Die Meinungen waren schnell gemacht. Cristiano Ronaldo erhielt beim Auftaktspiel Portugals gegen Ghana primär deshalb einen Penalty, weil er Cristiano Ronaldo ist.
Erst nach drei oder vier Wiederholungen der Szene war festzustellen, dass der Superstar vielleicht doch nicht von einem Bonus profitierte, sondern dass ihn der Ghanaer Mohammed Salisu tatsächlich foulte. Ronaldo trat selber an, verwandelte gegen Torhüter Lawrence Ati Zigi vom FC St.Gallen sicher zum 1:0 und traf damit als erster Fussballer an fünf WM-Turnieren.
Ghanas Nationaltrainer Otto Addo schäumte nach dem Spiel und betonte, das sei nun wirklich kein Penalty gewesen. «Vielleicht, weil es gegen Ronaldo ging», mutmasste er, beklagte, dass sich der VAR nicht wenigstens meldete, und sprach von einer «Sauerei».
Mit dieser Meinung war Addo bei weitem nicht alleine. Doch mit Sunday Oliseh äusserte ausgerechnet ein ehemaliger Mitspieler bei Borussia Dortmund eine gegenteilige Ansicht. Das ist deshalb bemerkenswert, weil der Nigerianer Oliseh ein Mitglied der Technischen Studiengruppe (TSG) der FIFA ist. Er spricht also für den Weltverband.
Oliseh betonte bei einem Medientermin der TSG am Samstagmorgen in Doha gemäss BBC, wie schlau sich Ronaldo im Zweikampf verhalten habe. «Man kann sagen, was man will, aber die Cleverness, auf den richtigen Moment zu warten, um den Ball vor dem Verteidiger zu berühren, das Bein danach weiterzuführen und den Kontakt zu provozieren, das war absolut genial.»
Please sir who touched de ball first???
— Bosoka Junior Wonderful (@flow_junio) November 26, 2022
Did Salisu kicked Ronaldo b4 touching de ball???
Did he push Ronaldo too??? pic.twitter.com/HavmwN5zdd
Man sollte den Stürmern generell ein Kompliment dafür machen, dass sie schlauer geworden seien, führte Oliseh weiter aus, auch deshalb gebe es mehr Penaltys als früher. Aber nicht nur: «Der VAR ist auch ein Grund, weshalb es mehr Penaltys gibt. Die Schiedsrichter können drei- oder viermal hinschauen.»
Geleitet wird die TSG vom langjährigen Arsenal-Trainer Arsène Wenger. Der Gruppe gehören unter anderem auch Jürgen Klinsmann, Deutschlands Weltmeister von 1990, und der ehemalige Schweizer Nationaltorhüter Pascal Zuberbühler an.