Etwas vorweg zum Klarstellen: Bei den USA fehlten im Testspiel gegen die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft einige grosse Namen. Christian Pulisic bat Trainer Mauricio Pochettino um eine Pause nach der langen Saison, Antonee Robinson leidet an einer Knieverletzung und die beiden Spieler von Juventus Turin, Weston McKennie und Timothy Weah, bereiten sich mit ihrem Klub bereits für die Klub-WM vor. Mit Johnny Cardoso und Malik Tillmann waren nur zwei der zwölf wertvollsten Spieler bei den Testspielen gegen die Schweiz und die Türkei dabei.
Nati-Trainer Murat Yakin sagte selbst noch vor dem Spiel: «Klar, spielt man am liebsten gegen die Besten. Es ist allerdings auch nicht immer einfacher, wenn Backup-Spieler auf dem Platz stehen, die motiviert sind, ihre Chance zu packen.» So wirklich hat im Test gegen die Schweizer aber niemand überzeugt. Bereits nach 35 Minuten und dem vierten Treffer der Eidgenossen waren die USA gebodigt.
US-Trainer Pochettino nahm die Niederlage nach dem Spiel auf seine Kappe. «Ich bin der Schuldige. Wenn sie mich kritisieren wollen, nur zu», sagte der Argentinier nach der Partie an der Pressekonferenz. Den Spielern wollte Pochettino keinen Vorwurf machen. «Wir wollten, dass die gesamte Mannschaft Spielminuten bekommt», sagte der Nationaltrainer.
Seine Spieler nahm Pochettino in Schutz. Zudem war er sich bewusst, dass es für einige junge Spieler eine schwierige Aufgabe gegen die Schweiz war: «Wir können den Spielern nicht die Schuld für diese erste Halbzeit geben. Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft aufzubauen. Das ist meine Verantwortung. Es ist nicht meine Aufgabe, den Spielern die Schuld zu geben. Aber ich denke, dass es für junge Spieler wichtig ist, zu sehen, dass es sich um ein hohes Niveau handelt. Sie müssen mehr geben.»
Deutliche Kritik gab es hingegen von den TV-Experten. Gegenüber TNT sagte der 122-fache-Nationalspieler DaMarcus Beasley: «Ich habe noch nie ein US-Team gesehen, das in einer Halbzeit so schlecht gespielt hat.» Ähnlich tönte es auch bei Kommentator Brian Dunseth: «Es ist nicht der fehlende Wille, sondern das fehlende Können, mit den Gegnern zu konkurrieren.»
Der 53-jährige Pochettino übernahm das Traineramt beim US-Team im September 2024 und startete stark – feierte unter anderem vier Siege in Serie. Doch seit der Nationalmannschaftspause im März folgten vier Niederlagen in vier Spielen. Zum letzten Mal verloren die US-Amerikaner vor 18 Jahren viermal hintereinander. Die schlechte Phase kommt ausgerechnet wenige Tage bevor der Gold Cup, das Kontinentalturnier des nord- und mittelamerikanischen Verbands, startet. Dieser findet parallel zur Klub-WM statt und wird ebenfalls hauptsächlich in den USA ausgetragen (ein Gruppenspiel findet in Vancouver statt).
Auch bei den Fans scheint der Hype bislang nicht richtig angekommen zu sein. Ein Blick auf die spärlich besetzte Tribüne beim gestrigen Testspiel reicht für diese Feststellung. Immerhin sah es durch die farbigen Plätze ein wenig so aus, als wäre das Stadion nicht so schlecht besucht. Auch beim Gold Cup scheint das Interesse gering zu sein. Für das Eröffnungsspiel in San José gegen Trinidad & Tobago hat es noch viele Tickets zu kaufen. Dies, obwohl die Partie im kleinsten Stadion des Turniers stattfinden wird.
Bei The Atlethic erzählt Journalist Adam Crafton, dass die kommende Fussball-WM ein Jahr vor dem Eröffnungsspiel kaum wahrgenommen wird. «Ich lebe seit etwas mehr als einem Jahr in New York City und kann nicht mehr zählen, wie viele Leute nicht wissen, dass das MetLife-Stadium, nur wenige Kilometer entfernt in New Jersey, das Endspiel der Fussballweltmeisterschaft 2026 ausrichten wird. Ich kann mir eigentlich keinen anderen Ort auf der Welt vorstellen, an dem dies der Fall wäre.»
Noch bleiben den US-Amerikanern genau 365 Tage, bis das grösste Fussballturnier der Welt starten wird. Für Pochettino ist trotz der Krise klar: «Die Fans werden uns an der Weltmeisterschaft unterstützen.»
Überraschung, die ignoranteste Bevölkerung der Welt ist ignorant...