Sport
Fussball

FCSG Trainer Peter Zeidler spricht vor dem Cupfinal 2022 gegen Lugano

Peter Zeidler an der Medienkonferenz am Donnerstagmittag.
Peter Zeidler an der Medienkonferenz am Donnerstagmittag.bild: screenshot

FCSG-Trainer Zeidler: «Es ist wie an Weihnachten, man zählt die Tage bis zum Cupfinal»

In und um St.Gallen ist die Euphorie vor dem Cupfinal am Sonntag (14 Uhr) riesig. Drei Tage vor dem Saison-Höhepunkt gegen Lugano sprach Trainer Peter Zeidler über Vorfreude, Vorbereitung und Penalty-Qualitäten seiner Goalies.
12.05.2022, 14:2712.05.2022, 15:08
Mehr «Sport»

Daran könnten sie sich in St.Gallen gewöhnen. Schon letztes Jahr standen die Grün-Weissen im Cupfinal, nun erneut. Doch dieses Mal soll es klappen mit dem Traum vom ersten Titelgewinn seit 22 Jahren und vom zweiten Cupsieg nach 1969.

«Noch drei Mal schlafen», sagt Trainer Peter Zeidler am Donnerstagmittag vor den Medien. Die Vorfreude ist auch bei ihm gross. «Es ist wie an Weihnachten, man zählt die Tage bis zum Cupfinal», so der Deutsche, der im August 60 Jahre alt wird. Es ist auch Zeidlers Aufgabe, diese Vorfreude bei seinen Spielern so zu kanalisieren, dass sie einerseits nicht überschwappt und sich andererseits nicht in zu grosse Nervosität verwandelt.

Dieses Mal mit tausenden grün-weissen Fans

«Nervosität ist normal, jeder wird nervös sein, wahrscheinlich ein bisschen mehr als bei anderen Spielen. Aber jeder weiss, dass er sich auf die Kollegen verlassen kann», betont Zeidler. Das Wissen um die eigenen Stärken und das Vertrauen in diese könne dabei helfen, die Nervosität abzulegen.

St. Gallens Trainer Peter Zeidler waehrend dem Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC St. Gallen und Servette FC am Sonntag, 17. Oktober 2021, im Stadion Kybunpark in St. Gallen. (KEYSTO ...
Zeidler ist ein Trainer, der an der Linie mitgeht.Bild: keystone

Der Final 2021 gegen den FC Luzern ging im Corona-bedingt menschenleeren Wankdorf 1:3 verloren. Nun bestimmt die Pandemie nicht mehr unseren Alltag, am Sonntag wird eine grün-weisse Lawine nach Bern rollen und im Stadion für Stimmung sorgen. «Das ist der ganz grosse Unterschied, dass nun unsere Fans dabei sein dürfen», sagt Zeidler. Es ist keine mutige Prognose, zu behaupten, dass im Wankdorf die FCSG-Fans in Überzahl sein und den Ton angeben werden.

«Die Erfüllung eines Traums»

Im letzten Jahr habe er im Vorfeld des Finals eine etwas seltsame Stimmung im Team wahrgenommen, erinnert er sich. «Die Stimmung war beinahe zu angespannt. Klar, wir wollten alle gewinnen, aber es war irgendwie nicht dieses Feuer da, diese Vorfreude, die nötige Konzentration. Ich glaube, das wird in diesem Jahr anders sein.»

Zu verlieren habe der FCSG nichts, meint Zeidler. «Wir haben den Ansatz gewählt, entspannt nach Bern zu reisen. Wir hätten in Yverdon im Halbfinal etwas zu verlieren gehabt, jetzt nicht. Unser grosses Ziel, mit unseren Zuschauern nach Bern zu kommen, haben wir erreicht. Alles, was jetzt noch hinzu kommt, ist die Erfüllung eines Traums.»

L'entraineur st-gallois Peter Zeidler, gauche, et ses joueurs celebrent la victoire apres la demi-finale de la Coupe de Suisse de football entre le club de Challenge League Yverdon Sport FC, YS,  ...
Zeidler und die Spieler feiern in Yverdon den zweiten Final-Einzug in Folge.Bild: keystone

Wie locker seine Mannschaft drauf ist, belegt Zeidler mit einer Anekdote. Als St.Gallen nach dem Spiel bei YB am Dienstag um 01.30 Uhr wieder im eigenen Stadion ankam, machten sich einige Spieler noch auf zum Tischtennis-Tisch. «Im Normalfall müsste der deutsche Trainer da kommen und sagen: ‹Jungs: Regeneration, geht lange schlafen!› Aber die waren so drauf, die Lockerheit ist da.»

Der berühmte «Geist von Spiez»

Am Freitagmorgen bricht die Equipe westwärts auf, Quartier bezieht sie in Spiez. Da, wo schon Deutschlands Weltmeister 1954 weilten, die auch dank dem «Geist von Spiez» sensationell den Titel gewannen. Auch das Team, das 1969 den bislang einzigen Cupsieg des FC St.Gallen errang, hatte sich für die Vorbereitung für Spiez entschieden.

«Ob man es will oder nicht, man ist immer etwas abergläubisch», sagt Zeidler über diese Wahl. «Ich hätte nicht im gleichen Hotel wie letztes Jahr sein können, weil ich dann gedacht hätte, dass wir den Final wieder verlieren.» Im Berner Oberland will er sich Zeit nehmen für Einzelgespräche mit seinen Spielern. Seine Startelf hat er bereits im Kopf, der 20-Mann-Kader steht.

Die Spieler des FC St. Gallen koennen am 26. Mai 1969 in Bern mit dem Pokal jubeln: im Finalspiel im Wankdorfstadion besiegen die Ostschweizer Bellinzona mit 2:0 und werden damit erstmals in ihrer Ver ...
St.Gallen wurde Meister 1904 und 2000 – und feiert hier den einzigen Cupsieg, 1969 einen 2:0-Sieg gegen Bellinzona.Bild: KEYSTONE

Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass Stammgoalie Lawrence Ati Zigi auf der Bank Platz nehmen muss. Im Cup setzt Peter Zeidler auf seine Nummer 2, Lukas Watkowiak. Das bleibt auch im Final so, wenngleich diese Personalie in den letzten Tagen für einigen Gesprächsstoff sorgte. Zigi präsentierte sich zuletzt in grossartiger Form.

Ein normales Fussballspiel – und eben doch ein ganz besonderes

Dass das Thema nicht abgeschlossen ist, zeigte sich bei der Frage eines Reporters, ob Zeidler es sich überlege, Zigi vor einem möglichen Penaltyschiessen einzuwechseln. Davon ist nicht auszugehen. «Wir haben in den letzten Wochen immer wieder Elfmeterschiessen ins Training eingebaut. Ich habe keine Statistik geführt, aber sie sind beim Halten von Penaltys auf dem gleichen Niveau.»

Zigi Watkowiak
Letztes Jahr spielten im Final beide: Watkowiak (rechts) ersetzte Zigi nach rund einer Stunde, weil der sich verletzte.Bild: imago

Die Hauptprobe am Dienstag ging im Finalstadion verloren, St.Gallen unterlag dem entthronten Meister YB 1:4. Die Einstellung habe nicht hundertprozentig gepasst, sagt Zeidler, «man kann das nicht wegreden, so kurz vor dem Cupfinal.» Diesen bezeichnet Zeidler zwar als «normales Fussballspiel» und trotzdem weiss er natürlich, dass es ein ganz besonderes sein wird.

Der Cupsieg wäre der grösste Erfolg in Peter Zeidlers Trainerlaufbahn. «Aber es geht nicht um mich», bekräftigt er, «sondern um unseren Klub. Wer die Begeisterung in der Stadt und in der Region mitbekommt, der weiss: Das wäre ein ganz grosser Tag für unseren FC St.Gallen.»

Wer wird Cupsieger 2022?
An dieser Umfrage haben insgesamt 2336 Personen teilgenommen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Schweizer Cupsieger seit 1990
1 / 38
Alle Schweizer Cupsieger seit 1990

2025: FC Basel – FC Biel 4:1

quelle: keystone / anthony anex
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dieses Jubeln wird die Sportwelt so schnell nicht vergessen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
felixJongleur
12.05.2022 15:11registriert Dezember 2014
FCSG Fan zu sein bedeutet, dass himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sehr nahe beieinander sind. Ich bin extrem nervös auf Sonntag und sehr Euphorisch - aber ganz ehrlich, ich rechne gleichzeitig mit dem Schlimmsten. Schon zu viele Male kamen die Spieler mit dem Druck nicht klar. Sollte es wieder so kommen, dann haben wir ja immer noch das Klosterbräu.
241
Melden
Zum Kommentar
7
    An Gino Mäders Unfallort steht nun eine Gedenkstätte – Radprofis legten Botschaften nieder
    Am Albulapass wird eine Gedenkstätte zu Ehren des vor zwei Jahren tödlich verunfallten Gino Mäders eingeweiht. Die Tour de Suisse gedenkt dem Verstorbenen. Dabei wird eine Skulptur enthüllt.

    Am Donnerstagvormittag, kurz vor dem Start der Königsetappe der Tour de Suisse, versammelten sich im Beisein der Familie rund 150 Radsportfreunde an der Unfallstelle, wo Gino Mäder an der vorletzten Schweizer Landesrundfahrt mit nur 26 Jahren ums Leben kam. In der Linkskurve in der Abfahrt nach La Punt, die ihm damals zum Verhängnis wurde, ist inzwischen ein Erdwall errichtet. Er soll künftige Unfälle verhindern.

    Zur Story