Die Kameras in den Fussballstadien lieben ihn. Auch an der Europameisterschaft in Deutschland waren immer wieder Bilder von Paul Gregory zu sehen. Bei eurem liebsten News-Portal diente der Engländer gar einige Male als Teaser-Bild. Der Grund dafür ist offensichtlich: Der 62-Jährige sieht einfach so perfekt englisch aus. Mit seinem Körperbau, seinen Tattoos und der Glatze ist er ein Bilderbuch-Engländer.
Seine grossen Leidenschaften sind die Three Lions und Sheffield Wednesday, obwohl er in Wolverhampton geboren wurde und aufgewachsen ist. Doch als er 1979 erstmals zu einem Spiel der «Owls» ging, war es um ihn geschehen. «Ich habe mich in die Leute und den Ort verliebt», sagte Gregory im Gespräch mit The Sportsman. Mittlerweile ist er eigentlich bei jedem Spiel im Hillsborough Stadium anzutreffen.
Dabei verfolgt er das Geschehen auf dem Rasen stets oben ohne – bei Wind und Wetter. Gregory scheint die Kälte nichts anzuhaben, wie er einmal erzählte. Entstanden sei der Oben-ohne-Spleen bei einem Derby gegen Sheffield United im FA Cup, das er mit seinem Schwiegervater besuchte. «Es war bitterkalt», berichtete er einmal in einem Podcast, «mein Schwiegervater fror, aber ich spürte die Kälte nicht.» Deshalb habe er ihm seinen Mantel gegeben, doch der Schwiegervater zitterte noch immer. «Also habe ich ihm gesagt: ‹Nimm mein T-Shirt.›»
@yeswecrann90 The unmissable’Tango’ talks us through his iconic toplessness and his nickname on the latest Owls Heaven… He was a good sport about taking his shirt off for this! #SWFC #sheffieldwednesday #sheffwed #podcast #sheffield #bbc ♬ original sound - Joe Crann
Natürlich war der Mann mit freiem Oberkörper in der Eiseskälte ein gefundenes Fressen für die TV-Kameras und andere Medien. Ab da behält er sein Oberteil im Stadion nur selten an. Selbst bei –15 Grad hätte er einmal ohne T-Shirt im Stadion gesessen. Dies trägt zusätzlich zum Mythos des «Tango Man» bei. Den Spitznamen bekam er bei einem Auswärtsspiel gegen Crystal Palace verpasst. Dort habe er neben einem Freund gestanden, der in Gregorys Worten «etwas umfangreicher» war als er, als die gegnerischen Fans zu sangen begannen: «Du dicker Bastard.»
Daraufhin neckte ihn sein Freund, indem er ihn darauf hinwies, dass die Fans wohl Gregory meinen würden, was der «Tango Man» mit der Antwort quittierte: «Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut?» Danach habe er sein T-Shirt ausgezogen und die «Tango»-Rufe hätten begonnen. Gregory erklärt den Grund dafür selbst zwar nicht, möglicherweise dient jedoch das Maskottchen des Getränks «Tango», dem Gregory in den Augen der gegnerischen Fans ähnelte, als Inspiration. Seither trägt er diesen Spitznamen.
Und dieser ist nicht nur in Sheffield, sondern England-weit bekannt. Auch, weil er seit der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien regelmässig an grosse Turniere reist. Das Schöne an den Spielen Englands ist für Gregory, «dass wir zusammenhalten, egal welchen Klub wir supporten». So verstehe sich der sympathische und offenherzige Allesfahrer mit Fans verschiedenster Vereine. Mit deren Hilfe konnte er gar einen Baum «erklimmen».
Selbst bei der WM in Katar war er dabei, wobei er dort ein T-Shirt tragen musste. Nachdem der 114-Kilo-Mann von einem Ordner darauf hingewiesen wurde, dass er seinen freien Oberkörper in dem muslimischen Land nicht in der Öffentlichkeit präsentieren dürfe, entschuldigte sich Gregory und erklärte: «Ich wollte niemandem gegenüber respektlos sein.»
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— Football Tweet ⚽ (@Football__Tweet) November 29, 2022
An der EM in Deutschland darf er sich aber wieder getrost in seinem gewöhnlichen Dresscode zeigen. Meist dabei ist seine Frau Rachel. Die beiden sind auch beim Final vom heutigen Sonntagabend (21 Uhr) im Berliner Olympiastadion dabei, wie Gregory auf X ankündigte.
Der grösste Traum des Transport-Managers, der sich aufgrund seines Aussehens auch schon mal genötigt sah, sich von rechtsradikalen Ansichten zu distanzieren, ist derselbe wie bei jedem englischen Fussballfan: Dass die Three Lions endlich wieder einen Titel gewinnen. Sollte dies gegen Spanien gelingen, dürfte «Tango Man» Paul Gregory nicht die einzige Person mit freiem Oberkörper im Stadion sein.
Mache dies mit einer Person vom afrikanischen Kontinent und es wäre Rassismus