Vor ein paar hundert frenetischen Ghana- und rund 30 stillen Schweizer Fans sowie einer Linienrichterin als Teil des Schiedsrichtergespanns aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erzielte Mohammed Salisu nach 70 Minuten den ersten und Antoine Semenyo vier Minuten danach den zweiten Treffer. Beim 0:1 prallte der Ball nach einem Corner von Eray Cömert vor die Füsse des Torschützen, beim 0:2 unterlief Cömert einen Ball und unterliess es Sommer, resolut einzugreifen. Die Gegentore fielen, nachdem Denis Zakaria vom Mittelfeld in die Innenverteidigung gerückt war.
Die Hauptprobe für den WM-Auftakt gegen Kamerun vom 24. November ist den Schweizern damit missglückt. Doch ein Schiffbruch ist es angesichts der vielen Experimente und Rochaden nicht. Nationalcoach Murat Yakin testete in der Abwehr einer Dreierkette und schonte Abwehrchef Manuel Akanji, als die Gegentore fielen. So sagte Yakin nach dem Spiel bei SRF: «Das Resultat wirft uns nicht aus der Bahn. Dieses stand nicht im Vordergrund.» Man dürfe nicht vergessen, dass der letzte Zusammenzug des Nationalteams einige Wochen her ist und man diese Woche jetzt auch zum Testen nutzen wollte. Dennoch sagte beispielsweise Xherdan Shaqiri, dass alle «bis zum Spiel gegen Kamerun noch eine Schippe drauflegen müssen».
Zu den positiven Erkenntnissen gehörte, dass die Dreier-Abwehr in der ersten Halbzeit dichthielt und die Kaltstarter Shaqiri und Denis Zakaria wertvolle Spielminuten sammelten – und dass im arabischen Glutofen bei rund 33 Grad und relativ hoher Luftfeuchtigkeit keiner umkippte. Yakin freute sich darüber, dass Shaqiri «jetzt einmal wieder 90 Minuten in den Beinen hat». Und auch der Offensivspieler, der seit dem Saisonende in den USA Anfang Oktober keinen Ernstkampf mehr bestritten hat und in den letzten Wochen beim FC Lugano mittrainierte, freute sich über das Spiel: «Es war schön, wieder mal auf dem Platz zu sein und 90 Minuten zu spielen.»
Wichtig war auch, dass Yann Sommer nach seiner Verletzungspause erstmals wieder auf dem Feld stand. Um seinen Fuss mache er sich keine Sorgen, wie er nach dem Spiel sagte: «Es geht ihm gut und ich bin glücklich damit.» Es sei wichtig gewesen, im Spiel zu sehen, dass der Fuss halte. «Heute hat mir ein gutes Gefühl gegeben.»
Naturgemäss minimierten die Nationalspieler im WM-Probelauf im 43'000 Zuschauer fassenden Zayed Sports City Stadium jegliches Verletzungsrisiko. Dennoch machte der kurze Abstecher nach Abu Dhabi für Yakin und die Mannschaft durchaus Sinn. Die Spieler erfuhren etwa, wie es an der WM im subtropischen Katar-Klima im Wettkampf mit der Hitze sein könnte – wobei sie noch gar nicht wissen, ob in den Partien gegen Brasilien und Serbien das im dortigen Stadion 974 vorhandene Kühlsystem aktiviert sein wird. Mit diesem würde die Temperatur laut FIFA auf gleich 20 Grad heruntergedrosselt.
Yakin hielt sich bei der Gelegenheit für verschiedene Experimente nicht zurück. Obwohl er einiges bereits angedeutet hatte – etwa dass der bei Eintracht Frankfurt und im Nationalteam in den letzten Wochen und Monaten stark beanspruchte Djibril Sow eine Pause bekommen und Aussenverteidiger Ricardo Rodriguez aufgrund einer Prellung eher kürzer als länger zum Einsatz gelangen dürfte – beinhaltete seine Startelf einige Überraschungen.
Insbesondere probte Yakin ein 3-5-2 mit Ruben Vargas auf der dünn besetzten linken Aussenbahn. Ein durchaus nachvollziehbarer Zug, weil er für Rodriguez keinen etatmässigen linken Verteidiger als Ersatz in sein 26-köpfiges WM-Aufgebot berufen hatte. Es ist ein Gamble, der auf den ersten Blick ein grösseres Risiko birgt. Die Trainer haben im Fall von Verletzungen die Möglichkeit, Spieler bis 24 Stunden vor dem ersten WM-Spiel nachzunominieren.
In der zweiten Halbzeit, in der Nico Elvedi Akanji und Noah Okafor Breel Embolo ersetzten, tauschte überdies zuerst Zakaria die Position mit Granit Xhaka, ehe Zakaria in die Verteidigung zurückrückte. Xhaka spielte dann ein Stück offensiver, ähnlich wie in dieser Saison bei Arsenal. Shaqiri, der seinen ersten Match seit Anfang Oktober bestritt und als Stürmer neben Breel Embolo agierte, hätte zu Beginn der zweiten Halbzeit das 1:0 aufgelegt, hätte Okafor nach seinem guten Steilpass nicht über das Tor gezogen.
Ghana - Schweiz 2:0 (0:0)
Zayed Sports City Stadium, Abu Dhabi. 400 Zuschauer. SR Eisa (UAE).
Tore: 70. Salisu 1:0. 74. Semenyo 2:0.
Ghana: Ati Zigi; Lamptey (79. Seidu), Amartey, Salisu (77. Aidoo), Baba; Abdul Samed, Owusu (62. Kyereh); Afriyie (62. Sowah), André Ayew (62. Semenyo), Jordan Ayew; Williams (62. Sulemana).
Schweiz: Sommer; Akanji (46. Elvedi), Schär (65. Seferovic), Cömert; Widmer (62. Fassnacht), Freuler (46. Aebischer), Xhaka, Zakaria, Vargas (62. Steffen); Embolo (46. Okafor), Shaqiri.
Bemerkungen: Schweiz komplett.
Verwarnungen: 60. Widmer. 67. Sulemana. (nih/sda)
PS: tragen unsere Fake-Fans auch Kuhkostüme und Käsehüte?