Sein letztes Spiel ist schon anderthalb Wochen her, doch am Dienstagabend wurde Jürgen Klopp vom FC Liverpool und seinen Fans noch einmal gebührlich verabschiedet. Beim Event vor 11'000 Anhängerinnen und Anhängern bedankte sich auch der Trainer erneut für die Unterstützung während seiner knapp neun Jahre an der Anfield Road, die mit einem Titel in der Premier League, dem Gewinn der Champions League 2018/19 sowie mehreren Cupsiegen sehr erfolgreich verlaufen waren.
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Schon als er auf die Bühne trat, wurde der 56-jährige Deutsche mit stehenden Ovationen empfangen, was ihn sichtlich berührte. Als die Fans dann immer wieder das ihm gewidmete Lied «I'm so glad that Jürgen is a Red» sangen, brachen alle Dämme. Klopp konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Vor seinem Abschiedsspiel an der Anfield Road gegen Wolverhampton hatte Klopp betont, wie sehr er den Klub, die Stadt und vor allem die Fans liebe. Diese zeigten einmal mehr, dass es ihnen mit Klopp genauso geht und sangen: «Jürgen sagte mir, dass wir die Premier League gewinnen werden. Ich liebe ihn und mir geht's gut.»
Klopp schwärmte an dem hochemotionalen Abend aber nicht nur vom Liverpooler Anhang, sondern auch von den Verantwortlichen im Klub sowie den Besitzern. Als er von einem der Moderatoren danach gefragt wurde, ob die Investoren von der Fenway Sports Group ihn finanziell ausreichend unterstützt hatten, sagte Klopp: «Könnt ihr euch Liverpool mit einem unbegrenzten Budget vorstellen? Stellt euch vor, Mbappé, Bellingham und Haaland würden hierherkommen. Das wären doch nicht mehr wir, es würde nicht passen.» Er sei zufrieden mit dem, was der Klub in Klopps Amtszeit gewonnen hat, denn: «Wir sind den Liverpool-Weg gegangen und haben es auf unsere Weise getan.»
Dies sei bei anderen Klubs anders, weshalb Liverpool froh sein könne, solche Besitzer zu haben, wie Klopp fand. Dann fügte er gemäss Guardian an: «Nicht solche Typen, die Londoner Klubs und einige andere gekauft haben. Ich hätte mit denen kein Jahr überlebt.» Obwohl er keinen Klub beim Namen genannt hat, dürfte er Chelsea gemeint haben, als er kritisierte: «Gewisse Leute denken immer, das Gras auf der anderen Seite ist grüner. ‹Grossartige Entwicklung, aber nicht gut genug. Entlasst ihn!› Ein Jahr später heisst es wieder: ‹Entlasst ihn!› Dann spielen sie endlich wieder guten Fussball und sie entlassen den Trainer trotzdem.»
In einem solchen Klima sei es schwer, als Trainer zu arbeiten. Chelsea, das unter Besitzer Todd Boehly noch nicht so recht zur Ruhe kommt und mit Enzo Maresca nun den vierten Trainer in den letzten zwei Jahren verpflichten will, war aber nicht der einzige Klub, der auf Klopps Abschiedsfeier sein Fett weg bekam. Auch Rivale Manchester United musste den Kopf hinhalten.
A special event to end an incredible time at the Reds.
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Danke, Jürgen. pic.twitter.com/WnuxOB807R
Der frühere Dortmund-Trainer schien nämlich nicht gerade begeistert davon zu sein, wie die Red Devils mit Jadon Sancho umgegangen sind. Erneut ohne Namen zu nennen, sprach Klopp davon, dass man sich auch hinter Spieler stellen müsse, die eine schwierige Zeit oder eine Krise durchmachen. Selbst wenn die ganze Welt den Glauben an einen Spieler verliert, müsse der Trainer derjenige sein, der ihm das Vertrauen ausspricht. «Ich kann nicht einfach in dieses ‹Er ist nutzlos›-Gequatsche einsteigen, wie es andere Vereine getan haben. Einen Spieler für 85 Millionen Euro zu kaufen und ihn dann zu verleihen.»
Bei seinem letzten «Goodbye» aus Liverpool scheute sich Klopp also nicht vor klaren Worten. Gleichzeitig machte er den Fans Hoffnung, dass er doch noch einmal zurückkehren könnte – aber nur für eine weitere Feier. Nämlich dann, wenn die 115 Anklagen gegen Manchester City wegen angeblicher Verstösse gegen die Finanzregularien der Premier League tatsächlich Konsequenzen hätten und Liverpool die beiden Meistertitel aus den Saisons 2018/19 und 2021/22 zugesprochen bekäme. Damals wurden die Reds mit einem Punkt Rückstand Zweiter. Klopp sagte dazu: «Wenn es eine Parade gibt, komme ich. Egal, wie lange es dauert.»