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>>> Wir tickern das Spiel Schweiz – Bosnien-Herzegowina heute ab 20.30 Uhr live.
Die Aufregung war gross, als Izet Hajrovic im Sommer 2013 verkündete, dass er nicht mehr für die Schweiz, sondern neu für Bosnien-Herzegowina spielen wolle. Kein Jahr zuvor hatte sich das alles noch anders angehört. Da debütierte der Mittelfeldspieler für die Nati gegen Tunesien. Klar, wolle er für die Schweiz spielen, sagte er. Er wolle das Testspiel nutzen, um sich an die Mannschaft heranzutasten.
Die sieben Minuten gegen die Nordafrikaner blieben die einzigen für das grosse Talent. Zwar erhielt der damalige GC-Durchstarter auch für den Test gegen Griechenland im Februar 2013 noch ein Aufgebot, blieb allerdings ohne Einsatz. Dafür kassierte er harsche Kritik von Bosniens Star Edin Dzeko. Dieser twitterte: «Die zwei ‹Schweizer› sollen sich so weit wie möglich von unserem heiligen Land fernhalten.» Gemeint waren Haris Seferovic und Izet Hajrovic. Letzterer konterte kühn und maulte: Wenn Zlatan Ibrahimovic sich für Bosnien entschieden hätte, Dzeko hätte keinen Platz.
Das Band mit der Heimat seiner Eltern schien zerrissen. Doch im Juni 2013 gab es Gespräche mit Bosnien-Herzegowina, im August forderte der Spieler die Freigabe der Schweiz und im September kam er zu seinem Pflichtspieldebüt für Bosnien. Im zweiten Spiel brauchte Hajrovic keine Minute, um in der WM-Qualifikation das wichtige 2:1 gegen die Slowakei zu schiessen.
GC hatte er im Sommer zuvor mit seinem 1:1 und dem verwandelten Elfmeter im Penaltyschiessen gegen Basel zum Cupsieg verholfen. Nach einer überragenden Vorrunde mit sechs Toren und vier Assists in 15 Partien schien die Karriere so richtig lanciert zu werden. Für 3,5 Millionen Euro wechselte einer der wichtigsten Spieler der Grasshoppers zu Galatasaray Istanbul.
Bei den Türken gelangen ihm in den ersten vier Einsätzen ein Tor und drei Assists. So mancher Schweizer hätte sich wohl gewünscht, dass Hajrovic sich für die Schweiz entschieden hätte. Trotz grosser Konkurrenz im Mittelfeld hätte der Flügelflitzer mit dem genialen linken Fuss und den hervorragenden Freistössen für die Nati zumindest eine gute Alternative geboten.
Doch das Glück verliess den damals 22-Jährigen aus Brugg danach schnell. Galatasaray bezahlte keinen Lohn mehr. Hajrovic konnte nach langem Hin und Her ablösefrei zu Werder Bremen wechseln. Nur acht Partien hatte er für den türkischen Grossklub bestritten und Hajrovic war froh, dass ihm in Deutschland eine neue Chance geboten wurde.
Die Erwartungen an der Weser waren hoch – und Hajrovic konnte sie nicht erfüllen. Vielleicht war er nur ein Opfer des Systems. Denn Trainer Robin Dutt wurde kurz darauf entlassen und in Viktor Skripniks Raute hatte es einfach keinen Platz für den Bosnier. Zu 19 Einsätzen und einem Tor reichte es nur. 90 Minuten stand der Offensivmann nie auf dem Feld.
Bremen betonte zwar, dass man an Hajrovic glaube, doch um Spielpraxis zu erhalten, soll er ausgeliehen werden. Eibar war die Destination im Sommer 2015, tiefe spanische Provinz, ein 27'000-Einwohner-Nest im Baskenland. Eibar ist der kleinste Klub, der je in Spaniens höchster Liga spielte.
Eigentlich war der Aussenseiter ein Jahr nach dem sensationellen Aufstieg im Sommer 2015 als Tabellen-18. wieder abgestiegen. Doch weil Elche finanzielle Probleme bekundete, erbte die Truppe den Platz in der Primera Division. In der aktuellen Spielzeit läuft es dem Kleinklub gut. Nie war er in Abstiegssorgen, schnupperte gar am internationalen Geschäft und liegt derzeit im gesicherten Mittelfeld auf Platz 9.
Keine Rolle beim «Wunder« spielt aber Hajrovic. Lediglich vier Mal kam er in der Liga zum Einsatz: fünf Minuten gegen Real Madrid, eine Minute gegen Valencia, 13 Minuten gegen Las Palmas und fünf Minuten gegen Barcelona. Leider alles Heimspiele, sonst hätte er wenigstens sagen können, er habe in den drei grossen Stadien des Landes gespielt. Jetzt sagt er lediglich: «Ich gebe jeden Tag mein Bestes.» Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin versteht die Ersatzspielerrolle nicht: «Sie wollten ihn im Sommer unbedingt.»
Auch in der Nationalmannschaft ist der Ruhm des Siegtores gegen die Slowakei längst vergessen. An der WM kam er zu zwei Einsätzen, in der EM-Qualifikation reichte es für sechs Teileinsätze – darunter zwei Minuten im Hinspiel der Barrage gegen Irland. Für die Märztestspiele wurde der 24-Jährige nicht mehr aufgeboten.
Und auch in Bremen scheint man nicht mehr so richtig zu wissen, was man mit Hajrovic soll. Der Marktwert ist zusammengefallen, Eibar wird die Leihe im Sommer beenden und Eichin sagte vor zwei Tagen – angesprochen auf die vier aktuell ausgeliehen Spieler der Werderaner – dem «kicker»: «Mit drei Spielern sind wir voll und ganz zufrieden.» Der vierte ist Izet Hajrovic.