Eine 0:2-Niederlage im Testspiel gegen Ghana ist zwar noch kein Grund, um bereits alle Alarmglocken läuten zu lassen. Schliesslich gab die Schweiz das Spiel erst aus der Hand, als Murat Yakin die Aufstellung mit einigen Auswechslungen komplett durcheinander wirbelte. Und dennoch gab es beim am Ende blassen Auftritt der Nati gewisse Trends festzustellen.
In der ersten Halbzeit liess Nati-Trainer Murat Yakin eine Dreierkette mit Manuel Akanji, Fabian Schär und Eray Cömert laufen und Silvan Widmer und Ruben Vargas auf den Aussenbahnen. Das hat ziemlich gut funktioniert, schliesslich hatte die Schweiz vor der Pause das Spiel einwandfrei im Griff. Erst nach vielen Wechseln und Spielern auf ungewohnten Positionen (Zakaria in der Innenverteidigung) fiel das Konstrukt auseinander.
Die Schweiz verfügt mit Akanji, Schär und Nico Elvedi über drei spielstarke und sich in guter Form befindende Innenverteidiger, die eine hervorragende Dreierkette bilden können. Silvan Widmer ist sich die Rolle auf der rechten Aussenbahn vom Klub gewohnt. Links gäbe es mit Ricardo Rodriguez eine defensive und mit Ruben Vargas eine offensive Variante. Murat Yakin ist aber grundsätzlich ein Liebhaber der Viererkette.
Eray Cömert war die grosse Schwachstelle in der Schweizer Verteidigung. Der Ex-Basler hatte in der ersten Halbzeit Glück, dass bei einem Foul im eigenen Strafraum nicht auf Penalty entschieden wurde. In der zweiten Halbzeit stand er noch viel öfter im Schilf.
Beim ersten Gegentor konnte er den Ball nach der Ecke nicht klären. Beim 0:2 schätzte Cömert einen Ball im Mittelfeld komplett falsch ein und trabte danach dem Gegenstoss der Afrikaner gemütlich hinterher. Mit etwas mehr Einsatz hätte der Verteidiger Gegenspieler Antoine Semenyo vermutlich noch am entscheidenden Abschluss hindern können. In der sonst schon gut besetzten Innenverteidigung hat Cömert keine Argumente für viele Einsätze gesammelt.
Ein häufiger Kritikpunkt am Aufgebot von Murat Yakin war die Anzahl der Aussenverteidiger. Mit Ricardo Rodriguez auf links und Silvan Widmer auf rechts sind nur deren zwei mit dabei. In der 62. Minute wurde Widmer durch Christian Fassnacht ersetzt. Der YB-Akteur gab auf der ungewohnten Position zwar sein Bestes, doch die Defizite waren klar ersichtlich. Ebenfalls beim zweiten Gegentor lässt Fassnacht Gegenspieler Kamaldeen Sulemana viel zu einfach vorbeiziehen. Wenn Widmer ausfällt, könnte die rechte Seite wacklig werden.
Am 9. Oktober, also vor mehr als fünf Wochen, absolvierte Xherdan Shaqiri in der MLS seinen letzten Ernstkampf. Seither hielt er sich im Mannschaftstraining des FC Lugano fit, stand aber nie mehr in einem Spiel auf dem Platz. Das war dem «Zauberwürfel» auch heute gegen Ghana noch etwas anzumerken.
Der 31-Jährige zeigte im Ansatz zwar gelungene Aktionen, doch die Genialität, die er normalerweise mitbringt, ging ihm in diesem Spiel noch ab. Wenn aber ein Schweizer Spieler weiss, wie man aus wenig Spielpraxis das Maximum im Ernstkampf herausholt, dann ist das Xherdan Shaqiri.
Es ist und bleibt eines der grössten Probleme der Schweizer Nationalmannschaft: die Chancenauswertung. Gerade in der ersten Halbzeit hat die Nati das Geschehen in Abu Dhabi eigentlich dominiert. Immer wieder kamen die Spieler von Murat Yakin auch zu guten Chancen. Aber egal, ob Ruben Vargas, Breel Embolo oder Xherdan Shaqiri: Im Abschluss fehlte die nötige Konsequenz, um St.Gallen-Goalie Zigi im ghanaischen Tor überhaupt zu einer Parade zu zwingen.
Zum Abschluss auch noch eine gute Nachricht: Yann Sommer ist nach seiner Fussverletzung wieder fit. Der Nati-Goalie spielte die kompletten 90 Minuten gegen Ghana durch und sagte danach: «Ich musste nicht gross an den Fuss denken. Es geht ihm gut, ich bin glücklich damit.»