampf. Akut bedroht sind die Grasshoppers. Mehr Unruhe als auf dem GC-Campus herrscht nirgendwo. Der Blick auf das Stimmungsbarometer verheisst nichts Gutes für den taumelnden Rekordmeister, der seit März kaum mehr ein Bein mehr vor das andere bringt.
Nach dem Zerwürfnis mit Murat Yakin und den an die Öffentlichkeit gelangten Interna ist Präsident Stephan Anliker mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Yakin, einer der Unruhestifter, ist weg, Erich Vogel, der intrigante Schattenmann, durch die Aussortierung seines mutmasslichen Strohmanns Roland Klein aus dem Verwaltungsrat angeblich ruhiggestellt.
Neue Brandherde sind indes nicht ausgeschlossen. Zumal an der Seitenlinie ein Chef fehlt, dem zuzutrauen ist, die Mannschaft in sportlich ruhigere Gewässer zu führen. Sportchef Mathias Walther füllt die Lücke interimistisch, nach dem 1:2 gegen St.Gallen führt der Weg heute nach Basel. Mit Marko Basic fehlt neu für den Rest der Saison auch noch der Leader im Mittelfeld. Das letzte Mal, als der Kroate lange verletzt ausgefallen ist, machte sich seine Absenz an allen Ecken und Kanten bemerkbar.
So turbulent wie bei GC geht es bei den vier anderen Haupt-Abstiegskandidaten nicht zu und her. Sion verspürt vor dem Kellerduell mit Lugano Aufwind, nachdem die Mannschaft zum ersten Mal seit 14 Monaten dreimal in Folge ungeschlagen geblieben ist. Beim nicht minder bedrohten Sittener Gegner herrscht trotz zweimonatiger Ergebniskrise Zuversicht. Und wieder deutlich besser als nach dem 2:7 im Wallis vor gut fünf Wochen ist die Stimmung in Thun. Unruhig ist es in Lausanne, wo vor dem Heimspiel morgen gegen Luzern über eine mögliche Absetzung von Fabio Celestini debattiert wird.
Die Ruhe in Sitten ist auch deshalb bemerkbar, weil Christian Constantin den am Montag verhängten Europacup-Ausschluss gegen sein Team mit erstaunlicher Gelassenheit zur Kenntnis genommen hat. «Unser Ziel ist nicht die Europa League, sondern die Existenzsicherung in der Super League», bemerkte der Sion-Patron unbeeindruckt.
Aus Lugano heisst es währenddessen, Pierluigi Tamis Nachfolger Guillermo Abascal verleihe der Mannschaft neue Energie. Was zuletzt gefehlt habe, sei das Glück von Sion, war vor den wichtigen Auswärtsspielen im Wallis und bei den Grasshoppers zu vernehmen. Die Thuner ihrerseits erwarten im Heimspiel gegen die Young Boys endlich wieder einmal ein ausverkauftes Stadion. Dabei machen die zwei Siege aus den drei Direktbegegnungen, das 4:0 Anfang Saison und das 3:1 im Dezember, Mut. Besser schnitt gegen den designierten Meister in dieser Saison niemand ab. (ram/sda)