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Wie Cristiano Ronaldo immer stärker an seinem eigenen Denkmal sägt

Cristiano Ronaldo of Al-Nassr celebrates after scoring a goal during the Roshn Saudi League 2023 - Al Ittihad v Al-Nassr at Prince Abdullah Al-Faisal Sports City in Jeddah, Saudi Arabia. Alexandre Net ...
Er ist jetzt auch in Saudi-Arabien Rekordhalter – Cristiano Ronaldo findet das natürlich grossartig.Bild: www.imago-images.de
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Wie Cristiano Ronaldo immer stärker an seinem eigenen Denkmal sägt

Während Lionel Messi in den USA das Leben geniesst, wirkt Cristiano Ronaldo von der einstigen Rivalität noch immer völlig besessen. Das schadet seinem Image.
28.05.2024, 16:3620.12.2024, 14:00
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Cristiano Ronaldo ist einer der talentiertesten und besten Fussballer der Geschichte. Daran gibt es keinen Zweifel – zumindest für die meisten Fans dieses Sports. Der Portugiese selbst scheint jedoch zu glauben, dies immer noch beweisen zu müssen. Und zwar, indem er sich selbst hochjubelt.

Anders ist sein neuster Anfall von Überheblichkeit kaum zu erklären. Dass er mit nun 35 Toren in einer Saison einen neuen Bestwert für die saudische Pro League aufgestellt hat, feiert er in den sozialen Medien mit den Worten: «Ich folge nicht den Rekorden, die Rekorde folgen mir.» Wenig überraschend wird ihm diese Aussage von vielen als Arroganz ausgelegt.

Es ist ja nicht so, als hätte der 39-Jährige in seiner fantastischen Karriere nicht eine Menge Rekorde gebrochen und aufgestellt. Jedoch ist sein neuster wohl einer der am wenigsten beeindruckenden. Wie sich Ronaldo aufgrund dessen nun aber als grösster aller Rekordhalter inszeniert, lässt einen mit leichter Verwunderung und einem irritierenden Gefühl zurück.

Irgendwie scheint es nämlich, als könnte der grosse CR7 noch immer nicht so ganz akzeptieren, dass ihn Manchester United Ende 2022 nicht mehr wollte und er auch sonst von keinem europäischen Topklub ein passendes Angebot bekam. Deshalb muss er sich und seine Errungenschaften in der Wüste selbst so hochstilisieren, damit sie ja nicht vergessen gehen.

Verstärkt wird dieses Gefühl dadurch, dass Ronaldo in Saudi-Arabien in diesem Jahr schon zweimal negativ aufgefallen ist. Besonders die obszöne Geste, die er nach «Messi»-Rufen in Richtung einiger Fans machte, lässt ihn als leicht reizbare Figur dastehen. Als Profisportler mit solch einer Routine sollte er eigentlich darüberstehen können – zumal er von den gegnerischen Fans auch in der Vergangenheit bestimmt nicht verschont wurde.

Doch seit Ronaldo nicht mehr auf dem höchsten Niveau spielt, scheint etwas mit seinem früher so grossen Selbstbewusstsein passiert zu sein. Auch sein Ausraster im April, bei dem er kurz die Faust ballte in Richtung des Schiedsrichters, der ihm gerade die Rote Karte gezeigt hatte, wirft Fragen auf.

Nach der obszönen Geste in Richtung der Fans schrieb The Athletic im Februar von einem fragilen Ego, das eigentlich traurig sei für jemanden, der so viel erreicht hat. Dass ihn die Rivalität mit Lionel Messi noch immer so stark wurmt, sei schade. Zumal diese kein echtes Thema mehr ist, nun da keiner der beiden mehr in Europa spielt und sie seit 2018 nicht mehr in derselben Liga sind.

Eigentlich sollte sich Ronaldo damit gar nicht mehr beschäftigen. Doch wenn er sich für einen im Vergleich zu seinen früheren Errungenschaften eigentlich belanglosen Rekord auf diese Weise feiert, scheint die Rivalität noch immer mitzuschwingen. Während Lionel Messi es sich in den USA gutgehen lässt und bei Inter Miami ebenso starke Leistungen zeigt wie Ronaldo bei Al-Nassr, wirkt Letzterer extrem verbissen.

Damit sägt er an seinem eigenen Denkmal, das aufgrund von fünf Champions-League-Titeln, einem EM-Triumph, insgesamt sieben Meisterschaften in England, Spanien und Italien sowie fünf Gewinnen des Ballon d'Or eigentlich riesig ist. Und das ist nicht nur schade, sondern fast ein bisschen peinlich.

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Die Karriere von Cristiano Ronaldo
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Die Karriere von Cristiano Ronaldo
2002 stieg Cristiano Ronaldo als 17-Jähriger in den Profifussball ein. In seiner ersten Saison bei Sporting Lissabon erzielte er in 25 Spielen drei Treffer und machte die Scouts aus England aufmerksam. Am Ende der Spielzeit wechselte er zu Manchester United.
quelle: epa lusa / andre kosters
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80 Kommentare
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Ohniznachtisbett
28.05.2024 17:20registriert August 2016
Man stelle sich vor: Ronaldo, der btw in seinem Leben schon eine gute Milliarde verdient hat, hätte nach ManU gesagt: "Sporting, wenn ihr mich wollt, ich komme für einen symbolischen Euro, spiele noch solange es geht, danach geh ich in den Staff". Er hätte sich unsterblich gemacht. Er hat sich aber für 200 Mio. aus Saudi Arabien entschieden. Sagt eigentlich alles.
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Tsherish De Love aka Flachzange
28.05.2024 16:43registriert September 2020
Seitdem er bei Utd anfieg zu täubeln, wars dahin mit seinem Status als Fussballikone. Der Wechsel in die Wüste machte ihn endgültig zum toreschiessenden Tubbel.
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Hundshalter Leno
28.05.2024 16:59registriert September 2023
Fragiles Ego trifft es ganz gut. Als ManUtd Fan und Ronaldo Fan erster Stunde schmerzt es mich zwar zu sagen, aber ich hätte glaub lieber die Karriere von Messi als die von Ronaldo.
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