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Wie Alisha Lehmann an der Zukunft des Fussballs mitwirkt

Wie Alisha Lehmann in der Baller League an der Zukunft des Fussballs mitwirkt

Prominente als Trainer, kurze Spiele in Kleinteams mit Spezialregeln, eine unterhaltsame Show auf Twitch, Youtube, Tiktok und Instagram: Die Baller League und die Kings League erfreuen sich grosser Beliebtheit. Sieht so der Fussball der Zukunft aus?
24.02.2024, 07:09
Raphael Gutzwiller / ch media
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Switzerland's player Alisha Lehmann speaks with Julien Grindat, Videojournalist of Keystone-SDA, during a Media Point at Elba Estepona Gran Hotel, in Estepona, Spain, Wednesday, February 21, 2024 ...
Alisha Lehmann engagiert sich bei der Baller League.Bild: keystone

Die Fans von Eintracht Spandau veranstalten ein Spektakel auf den Rängen, Moritz Leitner dribbelt auf dem Platz für die Las Ligas Ladies, und Max Kruse schreit nach einem Sieg seines Teams Hollywood United in ein Mikrofon. Alles zu sehen in Hochglanz auf Twitch, Tiktok, Instagram und Youtube.

Es sind Szenen aus der Baller League, die den Strassenfussball in den Vordergrund rücken möchte. Die beiden deutschen Fussballprofis Lukas Podolski und Mats Hummels haben die Liga gegründet. Gespielt wird jeden Montag in der Kölner Motorworld. Das Format setzt auf eine Mischung aus Profis, Influencern, Unterhaltungskünstlern, Ex-Profis und Amateurspielern. Manager der Teams sind jeweils die prominentesten Personen für die junge Zielgruppe: Streamer MontanaBlack zum Beispiel, Rapper Kontra K oder Comedian Felix Lobrecht. Aber auch Ex-Profi Kevin-Prince Boateng oder die beiden Fussballerinnen und Instagram-Stars Alisha Lehmann und Ana Maria Markovic.

Auf einem Kunstrasenplatz in einer Halle spielen je sechs Spieler zweimal 15 Minuten gegeneinander. Erhöht wird die Spannung dadurch, dass nach jeweils 12 Minuten pro Halbzeit das Glücksrad gedreht wird. «Gamechanger» heisst es, dadurch ändern sich die Regeln für die letzten drei Minuten. Mal gibt es ein 1 gegen 1, mal ein 3 gegen 3, mal dürfen keine Pässe mehr zurück in die eigene Hälfte gespielt werden oder müssen die Tore mittels Volleyschüsse fallen. Das unterhaltsame Format ist die Antwort darauf, dass viele Jugendliche angeblich kein Fussballspiel mehr über 90 Minuten verfolgen möchten. Angelehnt ist die Baller League an die seit 2022 existierende und überaus erfolgreiche Kings League aus Spanien, die von Gerard Piqué gegründet wurde.

Eine Mischung aus Retro und Moderne

Die neuen Formate verbinden die Gegenwart mit der Vergangenheit. Die Gründer sprechen von «echtem Fussball», von «Budenzauber» und vom «Bolzplatz-Fussball». Tatsächlich erinnert das Format an die legendären Hallenmaster-Turniere, die in den 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre in Deutschland und in der Schweiz stattgefunden haben. Die 90er-Vibes verbinden sich mit der Moderne, die Formate sind in Hochglanz aufgezogen, und es entsteht eine vermeintliche Nähe zu den Stars, wie sie nur die sozialen Medien bieten können.

Promis aus verschiedenen Welten lachen zusammen und freuen sich über fussballerische Höchstleistungen. Und so wird der Entertainmentfaktor einer Übertragung höher als der eines deutschen Bundesligaspiels. «Es ist ein Format für alle, die den Bolzplatz-Fussball lieben und die Hallenturniere von früher», sagt Mats Hummels. Gerard Piqué meint: «90 Minuten sind sehr lang. Man muss kurze und unterhaltsame Inhalte erstellen, denn heutzutage ist das Produkt Fussball selbst veraltet.»

Die Erfolge der neuen Formate sind gross. So verfolgten in der Kings League 1,3 Millionen Fans ein Topspiel, zudem füllt die Liga in den Finalspielen auch mal das Camp Nou in Barcelona. Und auch die Baller League sorgt für grosses Interesse. Auf Twitch ist in Deutschland derzeit kein Kanal auch nur annähernd so erfolgreich wie die Baller League.

Mittendrin in der neuen Form des Fussballs ist mit Alisha Lehmann eine Schweizer Nationalspielerin. Gemeinsam mit Lukas Podolski coacht sie das Team Streets United. Ihre Einladung verdankt sie nicht nur ihren Künsten auf dem Fussballplatz, sondern auch der Tatsache, dass der 25-Jährigen auf Instagram über 16 Millionen Menschen folgen. Auf ihr neues Engagement angesprochen, sagt Lehmann: «Es ist megacool, dabei zu sein.»Das Projekt habe sie überzeugt, es sei sehr unterhaltsam. «Für mich ist es spannend, eine andere Rolle als sonst zu haben im Fussball. Und natürlich hoffe ich, dass ich meine Erfahrungen weitergeben kann und so helfe, dass wir möglichst viele Spiele gewinnen.»

Für ihren Arbeitgeber Aston Villa sei das Engagement kein Problem, sagt Lehmann. «Wenn ich frei habe, darf ich vom Klub aus machen, was ich möchte. Dann ist es kein Problem, wenn ich zur Baller League reise.» Somit ist sie nun montags oft in Köln, um bei der grossen Show dabei zu sein.

Knatsch um hochklassige Amateurfussballer

Derzeit sind in der Liga einige Ex-Profis mit dabei, ansonsten kicken vor allem Amateurfussballer mit. Das birgt Konfliktpotenzial. In der vergangenen Woche trennte sich der deutsche Fünftligist FV Bonn-Endenich von fünf wichtigen Akteuren, da sie bei der Baller League mitmachen. Sportdirektor Markus Köppe erklärte in einem Video-Statement auf der Facebook-Seite des Vereins diesen drastischen Schritt. Die Spieler hätten ohne Rücksprache für das Projekt zugesagt, und erst durch Zufall erfuhren die Verantwortlichen davon. Zu Beginn sei ja alles noch in Ordnung gewesen. Doch, so Köppe: «Das Shine-and-Smile vom ersten Spieltag wurde abgelegt - und es ging richtig hart und intensiv zur Sache. Dieses Verletzungsrisiko unserer Spieler wollen wir als FVE nicht tragen.»

Zudem seien die betroffenen Spieler im Fussball-Alltag nicht mehr bei der Sache gewesen. «Der Fokus auf den Abstiegskampf hat sich völlig verschoben, es ging nur noch um die Baller League», so Köppe. Deshalb hat der Verein die Spieler zu einer Entscheidung gedrängt. Fünf von sechs Spielern wollten in der Baller League bleiben, nur einer trat aus und spielt somit weiter in der fünfthöchsten deutschen Liga.

Schweizer Liga hat noch keine Befürchtungen

Wird die Showliga mit Stars und Sternchen also bald zu einem Problem? Das grosse Interesse an der Liga - auch dank der prominenten Organisatoren - kann die etablierten Fussballligen in Sachen Aufmerksamkeit gefährden. Sollten die Fans künftig lieber die Spiele zwischen Eintracht Spandau und Beton Berlin in der Baller League schauen statt YB gegen Servette in der Super League, dürfte sich das irgendwann auf die TV-Gelder auswirken.

Angst vor dieser Entwicklung hat die Schweizer Fussballliga derzeit noch nicht. Die Liga beobachte die Situation aufmerksam, lässt die Swiss Football League auf Anfrage verlauten. Von einem ähnlichen Projekt in der Schweiz sei derzeit nichts bekannt.

Zumindest im Ausland spriessen weitere Ligen aus dem Boden. In Deutschland gibt es bald die «Icon League» von Real-Madrid-Spieler Toni Kroos. An neuen Formaten für die Zukunft des Fussballs wird fleissig weitergeschraubt.

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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flausch
24.02.2024 09:42registriert Februar 2017
LOL wtf hab ich da gerade gelesen? "Zukunft des Fussballs"?
Hört sich für mich zwar eher nach Pausenplatz gemischt mit Japanischer Gameshow an. Aber ok. Wenn irgendwelche Influenzer damit Schotter verdienen scheints relevant zu sein.
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JTG
24.02.2024 12:29registriert Dezember 2015
Eine Unterdurschnittliche Tschutterin welche sich zu vermarkten weiss. Nicht mehr und nicht weniger.
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