Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Nach der epochalen 1:2-Niederlage Argentiniens gegen Saudi-Arabien machte ein Video die Runde, dessen Inhalt umgehend in den Wortschatz vieler Fussballfans aufgenommen wurde.
Als ein asiatischer Fernsehreporter nach dem Spiel vor dem Stadion eine Einschaltung machte, näherten sich ihm saudische Fans. Sie liefen vor die Kamera und stellten dem etwas verdutzten TV-Mann wiederholt die Frage: «Where is Messi?»
“Excuse me, where is Messi?” 💀 pic.twitter.com/3dfqBxlwsc
— Complex Sports (@ComplexSports) November 23, 2022
In ihrer Euphorie brachten die saudischen Fans auf den Punkt, was die Welt zuvor gesehen hatte: einen Lionel Messi, der gehemmt schien. Sein 92. Länderspiel-Tor war jenes zum 1:0, doch das hatte nicht gereicht. Nach der schnellen Wende der Saudis nach der Pause brachten die Argentinier nur noch wenig zustande.
Gegen Mexiko war Messi also gefordert. Die Ausgangslage war klar: Bei einer weiteren Niederlage war das Weiterkommen schon nicht mehr möglich. Und das als einer der grossen Favoriten auf den Titel, der vor der Sensation gegen Saudi-Arabien in 36 Spielen ungeschlagen blieb.
Und Messi lieferte. Zwar zeigte er nicht seine beste Partie. Aber als er Mitte der zweiten Halbzeit für einmal ein wenig Raum hatte, nutzte er dies aus. Der Chef persönlich war für das wegweisende 1:0 verantwortlich.
Rund 25 Meter vom Tor entfernt wird Messi von seinem alten Spezi Angel di Maria angespielt. Mit seinem linken Fuss lässt er den Ball, der fies aufspringt, kurz bevor er bei ihm ankommt, abtropfen. Zwei, drei kleinen, schnellen Schritten lässt er einen strammen Schuss folgen. So scharf und so platziert, dass Mexikos Kult-Keeper Guillermo Ochoa ihn nicht erreichen kann. Ein grossartiges Tor eines grossartigen Champions.
Der Jubel des introvertierten Superstars sprach Bände. Ausgelassen feierte Messi mit seinen Mitspielern und den Fans auf den Rängen das Tor. In Doha werden die Geräte der Seismologen einen Ausschlag registriert haben, eine Last, schwer wie ein Felsbrocken, fiel in diesem Moment von Messi.
Zu dieser Erlösung kam eine historische Komponente hinzu, die man für ein unwesentliches Detail halten kann – oder aber für ein Zeichen von oben deuten mag. In seinem 21. Spiel an einer WM schoss Lionel Messi sein achtes Tor. Das sind die beiden exakt gleichen Werte, die Diego Armando Maradona erreichte, die unerreichte Ikone der «Albiceleste». Erst am Freitag war der zweite Todestag jenes Mannes, der für jeden Argentinier der Grösste war.
Maradona führte Argentinien 1986 zum WM-Titel. Messi hat sich und seinem Land diesen Traum bei bisher vier Teilnahmen nicht erfüllen können. Nun im fünften Anlauf lebt die Hoffnung weiter. Zum Abschluss der Vorrunde kommt es zum Duell mit Polen. Um ohne fremde Schützenhilfe in die Achtelfinals zu gelangen, braucht Argentinien einen Sieg.
Gegen Mexiko hat Lionel Messi dem grossen Druck standgehalten. Er hat geliefert, als alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Und so macht nun dieses Meme die Runde:
— Out Of Context Football (@nocontextfooty) November 26, 2022