Fünf Tage ist die Fussball-Europameisterschaft in Deutschland bislang alt und sie hält, was sie versprochen hat. Im Gegensatz zur WM in Katar und der auf dem ganzen Kontinent zerstückelten EM nach der Corona-Pandemie kommt wieder tolle Stimmung auf.
Die Schweizer verwandeln Köln in eine Festhütte. Die Niederländer färben Hamburg «oranje». Die Albaner necken die Italiener mit zerbrochenen Spaghetti und die Slowaken feiern ihren überraschenden Sieg gegen Belgien. Es fühlt sich an wie das erste «echte» grosse Fussballturnier seit langem.
It’s 12.40am - nearly two hours after the final whistle in Gelsenkirchen - and tens of thousands of fans are still in a massive queue to get a tram from the stadium to the city. One safety steward, apologising to fans, has branded the organising of tonight’s game “a disgrace” pic.twitter.com/VkNBNG7SBM
— Adrian Rutherford (@arutherfordNI) June 16, 2024
Und trotzdem gibt es in Deutschland ein grosses Ärgernis: der öffentliche Verkehr. Da ist von der sonst so hochgelobten deutschen Effizienz nichts zu spüren. Vor und nach diversen Spielen wurde berichtet, dass insbesondere der öffentliche Nahverkehr überlastet und das Crowd-Management – also die Überwachung und Steuerung der Menschenmassen – gerade um die Stadien mangelhaft war.
Das begann schon beim Eröffnungsspiel in München. Die U-Bahn sei gemäss diversen Medienberichten vollgestopft gewesen und vor dem Stadion sei es zu langen Schlangen gekommen. Gewisse Fans seien stundenlang draussen gestanden.
German efficiency putting on 2 trams an hour for 40,000 spectators after the game 🙃 pic.twitter.com/Un1i7VCUnG
— Harvey 🏴🦅 (@Wheddsta) June 17, 2024
In Köln kam es vor allem nach dem Spiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen Ungarn zu chaotischen Szenen. Das bestätigen auch Mitglieder der watson-Redaktion, die vor Ort waren:
Ähnliches spielte sich auch beim Spiel zwischen England und Serbien in Gelsenkirchen am Sonntagabend ab. Ein Redaktionsmitglied vor Ort bezeichnete den Zustand als «Katastrophe» – insbesondere nach dem Spiel. Sie seien nach dem Schlusspfiff in eine Beiz gegangen und hätten dann um 2 Uhr morgens ein Taxi ins Hotel genommen.
Englische Fans berichteten gegenüber The Athletic von prekären Zuständen an den Tramstationen: «Wenn du am Rand des Perrons standest, musstest du dein ganzes Körpergewicht einsetzen, damit du nicht auf die Gleise fielst.» Auch später am Hauptbahnhof von Gelsenkirchen hätte Chaos geherrscht. Die Züge der Deutschen Bahn seien gar nicht oder nur verspätet in die umliegenden Städte gefahren.
This really isn’t great. Gelsenkirchen main station packed with fans still trying to get away but trains either not turning up or delayed. Game finished almost 3 hours ago. pic.twitter.com/7BgYQs4zPr
— James Olley (@JamesOlley) June 16, 2024
Noch bitterer verlief die EM-Reise für eine Gruppe von Fans aus Österreich. Wegen einer Baustelle fahren zwischen Passau an der deutsch-österreichischen Grenze und Regensburg keine Züge. Eigentlich sollten Bahnersatzbusse im Einsatz sein, doch auch diese fuhren offenbar nicht, wie die «Bild» berichtet.
Chaos in #Passau: Rund 1000 Menschen, vielen in Österreich- und Slowakei-Dressen sind hier gestrandet. Wegen eine Baustelle sollte es Schienenersatzverkehr geben. Aber es kommen keine Busse. Ob wir rechtzeitig nach Düsseldorf kommen? Stay tuned. #EURo2024 pic.twitter.com/35Ur03EeKo
— Dominik Ritter-Wurnig (@DominikWurnig) June 17, 2024
Da in der Folge auch weiter Züge ausfielen, verpassten einige Österreicher die Partie mit Spielzeit um 21 Uhr, obwohl sie am Morgen losgereist waren. Eine DB-Sprecherin hatte gegenüber der «Welt» versprochen, dass mit dem Beginn der Fussball-EM die Hauptstrecken des Fernverkehrs «zum grössten Teil voll befahrbar» sein würden. Trotzdem scheint der ÖV auch während des Turniers für viel Ärger zu sorgen.
Aber wenn es nun ganz Europa am eigenen Leib erfährt und entsprechend berichtet wird das den Politikern in D so unermesslich peinlich, dass sich nun mal etwas bewegen wird.
Ok, ok, lasst mich doch träumen. 😂😂😂
Berlin Wuhlheide?
Fehlanzeige. Eine S-Bahn Station die normal bedient wird. Am besten man fährt 1-2 Stationen raus um dann wieder in die Stadt zu fahren.
München Olympiapark Depeche Mode, dasselbe.
Also Crowdmanagement geht anders.