Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC Berlin, wusste genau, bei wem er sich zu bedanken hat: «Vali hat uns gerettet.» Mit fünf Assists, drei Toren und überragenden Leistungen hatte Valentin Stocker in der Rückrunde der Saison 2014/15 grossen Anteil daran, dass sich die Berliner in der Bundesliga den Klassenerhalt sicherten. Ebenso, dass der Ungar Dardai Trainer der Hauptstädter bleiben durfte.
Schnee von gestern. Ein Jahr später ist Stocker von einer Schlüsselrolle in der Hertha-Mannschaft so weit entfernt wie Gökhan Inler von einem Stammplatz beim englischen Sensationsmeister aus Leicester. Zwar kommt der Krienser anders als Inler immerhin zu Teileinsätzen – zu mehr reicht es jedoch nicht. Die EM in Frankreich werden wohl beide Spieler auf dem Sofa verfolgen müssen.
Dass Stocker vor zwei Wochen im Heimspiel gegen Bayern München plötzlich in der Startformation stand, hatte einzig und allein damit zu tun, dass Dardai schon vor dem Vergleich mit dem Rekordmeister die Segel strich und seine Stammkräfte für die folgende Partie gegen Leverkusen schonte. Fakt ist: Seit dem 31. Oktober 2015, als die Hertha in Gladbach sang- und klanglos 1:4 verlor, ist Stocker nur noch Mitläufer.
Beobachter in Berlin begründen Stockers Ausbootung mit der Erfolgswelle, die die Berliner im Anschluss an das Gladbach-Spiel erfasste und die bis in den Frühling anhielt. Für Trainer Dardai gab es – wie für Kollege Claudio Ranieri in Leicester – keinen Grund für Personalwechsel: zum Leidwesen von Stocker und Inler.
Doch anders als die Engländer erlitt die Leistungskurve der Berliner einen Knick. Seit Anfang April schleppt sich die Hertha, einst auf Champions-League-Kurs, durch die Liga und droht am Saisonende sogar den sicher geglaubten Europacup-Platz zu verpassen. Trotz der Baisse seiner Stammspieler sah Pal Dardai keinen Grund, wieder auf Valentin Stocker zu setzen. Was dem 27-Jährigen endgültig zu denken geben muss.
Wie weiter? In Deutschlands Hauptstadt ist es ein offenes Geheimnis: Eine Trennung sehen beide Seiten als wahrscheinlichste Lösung des Problems an. Stocker wird die Hertha verlassen, ausser a) seine Situation sollte sich in den zwei verbleibenden Spielen plötzlich um 180 Grad verändern oder b) er erhält im Sommer kein passendes Angebot von einem anderen Klub.
Praktisch sicher ist, und dies haben Recherchen der «Nordwestschweiz» ergeben: Unter allfälligen Interessenten wird sich nicht der FC Basel befinden. Mit Rot-Blau gewann Stocker von 2007 bis 2014 sieben Meistertitel und drei Mal den Cup. Sein Abschied unter Tränen ist den FCB-Fans noch allgegenwärtig, sie feierten «ihren Vali» mit Sprechchören und besangen seine baldige Rückkehr nach Basel.
Auf eine solche dürfen die Fans weiter hoffen, 2016 aber wird Stockers Weg zu 99 Prozent nicht nach Basel führen. Die Gründe: Es ist zu früh – Stocker will seine Auslandkarriere nicht schon nach zwei Jahren wieder beenden. Und wirklich Bedarf hat der FCB auf Stockers Positionen am linken Flügel und im zentralen offensiven Mittelfeld zurzeit nicht.
Wie von der «Nordwestschweiz» angekündigt, hat der frisch gebackene Schweizer Meister am Mittwoch die Verpflichtung von Blas Riveros bekannt gegeben. Der 18-jährige Paraguayer stösst von Olympia Asuncion zum FCB, ist Linksverteidiger und soll auf dieser Position die Lücke füllen, die Behrang Safari nach seiner Rückkehr nach Schweden hinterlässt.
Herzlich willkommen beim Fc Basel 1893: Blas Riveros! https://t.co/dLew6IL0OK #fcbasel #FCBRiveros25 pic.twitter.com/z5BdPU98cV
— FC Basel 1893 (@FC_Basel) 4. Mai 2016
Auf der Suche nach einem Rechtsverteidiger, um den zurückgetretenen Philipp Degen zu ersetzen, ist der FCB ebenfalls fündig geworden: Omar Gaber kommt vom ägyptischen Spitzenklub Zamalek SC. Zumindest lässt sich aus Fotos schliessen, auf denen Gablers Management im Basler St. Jakob-Park posiert. Zum Gaber-Transfer fehlt noch die offizielle Bestätigung des FCB.